Todtstelzers Krieg
drehten sich zum Schirm um. Das Bild war verschwommen und unscharf. Alice beugte sich über die Konsole und
fluchte leise, während sie versuchte, das Signal zu verstärken.
Mit einemmal wurde das Bild klar, und Alice wich mit halb
erhobener Hand vom Schirm zurück, wie um sich zu schützen.
Sie hatte sich auf einen der externen Sensoren der Farm geschaltet, die das Haupthaus von außen zeigten. Das massive
Steingebäude stand unter Beschuß. Das Mauerwerk war übersät mit Löchern von Energiestrahlen, und ein Teil des Dachs
war weggesprengt. Der Rest des Strohdachs brannte lichterloh.
Zwei reglose Gestalten lagen auf dem Hof, und ihre toten Hände umklammerten die Griffe von Projektilwaffen. Beide waren
von Energiewaffen in den Rücken getroffen worden.
Alice schüttelte langsam den Kopf, als könne sie nicht glauben, was ihre Augen sahen. »Das dort ist Sam. Und Matthew.
Meine Brüder. Wo sind die anderen? Wo sind Vater und Mutter?«
David legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter, doch Alice spürte es nicht. Die Eingangstür des Farmhauses flog krachend auf, und dichter schwarzer Rauch quoll hervor. Und aus
dem Rauch stürzten Diana und Adrian Daker. Sie hielten Projektilwaffen in den Händen und feuerten auf einen unsichtbaren
Feind, während sie in Richtung der Scheunen hinter dem Haus
rannten. Die Kamera war zu weit entfernt, um ihre Gesichter
deutlich zu zeigen; doch ihre Körpersprache verriet kühle Entschlossenheit. Sie waren jedenfalls nicht in Panik.
Rings um die beiden herum zuckten Energiestrahlen durch
die Luft und rissen weitere Löcher in die Mauern des Farmhauses; aber die beiden rennenden Dakers waren schwer zu treffen.
Doch dann tauchte plötzlich eine Kompanie Imperialer Marineinfanteristen hinter dem Haus auf und versperrte ihnen den
Fluchtweg. Adrian und Diana blieben stehen und warfen gehetzte Blicke in die Runde. Es gab keinen Ausweg mehr. Die
Soldaten eröffneten das Feuer. Diana schrie auf, als ihr ein
Bein unter dem Leib weggeschossen wurde, und erneut, als ein
Energiestrahl durch den Bauch ihres Mannes fuhr und am Rükken wieder austrat. Adrian stürzte zu Boden, doch er ließ die
Waffe nicht los. Diana wollte zu ihm kriechen, und Adrian
streckte die Hand nach ihr aus. Ein weiterer Energiestrahl zerriß sie. Zwei Schüsse trafen Diana und durchtrennten ihren
Rumpf in der Mitte. Der Torso rollte davon, und die Beine
blieben zuckend liegen. Sie sah zu ihrem toten Ehemann und
öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen, und dann wich das
Leben aus ihr, und sie rührte sich nicht mehr.
Alice gab gurgelnde Geräusche von sich. Ihre weit aufgerissenen Augen starrten wie hypnotisiert auf die toten Eltern. Jenny nahm sie bei den Schultern und drehte sie mit Gewalt vom
Schirm weg. Plötzlich schien sämtliche Kraft aus Alice zu weichen, und sie brach schluchzend in Jennys Armen zusammen.
David bedeutete Jenny mit einem Wink, Alice zur Bar zu führen und ihr einen harten Drink auszuschenken. Jenny nickte
und schob ihre Freundin sanft zur Theke. Sie murmelte trö
stende Worte, doch sie war nicht sicher, ob Alice sie überhaupt
hörte. Am Schirm beugte sich David über die Kontrollen und
schaltete den Empfänger auf Signale, die zur Festung gingen.
Er ging die einzelnen Übertragungen rasch durch in dem Versuch, eine Vorstellung von dem zu gewinnen, was auf seiner
Welt vor sich ging. Erst jetzt begriff er langsam, welches Ausmaß der Überfall auf Virimonde tatsächlich hatte.
David und Kit beobachteten schweigend, wie Imperiale
Truppen schreiend durch die Straßen eines einzelnen kleinen
Dorfes rannten und auf alles schossen, was sich bewegte.
Plötzlich strömten Dorfbewohner aus ihren kleinen Häusern
und warfen sich den Angreifern entgegen. Ihre Bewaffnung
war spärlich; nur wenige hatten Schußwaffen, die meisten
kämpften mit Schwertern und Äxten und irgendwelchen Stallwerkzeugen. Die Imperialen waren mit Energiewaffen, Kampfrüstungen und Energieschilden ausgerüstet, und trotzdem warfen sich die Männer und Frauen des Dorfes auf den Feind. Das
Imperium mußte um jeden Zoll Bodengewinn kämpfen.
Doch die Soldaten waren in der Überzahl und viel besser bewaffnet, und schon bald hatten sie sich einen blutigen Weg
durch die Dorfbewohner gebahnt und ließen Tote und Sterbende in den Straßen zurück. Es dauerte nicht lange, und sie
schossen die Dorfbewohner fast schneller ab, als sie aus ihren
Häusern stürmen konnten. Die nachrückenden Soldaten steckten methodisch alles in Brand und
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