Todtstelzers Krieg
hoch in der Luft über Gebäuden kreisen und auf stählernen Füßen durch Scharen angreifender menschlicher Gegner waten und sie mit stählernen Fäusten
niederstrecken. Niemand sonst wäre dazu imstande gewesen;
doch Valentins Verstand hatte sich durch Drogen, ESP und die
Technologie Shubs so sehr verändert, daß er nicht mehr
menschlich war. Valentin hatte sorgfältig darauf geachtet, diese
Tatsache vor der Löwenstein zu verbergen. Die Eiserne Hexe
war der Meinung, jeder könne die Kriegsmaschinen kontrollieren wie Valentin, sobald er das neue System erst einmal beherrschte. Valentin hatte sie in dem Glauben gelassen, weil es
ihm gelegen kam.
Ihr Befehl, Virimonde zu erobern, hatte ihm eine Gelegenheit
verschafft herauszufinden, wozu er und seine Technologie imstande waren.
Das Schlachten und Zerstören und das Leiden der Menschen
war so herzerfrischend kurzweilig. Valentin fürchtete sich vor
der Langeweile, wie vor nichts anderem auf der Welt, und er
hatte die meisten gewöhnlichen Sünden und Laster längst bis
obenhin satt.
Noch während sein Verstand in den Maschinen weilte, einzeln und in Massen, plante er die nächsten Schritte. Die gleichen Wissenschaftler, die früher den Hohen Lord Dram beliefert hatten, versorgten inzwischen Valentin mit der EsperDroge. Valentin hatte eine Kombination aus Drohung und Bestechung eingesetzt, und jetzt war er in ihrem Besitz. Und da
der Hohe Lord Dram die unendlich abhängig machende Droge
nicht mehr zu benötigen schien, wußte Valentin, daß er nicht
der echte Dram sein konnte. Aber wer auch immer er sein
mochte, eine Furie war er nicht; Shub hatte ihm das bestätigt,
und die KIs hatten keinen Grund, Valentin zu belügen. Also
blieben nur zwei Möglichkeiten: Dram war ein Klon, oder ein
Fremdwesen hatte seinen Platz eingenommen. Beides eröffnete
faszinierende Perspektiven. Für den Augenblick behielt Valentin sein Wissen für sich. Wissen war Macht. Vielleicht würde
er zu einem späteren Zeitpunkt sein Wissen gebrauchen, um
den falschen Dram zu kontrollieren … oder um ihn zu zerstören. Alles hing davon ab, wie Valentin sich zu jenem Zeitpunkt
fühlen würde. Er liebte es, seinen Impulsen zu folgen.
Der Gedanke ließ sein Grinsen noch breiter werden, und er
wandte den Blick zu dem Ergebnis seines letzten Impulses. Auf
einem Regal stand ein durchsichtiges Glas, das vor Drähten
und Anschlüssen nur so starrte , und darin schwamm das , was
von dem namhaften Wissenschaftler Professor Wax noch übriggeblieben war, jenem Mann, der nach dem Willen der Lö
wenstein Valentin bei seinem Einsatz begleiten und assistieren
und den Gebrauch der Kriegsmaschinen beobachten sollte.
Valentin hatte sich nicht einen Augenblick lang täuschen lassen. Er erkannte einen Spion auf den ersten Blick. Also hatte er
geeignete Schritte unternommen, um sicherzugehen, daß der
Professor zwar immer noch alles beobachten, ihn aber nicht
mehr stören konnte. Um genau zu sein: Valentin hatte dem
Mann den Kopf abgeschlagen, und der Kopf war es, der sich
jetzt in dem Glas befand.
Das Gehirn war direkt mit der Kommunikationsanlage von
Valentins Kommandofahrzeug verbunden, so daß es alles sehen konnte, was geschah. Anfänglich hatte der Professor laut
protestiert und geschrien; doch Valentin hatte einfach den
Lautsprecher abgeschaltet, und irgendwann hatte der Kopf aufgegeben. Jetzt beschäftigte er sich die meiste Zeit damit, die
Monitore zu beobachten und zu schmollen. Zweifellos würde
die Löwenstein ihm wegen dieser Geschichte eine Strafpredigt
halten, doch Valentin war ganz sicher, daß er imstande war,
ihrem Imperialen Ärger zu entgehen. Es war ihm bisher immer
gelungen. Und bis dahin machte sich der Kopf auf dem Regal
als Raumdekoration gar nicht schlecht.
Valentin erfreute sich an dem Anblick des langen weißen
Haars und des Schnurrbarts, die in der konservierenden Flüssigkeit des Glases schwebten, und an der Art und Weise, wie
die Augen hervorquollen, wenn der Professor wütend wurde.
Darüber hinaus war Wax derjenige gewesen, der den größten
Teil der Maschinen konstruiert hatte, die jetzt Valentins Befehlen gehorchten; also bestand immer noch die wenn auch kleine
Chance, daß Wax’ Kenntnisse sich als nützlich erweisen konnten.
»Wie fühlt Ihr Euch, Professor?« fragte Valentin freundlich.
»Kann ich irgend etwas für Euch tun? Vielleicht wollt Ihr einige der blutigeren Kampfszenen noch einmal sehen?«
»Ich erfreue mich nicht an derartigen Dingen«, kam die steife
Antwort des
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