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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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knurrte Giles. »Das
hier ist für Julian.«
Er nahm den Kopf hoch und drückte seine Daumen fest in
die Augen des Spielzeugs. Die großen Augäpfel platzten, und
die empfindlichen Sensoren darin wurden zerstört. Der Kopf
heulte kläglich. Giles zog seine Daumen wieder zurück und
schleuderte den kreischenden Kopf über die Reling in den
dunklen Fluß, wo seine Kameraden ihn wiederfinden und bergen würden oder auch nicht. Giles sah zu den anderen, doch
weder Menschen noch Spielzeuge hatten etwas zu sagen. Dann
lehnte er sich gegen die Reling.
»Nicht so aufschlußreich, wie ich eigentlich gehofft hatte«,
sagte er leise. »Habe ich vielleicht irgend etwas übersehen?«
»Vielleicht eine Sache«, meinte Tobias. »Warum nennen sie
Eurer Meinung nach Harker den Roten Mann?«
»Sie sagen, er sei verrückt«, erwiderte Giles. »Gefährlich
verrückt. Vielleicht ist Rot ein Hinweis auf Blut?«
»Und wir werden ihn treffen«, sagte der Seebock. »Wir haben immer so ein Glück.«
»Halt die Klappe, Bock«, sagte Reineke Bär, doch es klang
nicht unfreundlich.
    Sie setzten die Fahrt flußabwärts fort und passierten verlassene
Schlachtfelder und tote Spielzeuge. Der Krieg war hiergewesen
und weitergezogen. Das ununterbrochene Grollen entfernter
Explosionen kam nach und nach immer näher. Die Missis Merry Truspott fuhr an Spielzeughäusern vorüber: Schlösser und
Burgen, Blockhäuser und rosenumrankte kleine Landhäuser.
Alle waren niedergebrannt und lagen in Trümmern. Linker
Hand lag ein Gutshof, komplett mit Scheunen und Gattern für
künstliche Tiere. Die Tiere waren längst verschwunden, und
die Gebäude waren in Brand gesteckt worden. Nur die Knochen menschlicher Skelette waren in der schwarzen Asche
noch zu erkennen. Man hatte sie auf dem brennenden Hof an
Pfähle gebunden und ihrem Schicksal überlassen.
    Je näher die Missis Merry Truspott dem Dunklen Wald kam,
desto unübersehbarer wurden die Zeichen des Krieges. Überall
lagen die zerfetzten Körper toter Spielzeuge. Ihre leeren Augenhöhlen starrten in einen blauen Himmel hinauf, und niemand vermochte zu sagen, ob es gute oder böse Spielzeuge
gewesen waren; es kümmerte auch niemanden. Das Schiff fuhr
weiter, und der Tag wich dem Abend und schließlich der
Nacht.
    Sie entdeckten ein offenes Feld, das vom Krieg anscheinend
verschont geblieben war, und steuerten ans Ufer. Die Menschen hatten ein dringendes Bedürfnis nach frischer Luft und
sehnten sich nach einer Gelegenheit, die Glieder zu strecken.
Die Spielzeuge verstanden es nicht, aber sie erhoben auch keine Einwände dagegen. Obwohl niemand etwas gesagt hatte,
war nicht zu übersehen, das die Nähe des Waldes ihnen Angst
einjagte, und die Spielzeuge waren genauso froh über eine Pause wie die Menschen.
    Die Nacht war klar und kalt; also errichteten sie aus herumliegenden Ästen ein Feuer und ließen sich im Kreis darum nieder. Es war eine ausgesprochen friedliche Szene wenn man
vom nicht enden wollenden Donnergrollen des entfernten
Krieges absah. Der schläfrige Mond mit seiner Zipfelmütze
leuchtete am Himmel, und auch die fünfzackigen Sterne waren
wieder zurückgekehrt.
    Sie mußten Julian vom Schiff tragen. Der Energieschub, den
Giles ihm gegeben hatte, war längst aufgebraucht, und die Verletzungen machten dem jungen Esper mit zunehmender Kälte
immer mehr zu schaffen. Trotzdem erweckte er einen zuversichtlichen Eindruck. Er saß so dicht am Feuer, wie er nur
konnte, und röstete an einem Stöckchen Marshmallows. Links
und rechts von Julian saßen Reineke Bär und der Seebock, und
sie bemühten sich nach Kräften, den jungen Esper durch ihre
Gegenwart aufzumuntern. Der Bock verbrannte wiederholt
seine Marshmallows, weil er zu sehr mit Reden beschäftigt
war, um auf das Feuer zu achten. Der Bär verzehrte sie trotzdem, um des lieben Friedens willen. Finlay saß den dreien gegenüber und hatte Evangeline an seiner Seite, wie immer. Tobias und Flynn hatten jeder drei Stöcke und stopften sich
Marshmallows in den Mund, so schnell sie nur gar wurden.
Gleichzeitig hielt Tobias Halloweenie auf Trab, der hin und her
rannte und immer neue Marshmallows anschleppte. Der kleine
Skelettjunge war nicht mehr ganz so flink wie früher, mit all
den vielen Splinten und Klammern, die seine Knochen zusammenhielten, doch er war nach wie vor glücklich, wenn er sich
nützlich machen konnte. Giles hatte sich ein wenig abseits von
den anderen niedergelassen. Er rauchte eine

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