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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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benebeln, wenn wichtige Arbeit auf mich wartet.«
    »Das ist aber eine sehr engstirnige Einstellung, mein lieber
Beckett«, sagte Valentin leichthin und sog den köstlichen Duft
seiner Rose ein, während er kurz an einem der Blütenblätter
knabberte. »Ich habe oft die Erfahrung gemacht, daß die richtigen Substanzen in der richtigen Menge und Mischung die Gedanken eines Mannes positiv anregen und zu größerer Klarheit
und besserem Verständnis führen können. Ich habe schon viele
Einsichten gewonnen, während rings um mich herum alles in
Dunkelheit zu verschwinden drohte. Wenn Ihr nur die Dinge
sehen könntet, die ich schon gesehen habe, mein lieber General, und die zahllosen Wunder, die sich mir enthüllt haben! Ich
reite auf meinem erweiterten Bewußtsein wie auf einem ungezügelten Pferd, und ich zertrample niedrigere Seelen unter
meine Hufen. Allerdings stehe ich – für den Augenblick jedenfalls – völlig zu Euren Diensten. Ich sterbe fast vor Neugier,
alles über Eure Mission hier über Virimonde zu erfahren.«
    »Da müßt Ihr schon warten, bis die anderen sich ebenfalls
endlich einzufinden geruhen«, erwiderte Beckett stumpf, ohne
in die Falle zu tappen. »Die Befehle der Imperatorin waren
recht deutlich.«
    »Gott schütze unsere Imperatorin!« sagte Valentin. Er schlug
ein langes, weiß gekleidetes Bein über das andere und ließ es
leise vor- und zurückschwingen, und das Licht glänzte auf seinen spiegelglatt polierten Schuhen. Beckett kam der Gedanke,
daß der Wolf aussah wie eine Federzeichnung. Ganz genau die
Art von Figuren, die man in Benimmbüchern fand – wahrscheinlich mit dem Wort Ausschweifung darunter. Beckett
bewunderte insgeheim die Ruhe des Wolfs, selbst wenn die
Ursache dafür aller Wahrscheinlichkeit nach in einer Pillenschachtel zu suchen war. Mit dem Debakel auf Technos III und
der völligen Zerstörung seiner Fabrik für den neuen Hyperraumantrieb hatte die Erfolgssträhne des Valentin Wolf einen
ernsthaften Dämpfer erhalten. Einst war der Wolf-Clan eine der
führenden Familien des Imperiums gewesen, und Valentin hatte einen festen Platz zur Rechten der Eisernen Hexe gehabt.
Heute war er bei Hofe gerade noch geduldet, und das auch nur,
weil die anderen sich über ihn amüsieren konnten. Die Produktion des neuen Hyperraumantriebs war dem Clan Chojiro übertragen worden, der von Grund auf neu beginnen mußte. Das
hatte der Löwenstein überhaupt nicht gefallen. Die Eiserne
Hexe hätte den neuen Antrieb lieber gestern als heute in den
Schiffen der Flotte installiert.
    Die beiden für das Fiasko auf Technos III verantwortlichen
Wolfs, Daniel und Stephanie, waren wie vom Erdboden verschwunden und hatten Valentin allein die Schuld untergeschoben, die er mit einem Schulterzucken, einem Kopfschütteln und
einem charmanten Lächeln auf sich genommen hatte. So etwas
passierte halt.
    Jeder andere wäre vielleicht ruiniert gewesen und in Ungnade
gefallen, und wahrscheinlich hätte er sogar den Kopf verloren.
Doch Valentin Wolf war aus anderem Holz geschnitzt. Er hatte
sämtliche finanziellen Verluste aus der eigenen Tasche ausgeglichen, ohne mit der Wimper zu zucken, seine verschwundenen Geschwister in aller Öffentlichkeit enterbt und mit einer
Trumpfkarte zurückgeschlagen, von deren Existenz nur die
wenigsten auch nur etwas geahnt hatten. Valentin besaß Zugang zu einer geheimen Quelle extrem fortschrittlicher Technologien, und nur das hatte ihn heute hierher geführt und ihm eine
Chance eröffnet, sich in Löwensteins Augen zu rehabilitieren.
    Valentin hatte niemandem verraten, daß seine geheime Quelle die abtrünnigen KIs von Shub waren, die offiziellen Feinde
der Menschheit. Es hätte nur unnötige Aufregung verursacht.
    Der Türsummer ertönte erneut, und die Tür öffnete sich auf
Becketts Befehl hin. Es erschien der Hohe Lord Dram, Oberster Krieger des Imperiums und offizieller Gemahl der Imperatorin persönlich, auch genannt der Witwenmacher , wenn auch
nur hinter seinem Rücken. Er war groß, geschmeidig, muskulös
und gekleidet in das übliche Schwarz. Außerdem trug er wie
immer eine Kampfrüstung. Dram verbeugte sich vor General
Beckett und nickte Valentin einen knappen Gruß zu. Beckett
erwiderte Drams Gruß. Der Wolf winkte jovial mit den langen
weißen Fingern. Dram gab vor, es nicht gesehen zu haben, und
machte es sich in dem am weitesten von Valentin Wolf entfernt
stehenden Sessel mit lang ausgestreckten Beinen bequem.
Dram

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