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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Eingang wartete seelenruhig ein vier Fuß großer
Teddybär mit honiggelbem Fell und dunklen, intelligenten
Knopfaugen. Er trug eine hellrote lange Hose und einen Umhang in der gleichen Farbe, und um den Hals hatte er einen
langen hellblauen Schal geschlungen. Der Teddybär sah warm
und freundlich aus und erweckte einen ausgesprochen vertrauenswürdigen Eindruck, was man von seinem Begleiter nicht
gerade behaupten konnte. Dieser war gut über sechs Fuß groß
und steckte in einem langen, schmutzigen Trenchcoat, an dem
die Hälfte der Knöpfe fehlte. Er sah halbwegs menschlich aus –
wenn man von den Hufen absah, sowie von den Klauenhänden
und dem großen Ziegenschädel mit den langen, geschwungenen Hörnern und dem ständigen bösen Grinsen im Gesicht. Das
graue Fell war dort, wo man es sehen konnte, schmutzig und
stumpf, und in den Augen funkelte eine gefährliche Wildheit.
    Finlay und seine Begleiter verharrten vor dem Eingang. Sie
drängten sich dicht zusammen und rührten sich nicht. Was
auch immer sie erwartet hatten, das hier jedenfalls nicht. Julian
hätte den Gehörnten am liebsten auf der Stelle niedergeschossen; doch irgendwie brachte er es nicht fertig. Irgend etwas an
den beiden, dem Teddybären und dem Gehörnten … Julian trat
einen Schritt vor und sah von dem Bären zu dem Gehörnten
und wieder zurück.
    »Ich kenne Euch«, sagte er heiser. »Ich kenne Euch doch,
oder nicht?«
»Selbstverständlich kennst du uns«, sagte der Teddybär mit
herzlicher, verständnisvoller Stimme. »Alle Kinder kennen
uns.«
»Ihr seid Reineke Bär und der Seebock«, sagte Julian. »Die
Freunde und Idole eines jeden Kindes.«
»Genau!« sagte Evangeline und trat neben Julian. Ihre Augen
waren auf den Bären gerichtet. »Ich hatte all Eure Abenteuer,
als ich noch ein … Kind war. All die Wunder und die phantastischen Welten! Ich erinnere mich. Es gab Bücher und Zeichentrickholos und interaktive Spiele, die sich um Eure Abenteuer in den Goldenen Ländern drehten. Ich erinnere mich …«
»Ja, schön. Uns gibt es schon eine ganze Weile«, unterbrach
sie der Seebock . »Nicht, daß wir je eine königliche Hoheit zu
Gesicht bekommen hätten, glaubt das ja nicht. Doch so ist das
eben, wenn man nicht real ist und sich keinen guten Anwalt
leisten kann.«
»Ihr seid Automaten«, sagte Finlay. »Mechanische Apparate
mit einprogrammierten Verhaltensweisen in der Gestalt beliebter Kinderfiguren.«
»Nein«, antwortete der Seebock . »Wir sind nur Spielzeug.
Wir sind alle nur Spielzeug hier.«
»Willkommen im Sommerland«, sagte Reineke Bär. »Oder
dem, was davon noch übrig ist. Wir sind hier, weil wir uns um
Euch kümmern wollen.«
»Wir müssen unbedingt ein Interview mit den beiden haben«,
flüsterte Tobias zu Flynn. »Reineke Bär und der Seebock, live
und in Lebensgröße. Die Leute sind wie verrückt nach diesem
nostalgischen Zeug. Verdammt , was werden wir sonst noch
alles auf dieser Welt treffen? Die Gedankenboggler.«
»Ich mochte das Wort Boggler schon immer«, sagte der Seebock. »Ich schätze, es sind die beiden Gs. Ich mag auch das
Wort Marmelade. Es macht so interessante Dinge mit dem
Mund. Maaaarmelllaaade.«
Giles sah die anderen an. »Ihr kennt diese beiden Gestalten?
Sie waren schon zu meinen Lebzeiten Klassiker. Wenn sie immer noch populär sind, dann ist das Imperium vielleicht doch
nicht so heruntergekommen, wie ich die ganze Zeit über gedacht habe.«
»Wir sind schwer loszuwerden«, sagte der Seebock. »Niemals ganz in Mode, nie ganz aus der Mode, aber auch nie ganz
vergessen, das sind wir. Irgendein Schlaumeier versucht immer
wieder, uns zu modernisieren; aber das funktioniert nicht, und
am Ende kommen sie immer wieder auf die Klassiker zurück.
Das ist auch der Grund, warum wir hier gelandet sind. Ich
glaube nicht, daß unser Schöpfer, wer zur Hölle er auch gewesen sein mag, ganz am Anfang der Zeit, sich jemals hätte träumen lassen, was hier geschehen würde. Komm jetzt, Bär, wir
wollen dafür sorgen, daß sich die Bande in Bewegung setzt.
Bald wird es Abend, und nachts wird es draußen meist
schlimm.«
»Halt, einen Augenblick noch«, sagte Finlay. »Niemand geht
irgendwohin, bevor wir nicht ein paar Antworten erhalten haben. Fangen wir damit an, wer zur Hölle diese Soldaten getötet
und ihre Köpfe auf Pfähle gespießt hat.«
»Die bösen Spielsachen«, antwortete Reineke Bär. »Die bösen Spielsachen haben jeden hier umgebracht. Inzwischen wissen sie

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