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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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übrig. Falls die Imperialen Kräfte glaubten, sie könnten einfach
einmarschieren und die Stadt übernehmen, würden sie eine
gewaltige Überraschung erleben.
Stahl richtete den Blick auf die verbliebenen Sensorschirme
und die ständig steigende Zahl sich nähernder Pinassen, und
das Blut gefror ihm in den Adern. Es waren Hunderte! Das dort
war kein Kommandounternehmen mehr; das war eine ganze
Armee! Die Invasion der Nebelwelt hatte begonnen!
Hoch oben im Orbit schwebte Legion in seinem Tank und
streckte unsichtbare Hände nach den Espern der Nebelwelt aus,
um mit dreckigen Fingern in ihren Bewußtseinen herumzustochern.
Legion war das Produkt aus Tausenden von Esperhirnen, gekreuzt mit kaum verstandenen Apparaturen, die der Technologie einer Fremdrasse nachgebaut worden waren. Selbst die
Konstrukteure hatten nicht genau gewußt, was sie dort eigentlich erschufen.
Für den Augenblick befolgte Legion Befehle, weil es sich
amüsierte; morgen war ein neuer Tag. Es sandte seine Macht
aus, und Esper starben, weil ihre einfachen menschlichen Gehirne nicht imstande waren, dem Druck zu widerstehen. Andere
zogen sich tief in sich selbst zurück und schalteten ihre Bewußtseine ab, um sich zu schützen. Einige tapfere Seelen versuchten,
Legion zu sondieren – und wurden verrückt dabei, weil sie seine
Natur nicht verstanden. Legion lachte nur und breitete seine
psionische Macht in einer alles verschlingenden Woge über Nebelhafen aus; ein nicht enden wollender Schrei des Triumphs.
Selbst Nicht-Esper konnten ihn hören und wanden sich unter
dem Ansturm des entsetzlichen, unmenschlichen Geräuschs.
Stahl senkte den Blick vor dem Chaos, das in seinem Kontrollturm herrschte. Eine eisige Hand griff nach seinem Magen,
während ihm Schweißperlen übers Gesicht rannen. Sein ganzes
Leben lang hatte er in Furcht vor diesem Augenblick gelebt,
und er hatte niemals wirklich geglaubt, daß er kommen würde . Selbst als die Typhus-Marie in Nebelhafens Straßen und Gassen Amok gelaufen war, hatte er mit Hilfe von ein paar Freunden im letzten Augenblick den Sieg aus den Klauen der Vernichtung reißen können. Doch jetzt waren die Verteidigungseinrichtungen lahmgelegt . Der psionische Schild hatte versagt,
und schon bald würden die Imperialen Truppen hungrig nach
Blut und Zerstörung vor den Toren der Stadt stehen. Stahl
schluckte mühsam und riß sich zusammen, so gut es ging. Er
drehte sich zu seinem Kommunikationsoffizier um, der mit
hängenden Schultern über größtenteils nutzlosen Systemen saß.
»Also schön, Leute. Paßt auf. Dieser Turm ist nutzlos geworden, denn unsere Kommunikationsanlagen sind ausgeschaltet.
Wir sind nur noch ein verdammt gut sichtbares Ziel für die
angreifenden Truppen . Unsere erste Pflicht ist demnach, von
hier zu verschwinden, und zwar so schnell wie nur irgend möglich . Tot nutzen wir niemandem mehr. Zerstört alle noch funktionierenden Systeme, bevor Ihr geht. Wir wollen nichts zurücklassen, was der Feind gegen uns verwenden könnte. Irgendwo muß es Dateien geben, die für einen Fall wie diesen
angelegt wurden. Dort steht drin, was zu tun ist und wohin wir
zu gehen haben. Die Sicherheitsleute müßten es wissen. Also
kämpft hart; leistet Widerstand, und nehmt so viele von den
Bastarden mit, wie Ihr nur könnt. Wenn das nicht funktioniert,
dann rennt, als sei der Leibhaftige hinter Euch her. So, das
war’s: Ich bin weg von hier. Gott schütze uns alle.«
Er wandte sich ab und raffte ein paar nützliche Dinge in eine
Reisetasche. Ihm kam der Gedanke, daß er diesen Raum vielleicht niemals wiedersehen würde, daß er vielleicht niemals
wieder als Raumhafendirektor Befehle erteilen würde. Was
auch immer als nächstes geschehen mochte, ein Kapitel in seinem Leben ging zu Ende, und er wußte nicht, ob er darüber
traurig oder erleichtert sein sollte .
Der Posten des Direktors war schwer und eine undankbare
Aufgabe gewesen, selbst wenn man die kleinen Geschäfte berücksichtigte, die er nebenbei getätigt hatte, und das viele Geld,
das er dadurch gescheffelt hatte. Er hatte seine Arbeit stets
ernst genommen und die Stadt geschützt, so gut er konnte . Seine Stadt . Bis heute. Und jetzt konnte er nur noch alles abschalten, fliehen und sein Heim räumen, gleichgültig, wer auch immer es als nächster für sich beanspruchen würde.
Stahl seufzte schwer und verschloß die pralle Reisetasche.
Sie hätten sich wirklich aufraffen sollen, die

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