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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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die Wand des Salons und begann nun seinerseits Fragen zu stellen, während Flynn alles filmte. Der Lohn für seine
Bemühungen bestand in einer Reihe nicht besonders einfallsreicher Flüche, und so trat Giles herbei und übernahm das Verhör.
Niemand hatte etwas dagegen einzuwenden; aber das hatte
Giles auch nicht erwartet.
»Warum habt ihr uns angegriffen?« verlangte er von dem
Kopf zu wissen.
Der Spielzeugkopf war von einem strahlenden Blau, und er
besaß spitze Ohren und übergroße Augen. Wahrscheinlich sollte er ursprünglich einmal niedlich und elfenhaft wirken , doch
inzwischen sah er eher aus wie ein Dämon. Der Kopf lachte bei
Giles’ Frage und entblößte dabei eine Reihe spitzer Zähne. Das
Geräusch war rauh und künstlich, und es besaß nicht den
Hauch menschlicher Emotionen. Die Augen des Spielzeugs
schienen nur aus dunklen Pupillen zu bestehen, und sie fixierten jetzt den Todtsteltzer.
»Ihr seid der Feind. Der ewige Feind. Menschen und Menschenfreunde. Glaubt nur ja nicht, ihr hättet hier irgend etwas
gewonnen. Ihr entkommt uns nicht. Wir werden euch finden,
und wir werden euch töten. Alle miteinander. Und wenn wir es
nicht schaffen, dann eben die anderen.«
»Die anderen?« fragte Giles und begegnete gelassen dem
wilden Blick der dunklen unmenschlichen Augen.
»Wir haben viele Freunde«, antwortete der Kopf. »Sie warten
überall am Weg auf euch. Wir wissen, woher ihr kommt und
wohin ihr wollt. Wir haben unsere Augen und Ohren überall.
Ihr werdet den Roten Mann niemals erreichen. Wir erlauben
das nicht.«
»Wie lautet dein Name?« fragte Tobias.
Der Kopf lachte ihm ins Gesicht. »Mein Name? Namen sind
Menschensache. Unsere Identitäten sind austauschbar, genau
wie unsere Körper. Wir haben keine Ahnung, wer wir sind, und
das gefällt uns.«
»Was weißt du über Harker?« fragte Giles geduldig. »Erzähl
mir, was du über den Roten Mann weißt, und warum ihr so fest
entschlossen seid, uns nicht zu ihm gehen zu lassen.«
»Ich muß deine Fragen nicht beantworten, Mensch.« Der
Kopf spuckte Giles ins Gesicht. Der Todtsteltzer zuckte nicht
einmal zusammen.
»Ich kann dich zum Reden zwingen«, sagte er. »Sieh mich
an, Spielzeug.«
Er beugte sich vor und starrte in die dunklen Augen des abgetrennten Kopfes. Seine Gegenwart war mit einemmal überwältigend, furchteinflößend und schrecklich, als wäre etwas
Unerwartetes und unendlich Machtvolles hinter der Maske des
Todtsteltzers hervorgekommen. Reineke Bär und der Seebock
wichen zurück, und Tobias mußte sich mit aller Macht zusammenreißen, um nicht das gleiche zu tun. Flynn drohte, sekundenlang die Kontrolle über seine Kamera zu verlieren; doch er
filmte weiter. Der Kopf gab ein hohes wimmerndes Stöhnen
von sich: ein verängstigtes, erbarmungswürdiges Geräusch wie
von einem Kind, das gefoltert wurde. Giles entspannte sich
plötzlich wieder, und die überwältigende Präsenz war genauso
plötzlich verschwunden, wie sie gekommen war. Der Kopf
hatte die Augen fest geschlossen.
»Also schön«, sagte er leise. »Wir haben Angst vor dem Roten Mann. Noch nie kam jemand von ihm zurück. Niemals.
Selbst unsere fanatischsten Brüder und Schwestern nicht. Nach
allem, was wir wissen, hebt er tief im Wald seine eigene Privatarmee aus. Es heißt, er würde dem Krieg ein Ende bereiten.
Oder sogar der ganzen Welt. Es heißt auch, er sei verrückt, so
verrückt, wie nur ein Mensch es sein kann, und er steckt die
Spielsachen mit seinem Wahnsinn an.
Ich kenne euch Menschen. Ihr würdet versuchen, mit ihm zu
reden, und am Ende wärt ihr genauso wahnsinnig wie der Rote
Mann. Genauso verrückt wie der Rote. Und wer weiß, wie
mächtig er erst sein wird, wenn er andere Menschen um sich
hat, die ihm helfen. Menschen, die genauso wahnsinnig sind
wie er. Also liegen wir auf der Lauer, überall am Großen Fluß.
Ihr werdet den Dunklen Wald niemals lebend erreichen!«
»Wir wollen den Roten Mann mitnehmen«, sagte Giles. »Wir
wollen ihn mit uns nehmen, weg von dieser Welt. Ist es nicht
das, was ihr euch wünscht?«
Der Kopf lachte nur. »Ihr lügt. Menschen lügen immer. Niemand weiß das besser als wir. Ihr sagt, ihr liebt uns, wenn ihr
herkommt und mit uns spielt; doch am Ende geht ihr immer
wieder weg und laßt uns zurück. Wir sind schließlich nur
Spielsachen, die man benutzt und hinterher wegwirft. Ihr habt
uns nie geliebt. Und dafür werdet ihr bezahlen. Alle zusammen.«
»Ich glaube, wir haben genug gehört«,

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