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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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bedenkt.«
Sie lächelten einander an und versanken in den Augen des
anderen. Plötzlich war der Salon mit ihrer Liebe erfüllt. Tobias
kam der Gedanke, daß vielleicht jetzt eine gute Gelegenheit
sei, Antworten auf ein paar Fragen zu erhalten, die ihm schon
lange auf der Zunge brannten, solange die beiden noch in derart guter Stimmung waren.
Er gab Flynn einen verstohlenen Wink, die Kamera einzuschalten, und Flynn nickte zum Zeichen, daß er verstanden
hatte. Die Kamera auf seiner Schulter bewegte sich nicht, doch
das einzelne rote Auge erwachte wieder zum Leben.
»Was ist das eigentlich für eine Geschichte mit diesem Giles
Todtsteltzer?« erkundigte sich Tobias nebenbei. »In seiner Geschichte oder seinem Lebenslauf findet sich kein Hinweis auf
irgendwelche Esperbegabungen. Ganz sicher hat niemand in
seiner Blutlinie jemals eine Spur von ESP gezeigt, mit Ausnahme von Owen. Ich habe gesehen, wie er auf der Nebelwelt
ganz erstaunliche Dinge vollbracht hat.«
»Es war das Labyrinth«, sagte Finlay. »Das Labyrinth des
Wahnsinns . Giles und Owen und ein paar andere begegneten
ihm auf der verlorenen Welt Haden.«
»Ihr meint, sie wurden durch einen Apparat der Hadenmänner verändert?«
»Nein. Irgend etwas viel Älteres. Es verändert die Menschen,
die hindurchgehen. Es macht mehr aus ihnen. Fragt mich nicht
nach Einzelheiten; ich weiß nämlich nichts. Der Untergrund
weiß Bescheid, aber sie sagen uns nicht mehr, als wir unbedingt wissen müssen. Und Leute wie Ihr oder ich müssen gar
nichts wissen. Und jetzt schaltet Eure Kamera wieder aus und
macht, daß Ihr wegkommt, bevor ich entschieden habe, in welche Eurer Körperöffnungen ich das Ding schieben soll. Quer,
wenn Ihr versteht, was ich meine.«
»Vollkommen«, sagte Tobias. »Laß uns gehen, Flynn.«
»Ich bin schon längst weg«, sagte der Kameramann, und gemeinsam verließen sie den Salon zwar nicht gerade fluchtartig,
aber doch beinahe. Draußen schlossen sie die Tür hinter sich
und atmeten zuerst ein paarmal tief durch.
»Ich glaube nicht, daß er die Sache mit der Kamera im
Scherz gemeint hat«, sagte Flynn. »Meinst du, es war ein
Witz?«
»Höchstwahrscheinlich nicht«, antwortete Tobias. »Finlay
Feldglöck hat einen weiten Weg hinter sich, wenn man bedenkt, daß er einmal der größte Wäscheständer des gesamten
Imperiums gewesen ist. Trotzdem, wenn ich’s mir genau überlege, war der Zeitpunkt wohl doch nicht so gut geeignet, um
ein paar Fragen zu stellen.«
»Das konnte dich früher auch nie aufhalten«, sagte Flynn.
»Stimmt«, gestand Tobias. »Komm, laß uns gehen und nachsehen, was die Spielsachen als nächstes im Schilde führen.«
Nicht weit von den beiden entfernt lehnte Giles Todtsteltzer
an der Steuerbordreling und starrte in die dunklen Limonadenfluten des Großen Flusses. Der Kapitän hatte die Missis Merry
Truspott wieder unter Kontrolle gebracht, und das Schiff nahm
beständig Fahrt auf. Giles versuchte, sich an das Gefühl des
Teleportierens zu erinnern, doch es entzog sich ihm. Es war,
als wäre die Erfahrung zu mächtig für seinen Verstand, um
damit klarzukommen, es sei denn in schierer Not. Es war zuviel für einen menschlichen Verstand. Nur, daß Giles im Grunde genommen kein wirklicher Mensch mehr war, seit er zusammen mit den anderen das Labyrinth des Wahnsinns durchschritten hatte. Er war etwas … etwas anderes geworden, und
seine neue Fähigkeit der Teleportation war erst der Anfang;
dessen war er vollkommen sicher. Und obwohl er weit von den
anderen entfernt war – räumlich gesehen –, war er im Unterbewußtsein noch immer mit ihnen verbunden, und er wußte,
daß auch sie sich veränderten, auf eine andere, beängstigende
Art und Weise. Er fragte sich, was aus ihm werden würde, was
aus ihnen allen werden würde, und ob das Endprodukt noch
irgend etwas mit einem Menschen gemeinsam haben würde.
Auch fragte er sich, warum ihm der Gedanke nur halb so viel
Angst machte, wie er eigentlich sollte.
Plötzlich hörte er lautes, ärgerliches Stimmengewirr, und er
ging in die entsprechende Richtung, um nachzusehen, was vorgefallen war. Unten am Heck hatten Reineke Bär und der Seebock einen abgeschlagenen Spielzeugkopf gefunden. Er war in
einer Ecke eingeklemmt gewesen, wo der PSI-Sturm ihn nicht
hatte packen können, und jetzt verhörten die beiden ihn, indem
sie ihn wie einen Fußball übers Deck traten und ihm Fragen
zubrüllten. Tobias beruhigte die beiden, dann stellte er den
Kopf vor

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