Todtstelzers Krieg
Anstalten, etwas gegen Topas zu unternehmen. Zwei Gegensätze
bekämpften sich in ihrem Kopf, und keine der beiden Seiten
wollte nachgeben. Schließlich seufzte Razor, nahm die Typhus-Marie bei der Hand und schüttelte den Kopf. »Keine Sorge, Marie. Sie werden dich erneut brechen, und dann wirst du
wieder jeden töten, den wir dir zu töten befehlen. Und du wirst
dabei sogar lächeln. Was Topas angeht – sagen wir einfach, die
Hexe ist im Kampf gegen mich gefallen . «
Er legte die Hand ans Schwert … und in diesem Augenblick
traf ihn die Stahlkugel aus Katzes Schleuder mitten zwischen
die Augen. Razors Kopf flog nach hinten, seine Augen drehten
sich nach innen, und er stürzte zuckend in den Schnee. Katze
fiel lautlos aus der Dunkelheit über den Dächern und eilte zu
Topas. Er rüttelte sie heftig an der Schulter, doch sie reagierte
nicht. Katze machte ein unglückliches Gesicht. Es war offensichtlich, daß sie mehr Hilfe benötigte, als er ihr geben konnte.
Irgend jemand zupfte ihn am Ärmel, und Katze wirbelte herum. Der nackte Mann kauerte neben ihm.
»Bitte«, flüsterte der lebende ESP-Blocker. »Bitte töte mich.
Laß mich nicht so weiterleben.«
Katze zog das Messer und schob es dem Mann ins Herz. Der
nackte Mann zuckte zusammen und bemühte sich, Katze anzulächeln. Blut sprudelte aus seinem Mund. Katze zog das Messer wieder heraus, reinigte es an seinem Hosenbein und steckte
es weg. Das Töten fiel ihm von Tag zu Tag leichter. Er wußte
nicht, ob ihm gefiel, was dieser … Krieg aus ihm machte. Er
beschloß, später darüber nachzudenken, und konzentrierte sich
auf das, was vor ihm lag. Razor regte sich bereits wieder , und
Katze überlegte, ob er ihn ebenfalls töten sollte. Er entschied
sich dagegen; er wollte Razor nicht zu nahe kommen. Der
Mann war schließlich ein Investigator. Er blickte von Topas zu
Marie und wieder zurück. Er konnte nicht beide retten. Und
Topas war zwar genaugenommen nicht sein Freund, aber er
vertraute ihr doch ein verdammt gutes Stück mehr als der Typhus-Marie. Sie hatte schon einmal versucht, ihn umzubringen,
damals, als sie zur Nebelwelt gekommen war, und nun, da ihre
Konditionierung wieder erwacht war, konnte niemand sagen,
was sie als nächstes tun würde. Also wandte er ihr fast ohne
jedes Bedauern den Rücken zu, wuchtete sich Topas über die
Schulter und verschwand rasch in den alles verbergenden
Schatten.
Razor kam langsam wieder zu sich. Er setzte sich auf und
zuckte unwillkürlich zusammen, als er den bösartigen Schmerz
zwischen den Augen bemerkte. Er legte eine Hand auf die
schmerzende Stirn und zwang sich auf die Beine. Offenbar
wurde er alt. Seine Instinkte hätten ihn warnen müssen, daß
noch ein dritter Mann im Spiel war. Fast wäre er über den toten
ESP-Blocker gestolpert. Razor fluchte kurz. Der Hohe Lord
Dram würde bestimmt nicht erfreut sein, daß er den Prototypen
gleich beim ersten Einsatz verloren hatte. Außerdem war Topas
verschwunden. Razor zuckte die Schultern. Er hatte immer
noch die Typhus-Marie. Razor vernahm das Geräusch sich nä
hernder Schritte und blickte die Straße hinab. Er sah einen
Trupp Marineinfanteristen, die sich durch den Nebel näherten.
Sie würden ausreichen, um ihn zur Herausforderung zurück zu
eskortieren. Und dann würden die Hirntechs des Schiffes sich
mit dem Verstand der Typhus-Marie auseinandersetzen und
alles aus ihr heraussaugen, was sie wissen mußten. Marie hatte
ganz eng mit der Ratsversammlung zusammengearbeitet, und
sie wußte ohne Zweifel eine Menge nützlicher Dinge: einschließlich jenes Ortes, an dem sich der verstreute Rat wieder
versammeln würde. Razor nahm die Typhus Marie beim Arm
und führte sie mit sich davon. Sie begleitete ihn ohne Widerstand, und wenn sich hinter ihren starren Augen so etwas wie
Angst regte, dann sah es zumindest niemand.
Owen Todtsteltzer, Hazel d’Ark und Jung Jakob Ohnesorg
kämpften unvermindert weiter gegen eine unglaubliche und
unaufhaltsame Übermacht, und Owen für seinen Teil wurde
der ganzen Sache allmählich müde. Er wurde es müde zu
kämpfen, ohne daß ein Ende in Sicht war; er wurde des Anblicks von Feinden müde, die fielen, nur um durch neue ersetzt
zu werden; er wurde des niemals enden wollenden Schmerzes
in Rücken und Armen müde, und er wurde des Gestanks von
frisch vergossenem Blut und freiliegenden Eingeweiden müde,
während irgendein weiteres armes Schwein durch seine Waffe
fiel. Owen hatte an unzähligen Orten in ebenso unzähligen
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