Todtstelzers Krieg
Schlachthöfen aushauchen,
ohne jemals die Sonne gesehen zu haben. Durch Schläuche
ernährt , lobotomisiert , damit es Ruhe hielt , und von Maschinen
geschlachtet. Landwirtschaft und Landschaft waren nicht mehr
nötig. Keine Bauernhöfe, keine Bauern. Alles würde von Lektronen gesteuert werden. Man würde die Bauern zusammentreiben und zu anderen Welten deportieren, wo sie in Fabriken
nützlichere Arbeit verrichten würden. Die geplante Fleischproduktion würde schon im ersten Jahr um das Tausendfache steigen, und der Umbau würde sich in weniger als zehn Jahren
amortisiert haben.
Und so lautete Löwensteins Plan für die friedliche grüne
Welt Virimonde. Es war eine Zukunft, in der es keinen Platz
mehr gab für Menschen und die Arbeit ihrer Hände. Die letzte
Szene auf dem großen Bildschirm war eine Lektronensimulation dessen, wie die neue Welt Virimonde aussehen würde: eine
Landschaft voller endloser Ställe und Fabriken, mit dichtem
schwarzem Rauch, der aus den Verbrennungsöfen der
Schlachthöfe aufstieg, wo Knochen und Hufe und andere nicht
verwertbare Dinge gekocht und geschmolzen wurden, um daraus Leim herzustellen. Nichts würde in der vollautomatisierten
Welt verschwendet werden.
Der Schirm wurde dunkel, und die Nachricht war zu Ende.
Der Steward hüstelte höflich, um David daran zu erinnern, daß
er noch immer zugegen war.
»Irgendwelche Fragen, Mylord?«
»Hat sie ihr bißchen Verstand jetzt ganz verloren?« brauste
David auf. »Glaubt sie wirklich, ich ließe da s da mit mir machen? Sie kann doch nicht einfach so eine ganze Welt mitsamt
ihrer Kultur zerstören! Die Menschen hier haben eine Tradition, die Jahrhunderte zurückreicht!«
»Sie sind nur einfache Bauern, Mylord«, erwiderte der Steward gelassen. »Ihre einzige Pflicht und ihr Sinn besteht darin
zu arbeiten und zu dienen, ganz gleich wo, und dem Befehl der
Imperatorin zu gehorchen. Die neue Methode der Viehzucht
wird viel effizienter sein. Ich habe hier die voraussichtlichen
Zahlen für die nächsten zehn Jahre, falls Ihr einen Blick darauf
werfen möchtet.«
»Stopft Euch die Zahlen sonstwo hin! Dieser ganze Plan ist
falsch! Das hier ist eine von Menschen besiedelte Welt und
keine Niederlassung von Shub!«
»Ihr solltet stolz sein, Mylord! Virimonde wird der erste derartige Planet. Die Prototypwelt. Sobald sich der Wert der Methode hier bestätigt hat, werden sämtliche anderen Agrarwelten
auf die gleiche Weise umgewandelt. Euer Reichtum wird sich
vervielfachen!«
»Wen kümmert das schon?« knurrte David und brachte sein
Gesicht ganz dicht vor das des Stewards. »Wer will schon über
eine stinkende Fabrikwelt herrschen? Nein, diese Obszönität
wird auf gar keinen Fall stattfinden. Nicht, solange ich der
Lord von Virimonde bin!«
»Was kannst du schon dagegen unternehmen?« fragte Kit.
»Ich meine, sie ist die Imperatorin! Sie trifft die Entscheidungen. Streite mit ihr, und sie erklärt dich zum Verräter, genau
wie sie es mit Owen getan hat.«
»Sie würde niemals einen ganzen Planeten zerstören«, sagte
David. »Oder doch?«
»Ganz bestimmt sogar«, erwiderte Kit. »Es ist noch gar nicht
so lange her, daß sie die Welt Tannim für abtrünnig erklärt hat
und den ganzen Planeten sengen ließ. Oder hast du das vergessen?«
David runzelte die Stirn. Er erinnerte sich nur allzu gut. Milliarden von Menschen hatten sterben müssen. Eine ganze Zivilisation war in Flammen aufgegangen , weil die Imperatorin es
befohlen hatte. »Dabei ging es um Politik«, sagte er. »Das hier
ist etwas ganz anderes.«
Kit zuckte die Schultern. »Ob du es glaubst oder nicht: Das
ist Ansichtssache.«
»Ja«, gestand David. »Ich weiß, warum sie das tut. Warum
sie ausgerechnet mit meiner Welt anfangen will. Es kommt
daher, daß ich ein Todtsteltzer bin, und weil Owen einen so
großen Sieg auf der Nebelwelt errungen hat. Sie kann ihm
nichts anhaben, also läßt sie ihre Wut an mir aus, diese kindische Kuh. Nein, Kit! Ich werde ihr das auf gar keinen Fall
durchgehen lassen!«
»Und was, bitteschön, willst du dagegen unternehmen?«
fragte Kit ernst.
»Ich fürchte, nichts, Mylord«, mischte sich der Steward ein.
Seine Stimme klang respektvoll wie immer; doch David war
sicher, in den Augen des Mannes eine heimliche Befriedigung
zu erkennen. »Die Imperatorin hatte noch nie viel Zeit für Sentimentalitäten gehabt, und ich bezweifle, daß Ihr sie mit Eurem
Protest umstimmen könnt. Soweit ich es verstanden habe, ist
die
Weitere Kostenlose Bücher