Todtstelzers Krieg
rechtfertigen könnt, was ihr
wollt. Und wenn Ihr wirklich wollt, daß das Imperium überlebt,
Halber Mann, dann tretet zur Seite. Laßt uns die Löwenstein
stürzen und die Dinge wieder ins rechte Lot bringen.«
»Ihr wüßtet doch gar nicht, was Ihr mit einem Imperium anfangen solltet«, entgegnete der Halbe Mann. »Eure Leute würden plündern und rauben und in Jahrhunderten gewachsene
Traditionen zerstören, nur um ihre eigenen primitiven Gelüste
und Bedürfnisse zu befriedigen. Ich kann nachvollziehen, was
eine Frau wie diese d’Ark hier antreibt, aber was zur Hölle
machen zwei Todtsteltzer hier? Ihr habt einen Eid auf Euren
Namen, auf Euer Blut und auf Eure Ehre geschworen, daß Ihr
der Imperatorin treu ergeben seid und ihr dienen werdet, solange Ihr lebt.«
»Nein, haben wir nicht«, widersprach Giles. »Unser Eid galt
dem Eisernen Thron und nicht der Wahnsinnigen, die jetzt darauf sitzt.«
»Die Unterscheidung ist ohne jede praktische Bedeutung«,
sagte der Halbe Mann. Er trat ihnen ohne Eile entgegen, und
das Geräusch seines einen menschlichen Fußes auf dem Bahnsteig klang seltsam laut in der unheimlichen Stille. Owen hatte
das Gefühl, als lausche das gesamte Imperium mit angehaltenem Atem und wartete auf das, was als nächstes geschehen
mußte. »Es gibt nichts mehr, das wir miteinander zu besprechen hätten, Vogelfreie«, sagte der Halbe Mann. »Wir sprechen nicht einmal mehr die gleiche Sprache.«
»Ich glaube nicht, daß wir jemals die gleiche Sprache gesprochen haben«, erwiderte Owen ein wenig traurig. »Werft
Euer Schwert weg. Ihr habt nicht die geringste Chance gegen
uns drei.«
»Ihr könnt mich nicht töten«, erwiderte der Halbe Mann.
»Niemand kann das.«
»Ihr kennt uns nicht«, sagte Giles. »Wir sind nicht wie die
anderen.«
»Das haben wir schon gehört«, entgegnete der Halbe Mann.
Er blieb ein paar Meter vor den Rebellen stehen, und sein halber Mund verzog sich zu etwas, das möglicherweise ein Grinsen darstellen sollte. »Wißt Ihr, was das hier ist?« fragte er.
In seiner menschlichen Hand hielt er ein kleines Metallkästchen mit einem einzelnen roten Knopf darauf. Owen, Hazel
und Giles hatten kaum genug Zeit, den Apparat als Gedankenbombe zu identifizieren; dann drückte der Halbe Mann auch
schon auf den Knopf.
Die Technik in der Schachtel stimulierte das tote Gehirngewebe eines Espers, und ein psionisches Signal entstand, das
über die drei Rebellen kam und wie ein Wirbelsturm in ihre
Köpfe eindrang. Owen, Hazel und Giles schwankten heftig. Sie
rissen die Hände hoch, preßten sie an die Schläfen und kämpften gegen das entsetzliche Heulen an, das ihnen den Verstand
zu rauben drohte. Owen taumelte einen Schritt zurück. Die
Augen schienen ihm aus dem Kopf fallen zu wollen. Seine Gedanken bewegten sich langsam und ungeordnet und gehorchten
ihm nicht mehr. Helle Lichter flackerten rings um ihn auf, und
in seinen Ohren schrien die Stimmen von Wahnsinnigen. Irgend etwas marschierte in seinem Kopf auf und ab, und es war
nicht er selbst. Schmerz und Schwäche nagten an seinem Körper, und obwohl all das mit ihm geschah, vernahm er noch
immer die Stimme des Halben Mannes.
»Interessant«, sagte der Halbe Mann. »Wir waren nicht sicher, welche Auswirkungen die Gedankenbombe auf Euch
haben würde. Wir wußten ziemlich genau, daß Ihr keine richtigen Esper seid, aber was auch immer Ihr seid, die Chancen
standen nicht schlecht, daß die Bombe Euch ziemlich zu schaffen machen würde. Selbstverständlich bin ich immun dagegen.
Hört auf, Euch zu wehren, es ist sinnlos. Diese Bombe hier
wurde speziell für Euch extrem in ihrer Wirkung und Reichweite verstärkt. Wärt Ihr normale Sterbliche, würden Eure Gehirne inzwischen aus den Ohren tropfen. Aber keine Angst.
Haltet einfach einen Augenblick lang still, und ich werde Euch
von Euren Leiden erlösen . «
Owen hatte den Disruptor fallengelassen. Seine Hände fühlten sich an, als gehörten sie jemand anderem. Er wußte nur,
daß er das Schwert noch hielt, weil er es in der Faust mit den
weißen Knöcheln sehen konnte, als er an sich hinunter blickte.
Giles war neben ihm in die Knie gegangen. Er hatte die Augen
weit aufgerissen und starrte ins Leere, und er zuckte und zitterte am ganzen Leib, während seine Nerven ein wahres Feuerwerk in seinem Körper abbrannten.
Hazel lag auf dem Rücken. Sie hatte den Mund in einer wilden Geste hilflosen Schmerzes und rasender Wut verzerrt, und
ihre leeren Hände
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