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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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was er je gesehen hatte. Intelligent, zielstrebig, aber nicht menschlich. Er
konnte ihre Bewußtseine spüren, doch er vermochte ihre Gedanken nicht zu deuten. Und doch war an ihnen etwas Vertrautes, als wäre er ihnen früher schon einmal begegnet. Julian zog
sich fluchtartig zurück. Es war eine instinktive Schutzreaktion,
und auf der Flucht stolperte sein Geist über etwas anderes, so
nah, daß er es vorher glatt übersehen hatte. Der Schock stieß
ihn in seinen Körper zurück, und er verbarg den Kopf in den
Händen und stöhnte laut. Evangeline trat rasch zu ihm.
»Was ist? Was habt Ihr gesehen?«
»Wir sind nicht allein«, antwortete er mit schwerer Zunge.
»Es gibt ein zweites Schiff, keine zwanzig Fuß von uns entfernt. Es liegt unter dem Gras vergraben. Und es ist voll mit
Toten. Gebt den anderen Bescheid.«
Mit vereinten Anstrengungen gelang es ihnen, im Laufe der
nächsten Stunde die Luftschleuse des anderen Schiffs auszugraben. Sie war verschlossen, und die Energiespeicher waren
leer; deshalb mußten sie die Außenluke mit der äußeren Handsteuerung öffnen. Im Innern herrschte Dunkelheit . Sämtliche
Systeme waren tot. Sie warteten ungeduldig, während Finlay
zur Wilden Rose zurückkehrte und Lampen holte. Niemand
verspürte das Bedürfnis, ohne Licht weiter vorzudringen. Julian murmelte noch immer irgend etwas von Toten vor sich hin.
Langsam tasteten sie sich durch dunkle Gänge voran, und
nach und nach enthüllten ihre hüpfenden Lichtkegel die Geheimnisse des Schiffs. Es war eine Imperiale Pinasse. Sie
stammte wahrscheinlich von dem Sternenkreuzer im Orbit.
Irgend jemand hatte das Schiff wie wild beschossen, doch es
war trotzdem sicher gelandet. Die Rebellen durchsuchten die
Pinasse vom Bug bis zum Heck; aber sie entdeckten kein Zeichen von Leben. Sie fanden nichts als Blut. Altes, getrocknetes
Blut. Dunkel und schwer und über den gesamten Innenraum
verteilt. Die innere Hülle war noch intakt, trotz aller Beschädigungen, die die Pinasse während der Landung erlitten hatte.
Also mußte, was auch immer geschehen war, nach der Landung stattgefunden haben.
»Diese Blutflecken sind schon lange trocken«, sagte Tobias.
»Was auch immer hier runtergekommen ist, es ist vorbei. Ich
schätze, daß der Krieg irgendwo anders weitertobt.«
Finlay entnahm den Speicherkristall mit dem Logbuch der
Pinasse und brachte ihn zur Wilden Rose zurück. Dann ließ er
die letzten Einträge über den Hauptschirm laufen. Die Pinasse
war tatsächlich von dem Imperialen Sternenkreuzer Erlösung heruntergeschickt worden, der die Quarantäne überwachte. Sie
hatte eine Besatzung von zwanzig Mann gehabt, alles trainierte
Elitetruppen, Aufklärer der Marineinfanterie. Sie waren Harkers Signal zu der Boje gefolgt und direkt neben seiner Kapsel
gelandet. Danach gab es keine Logbucheintragungen mehr.
»Sie hatten die gleiche Idee wie wir«, sagte Tobias. »Und
seht nur, was mit ihnen geschehen ist.«
»Wir wissen nicht, was mit ihnen geschehen ist«, unterbrach
ihn der erste Todtsteltzer gereizt. »Wir wissen bisher nicht, was
mit irgendeinem der Vermißten geschehen ist.«
»Jedenfalls ergibt nichts von alledem einen Sinn«, sagte
Evangeline. »Falls das Aufklärungsteam getötet wurde, wo
sind dann die Leichen? Und warum hat man das Schiff statt der
Leichen beerdigt?«
»Noch mehr Geheimnisse«, sagte Giles. »Ich hasse Geheimnisse. Nach unseren Sensoren zu urteilen, befindet sich eine
Art Gebäude direkt hinter dem Horizont, von hier aus in Richtung Osten. Ich würde sagen, wir gehen hin und riskieren einen
Blick. Vielleicht finden wir dort ein paar Antworten. Oder wenigstens ein paar Hinweise.«
»Was ist mit den beiden Kontakten, die ich entdeckt habe?«
erkundigte sich Julian. »Sie sind ganz definitiv irgendeine Art
von Lebensform, und sie sind in unsere Richtung unterwegs.«
»Falls Ihr etwas zu sehen bekommt, das keiner von uns und
auch nicht Harker ist, dann habt Ihr meine Erlaubnis, zuerst zu
schießen und dann erst zu fragen, wenn überhaupt«, knurrte
Finlay. »Auf dieser Welt ist nur eines sicher: nämlich daß wir
keine Freunde hier unten haben. Diese Ecke von Hakeldamach
mag vielleicht ruhig und friedlich erscheinen, aber das heißt
noch lange nicht, daß wir dem Frieden trauen dürfen. Bleibt
wachsam. Auf dieser Welt sterben Menschen.«
Und so brachen sie auf und marschierten über die Grasebene
davon. Zur einer anderen Zeit oder auf einer anderen Welt wäre
es vielleicht

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