Todtstelzers Krieg
Tagen
geblieben ist.«
»Darin haben wir uns schon immer unterschieden, Giles. Du
willst dich an die Vergangenheit erinnern, und ich will sie vergessen. Laß ab von deinem Haß, Giles! Ich weiß alles über
dieses Gefühl. Gib ihm zuviel Macht über dich, und es frißt
dich auf, bis nichts mehr in dir ist außer Haß. Das ist keine Art
zu leben. Tu, was du tun mußt, weil es das Richtige ist, und
nicht, weil es dir Spaß macht. Ich bin müde, Giles . Ich lebe
schon viel zu lange. Ich habe gesehen, wie sich das Imperium
in etwas verwandelt hat, das ich nicht mehr wiedererkenne, und
ich habe gesehen, wie meine Rasse ausgelöscht und zur Legende geworden ist. Ich glaube, es wird Zeit für mich, endlich los
zulassen und ihr zu folgen.«
»Kann ich denn gar nichts für dich tun?« fragte Giles beinahe
flehentlich.
»Doch«, erwiderte der Wolfling. »Du kannst die Löwenstein
für mich töten. Was auch immer geschieht , ihr dürft sie auf gar
keinen Fall entkommen lassen. Töte sie, Giles.«
»Ja«, sagte Giles. »Das kann ich für dich tun.«
Der Wolfling nickte mit seinem mächtigen zotteligen Kopf,
und der Schirm wurde dunkel. Giles starrte sekundenlang auf
die leere Fläche, und schließlich nickte er zögernd, als lausche
er einer inneren Stimme, die nur er allein hören konnte. Er
drehte sich zu den anderen um, und sein Gesicht war vollkommen gelassen und gefaßt, als erwartete er Kommentare der anderen wegen der Emotionen, die er gezeigt hatte. Als er dann
redete, klang seine Stimme steif und formell.
»Die Fremdwesen«, sagte er. »Wir haben bisher noch kein
Wort über die Fremdwesen verloren. Seit dem Angriff auf
Golgatha wurde keines ihrer Schiffe mehr im Imperium gesichtet; aber wir dürfen uns nicht erlauben , sie zu vergessen. Sie
sind irgendwo dort draußen, und sie beobachten uns ohne
Zweifel und schmieden ihre Pläne. Es ist lebenswichtig, daß
wir die Rebellion so rasch wie möglich beenden, damit wieder
Ordnung einkehrt. Wir dürfen uns nicht von einer angreifenden
Streitmacht der Fremden überraschen lassen, während wir uneins und geschwächt sind.«
»Nicht zu vergessen Shub«, sagte Owen. »Vielleicht kommen die KIs auf die Idee, ihren Vorteil aus unserem Streit zu
ziehen und starten einen eigenen Angriff, solange wir schwach
sind.«
»Mein Gott, ihr seid vielleicht ein optimistischer Haufen!«
sagte Ruby Reise. »Paßt auf, wir machen, daß wir nach unten
kommen und die Schau über die Bühne bringen. Über Fremdwesen und KIs und Froschplagen können wir uns Gedanken
machen, wenn sie auftauchen.«
»Genau«, stimmte Hazel ihrer Freundin zu. »Wir verschwenden hier nur unsere Zeit.«
»Eine gute Planung ist niemals Zeitverschwendung«, entgegnete Giles kalt. »Und jetzt paßt auf. Wir machen es folgendermaßen: Owen hat einige Nachforschungen angestellt und alte
Aufzeichnungen des Imperialen Palasts studiert, aus der Zeit,
als er gebaut wurde. Ich wußte immer, daß seine Erfahrungen
als Historiker eines Tages gelegen kommen würden. Heutzutage gibt es nur noch einen Weg in den Palast, und das ist ein
unterirdischer Zug, der von den Sicherheitssystemen des Palasts gesteuert und überwacht wird. Die Haltestellen sind streng
bewacht, und die Waggons selbst sind mit tödlichen Gasduschen ausgerüstet – nur für den Fall. Allerdings hat Owen eine
ganze Reihe alter Wartungstunnel entdeckt, die seit langem
nicht mehr genutzt werden und die anscheinend in Vergessenheit geraten sind. Wir können die Tunnel benutzen und die
Wachen umgehen. Auf diese Weise kommen wir unbemerkt in
die Züge. Diese Aufgabe werden Owen, Hazel und ich übernehmen.«
»Halt, einen Augenblick!« meldete sich die KI Ozymandius
in Owens Ohr. »Tut mir leid, wenn ich mich einmische, Boß,
aber die Worte deines Vorfahren haben eine Datei in meinen
Speichern zum Vorschein gebracht, die dein Vater dort abgelegt hat. Er wußte alles über die Züge und die Tunnel, und er
hat mir sämtliche notwendigen Sicherheitskodes gegeben, mit
denen du in den Zug und von dort aus in den Palast kommen
kannst.«
»Bist du sicher?« fragte Owen unhörbar für die anderen.
»Wenn auch nur einer dieser Kodes falsch ist, sind wir alle
tot.«
»Vertrau mir«, sagte die KI. »Es sind die richtigen Kodes.
Dein Vater hat weit vorausgeplant.«
Owen berichtete den anderen von seiner Unterhaltung mit
Ozymandius, und eine unbehagliche Pause entstand. Owen
hatte immer erklärt, daß er die verräterische KI Ozymandius
mit Hilfe der Macht des Labyrinths völlig
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