Todtstelzers Krieg
Macht gekommen war …
Natürlich gab es auch noch andere Probleme. Seit dem Debakel auf Technos III waren seine Schwester Stephanie und
sein Bruder Daniel verschwunden. Das waren gute und
schlechte Neuigkeiten zugleich. Gut, weil sie ihm kein Messer
mehr in den Rücken stoßen konnten, und schlecht, weil er so
nicht sicher sein konnte, was sie als nächstes planten. Daniel
war offensichtlich aufgebrochen, um den toten Vater zu suchen. Der alte Wolf war das letzte Mal bei Hofe gesehen worden, wo sein von einer KI kontrollierter Leichnam als Botschafter von Shub aufgetaucht war. Wie es schien, glaubte Daniel fest daran, daß ihr Vater noch lebte und sich nichts sehnlicher wünschte, als gerettet zu werden.
Valentin hoffte nur, daß Daniel sich irrte. Er wollte seinen
Vater nicht noch einmal töten müssen. Und nachdem die KIs
Daniel erwischt und umgebracht hatten, konnte er sie vielleicht
dazu überreden, seinen Bruder als Geistkrieger oder Furie zurückzuschicken. Daniel würde bei Hofe sicher einen nützlichen
Verbündeten abgeben , sobald ihm sein eigener beschränkter
Verstand nicht mehr in den Weg kommen konnte.
Valentins Schwester Stephanie hingegen war verschwunden,
ohne eine Spur zu hinterlassen. Niemand schien zu wissen,
wohin sie gegangen war, und das beunruhigte Valentin zutiefst.
Seine Schwester gehörte nicht zu der schweigsamen, nachdenklichen Sorte. Wo auch immer Stephanie steckte, sie plante
neue Schwierigkeiten für Valentin, soviel war sicher. Es lag in
der Familie; obwohl es in ihrem Fall ziemlich lange gedauert
hatte, bis diese Veranlagung zum Vorschein gekommen war.
Stephanie besaß keine Geduld für verschlungene Intrigen.
Im Augenblick suchten Valentins Agenten nach seiner
Schwester, und sie hatten Anweisung, Stephanie zu ihm zurückzubringen – vorzugsweise natürlich in mehreren kleinen
Päckchen.
Der andere Haken an der Geschichte war der verdammte Professor Ignatius Wax, der Kybernetikexperte von der Universität
von Golgatha. Wax war der verantwortliche Kopf für das Design der meisten Kriegsmaschinen gewesen, die auf Virimonde
eingesetzt werden sollten, und so hatte sich Valentin gezwungen gesehen, die Hilfe des Professors anzunehmen; obwohl er
genau wußte, daß der Professor in Wirklichkeit nur aus einem
Grund mitgekommen war: Er sollte Valentin Wolf beobachten
und nach der Quelle der revolutionären neuen Technologie
suchen. Wax bedeutete keine Gefahr. Es war mehr als unwahrscheinlich, daß er die Geheimnisse der Shub-Technologie
durchdringen konnte. Nicht einmal Valentin mit seinem chemisch erweiterten Bewußtsein konnte mehr tun als die Systeme
bedienen.
Trotzdem, der Mann hatte sich als ein Ärgernis herausgestellt, und so hatte Valentin Schritte unternommen, um sicherzustellen, daß der gute Professor ihm nicht in die Quere kommen konnte, während er unten auf Virimonde seinen Geschäften nachging. Sehr … amüsante Schritte. Valentin grinste fröhlich. Er würde die Maschinen unten auf Virimonde zum Sieg
führen, würde über Städte herfallen und sie dem Erdboden
gleichmachen, und die Löwenstein würde ihn wieder lieben.
Und dann … Gnade Gott seinen Feinden.
Der Mann, der in Wirklichkeit gar nicht der Hohe Lord Dram
war, ging nachdenklich in seiner Kabine auf und ab. Das hier
würde sein erster Versuch werden, Truppen im Feld zu kommandieren, und er freute sich nicht im geringsten darauf. Er
hatte sich mit dem Thema befaßt, so gut er konnte, ohne Verdacht zu erregen; doch keine noch so guten theoretischen
Kenntnisse konnten praktische Erfahrungen wettmachen. Der
ursprüngliche Dram hatte zu zahlreichen Gelegenheiten Truppen geführt und große Erfolge errungen; aber der ursprüngliche
Dram war auf Haden getötet worden, der verlorenen Welt, die
auch als Wolflingswelt bekannt war. Und jetzt mußte sein Klon
in die Rolle schlüpfen, damit niemand hinter die Wahrheit
kam. Der Klon mußte Dram sein und sich verhalten, wie Dram
sich verhalten hätte. Er war verantwortlich für die Niederschlagung der Bauern, und die Löwenstein hatte ihm deutlich zu
verstehen gegeben, daß er besser daran tat, erfolgreich zu sein,
was auch immer es kosten mochte. Es würde hart werden für
die Bauern, aber es war schließlich ihre eigene Schuld. Warum
mußten sie auch versuchen, sich über ihren Stand hinaus zu
erheben?
Der Mann, den alle als Dram kannten, seufzte tief und setzte
sich. Der Tag hatte kaum angefangen, und schon mußte er so
schnell
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