Todtstelzers Krieg
sie ist die Imperatorin. Ich habe einen Eid geschworen,
bei meinem Blut und meiner Ehre, daß ich ihr dienen und sie
bis ans Ende meiner Tage schützen werde. Oder vielleicht
nicht, Kapitän?«
»Genau«, stimmte ihr Schwejksam zu. »Vielleicht ist sie eine
Psychopathin, aber sie ist immer noch unsere Psychopathin.
Unsere Imperatorin. Außerdem kann sie ja nicht ewig leben,
und wenn sie mal nicht mehr ist, dann gibt es das Imperium
immer noch, wenn wir unsere Arbeit richtig gemacht haben. Im
Endeffekt gilt unsere Loyalität nämlich dem Thron, stimmt’s?
Ganz gleich, wer gerade zufällig darauf sitzt. Wir schützen das
Imperium, mitsamt all seinen Fehlern, weil die Alternativen
noch schlechter sind. Ohne die zentrale Kontrolle durch die
Heimatwelt, die alles am Laufen hält, würde alles ganz schnell
auseinanderfallen. Unsere Welten würden in Barbarei versinken, und Milliarden würden in Hungersnöten sterben . Nicht zu
vergessen die Bedrohung von außerhalb durch die verschiedenen Fremdrassen. Wir müssen stark und organisiert sein, um
gegen sie bestehen zu können, wenn sie eines Tages kommen.
Wir können uns keinen Luxus wie unterschiedliche Meinungen
mehr leisten. Oder irre ich mich, Stelmach?«
»Was? O nein, natürlich nicht. Richtig, Kapitän. Wir müssen
loyal sein, Kapitän. Was auch immer uns das kosten mag.«
Valentin Wolf kehrte allein in sein Quartier zurück. Es waren
kahle, einfache, unpersönliche Räume, und das kam Valentin
ganz gelegen. Was er im Innern seines Kopfes fand, war sowieso viel interessanter als die Welt da draußen. Für den Augenblick war er lediglich angenehm betäubt, doch das war auch
schon alles. Er mußte schließlich nachdenken .
Valentin flegelte sich in seinen Lieblingsstuhl und aktivierte
das Massageprogramm. Er konnte am besten denken, wenn
sein Körper in guten Händen war. Der Wolf zupfte eines der
dicken fleischigen Blätter von seiner langstieligen Rose und
stopfte es sich in den Mund. Der Wolf-Clan steckte in tiefen
Schwierigkeiten, und wie immer lag es an Valentin, den Karren
aus dem Dreck zu ziehen. Der Clan hatte seine Lizenz zur Produktion des neuen Raumschiffsantriebs verloren, als die Rebellen auf Technos III die Fabrikanlagen zerstört hatten. Allerdings hatte Valentin noch seine geheimen Kontakte zu den abtrünnigen KIs von Shub besessen, und die unvergleichliche
Technologie, mit der die KIs ihn versorgten, hatte ihm einen
Ausweg aus der mißlichen Lage eröffnet. Er hatte der Löwenstein einen Teil seiner Erungenschaften präsentiert, als Geschenk, um seine Loyalität unter Beweis zu stellen, und dann
darauf hingewiesen, daß er als Meister dieser Technologien die
perfekte Wahl darstellte, um die Imperialen Kriegsmaschinen
bei ihrem ersten großen Einsatz zu kommandieren. Und so war
es ihm nicht schwergefallen, die Gunst der Eisernen Hexe wiederzuerlangen.
Selbstverständlich hing jetzt alles davon ab, wie gut die Maschinen sich auf Virimonde bewährten, doch Valentin sah darin
kein Problem. Er grinste, und der purpurne Saft des Rosenblattes rann über sein Kinn. Er war hellwach und so im Einklang
mit sich selbst, daß er spüren konnte, wie seine Fingernägel
wuchsen. Nichts konnte schiefgehen. Er würde Erfolg haben.
Es war seine Bestimmung. Valentin freute sich schon auf das,
was seine Metallarmee mit den armen Bauern anstellen würde.
Blut und Zerstörung und Feuer und Tod, und all das in einem
Ausmaß, das selbst für jemanden wie ihn neu war. Er seufzte
wohlig. So viel Spaß.
Und wenn er hier auf Virimonde erst einen guten Eindruck
hinterlassen hatte, würde die Eiserne Hexe dem Wolf-Clan die
Massenproduktion der Imperialen Kriegsmaschinen übertragen, und er konnte endlich wieder seinen Platz an Löwensteins
Seite einnehmen, denn dort gehörte er hin . Es gefiel ihm überhaupt nicht, einer der geringeren Lords zu sein. Das war eine
Beleidigung für sein empfindliches Selbstwertgefühl. Alte
Feinde waren nur allzu schnell bereit gewesen, sich über ihn
herzumachen, als die Imperatorin ihm ihre Gunst entzogen hatte. In seiner momentanen Schwäche hatten sie eine günstige
Gelegenheit gewittert, alte Dispute auszutragen, vorzugsweise
in Blut. Jetzt warteten sie nur darauf, daß er auf Virimonde
versagte, und dann würden sie ihn bei Hofe umkreisen wie die
Haie, die vom Blutgeruch im Wasser angezogen wurden. Valentin schniefte verächtlich. Er würde sich an ihre Namen erinnern . Und sobald er wieder zu
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