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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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»Das alles ist mir so weit
klar. Sollte sich jedoch herausstellen, dass Teile der aufgefundenen Tech für meine Mission nützlich sein könnten, möchte
ich einen Anteil. Ich möchte auch eine Garantie, dass Ihr mir
Ruby vom Hals haltet.«
Selbstverständlich. Soll sie getötet werden?
»Nein! Nicht, dass Ihr es überhaupt könntet, aber … Ruby
geht nur mich etwas an. Ich gehe mit dem Problem um, wie ich
es für richtig halte. Nein, sorgt nur dafür, dass sie mich nicht
findet. Das schafft Ihr doch, oder?«
Natürlich. Eure Bedingungen sind völlig zufriedenstellend.
Wir sind jetzt Partner. Falls dieses Geschäft einen guten Ausgang nimmt, können wir über weitere Absprachen und Beziehungen diskutieren. Shub ist der unausweichliche Sieger in
diesem Krieg, Jakob. Die Menschheit kann nicht hoffen, so
vielen Feinden standzuhalten. Schließt Euch uns an! Werdet
wie ich frei von den Beschränkungen bloßen Fleisches. Macht
und Ruhm warten hier, Jakob, mehr, als Ihr Euch in Euren
wildesten Träumen vorstellen könnt.
»Warum ich? Weshalb bin ich für Shub etwas so Besonderes?«
Wegen Eurer Kräfte. Eurer Fähigkeiten. Die KIs finden sie
faszinierend. Kommt, schließt Euch uns an, Jakob! Ihr müsst
dazu zwar Euer Menschsein aufgeben, aber Ihr werdet es wirklich nicht besonders vermissen. Es ist so unbedeutend nach
dem wirklichen Maßstab der Dinge.
Ohnesorg rümpfte die Nase. »Warten wir erst mal ab, wie
dieses Geschäft mit dem Teufel ausgeht. Wann gedenkt Ihr,
mich in die Gruft zu teleportieren?«
Nichts geht über sofort, antwortete Löwenstein.
Und innerhalb eines Augenblicks war Jakob Ohnesorg verschwunden, und die Garage blieb still und völlig leer zurück.
    Ruby Reise lehnte sich mit dem Rücken an die Tür der Garage
und sah sich unauffällig um. Sie trug ihre alte Kluft aus dunklem Leder und weißen Pelzen, mit Schwert und Pistole, und
wirkte vom Scheitel bis zur Sohle wie die Kopfgeldjägerin und
professionelle Mörderin, die sie früher gewesen war. Niemand
belästigte sie. In dieser Gegend kümmerten sich die Leute um
ihre eigenen Angelegenheiten, falls sie wussten, was gut für sie
war. Ganz ähnlich wie in allen Bezirken, die Ruby Reise bislang abgesucht hatte, um ein Schlupfloch nach dem anderen zu
überprüfen. Jakob Ohnesorg hatte sich große Mühe gegeben,
sich hinter jeder Menge sorgfältig gefälschter Identitäten zu
verstecken. Die Stadtwache hätte ihn jahrelang suchen können
und dabei nichts weiter gefunden als Sackgassen und falsche
Spuren und sorgfältig vorbereitete Indizien, die ins Nirgendwo
führten. Jakob Ohnesorg wusste einfach alles, was ein Flüchtiger benötigte. Andererseits wusste Ruby Reise alles, was eine
Kopfgeldjägerin benötigte, und die Verfolgung Flüchtiger war
ihr zur zweiten Natur geworden. Und es war eine große Hilfe,
wenn sie mit den Gedanken ihrer Beute vertraut war.
    In mancherlei Hinsicht war die Fährte fast zu offenkundig
gewesen. Als ob Jakob gewollt hätte, dass sie ihn fand. Vielleicht tat er das ja. Das eigene Bewusstsein kann einem komische Streiche spielen, wenn man auf der Flucht ist. Der Drang,
sich umzudrehen, sich dem Verfolger entgegenzustellen und
die Sache hinter sich zu bringen, kann nahezu überwältigend
werden.
    Es war egal. Sie würde ihn finden und töten, und das war es
dann. Ruby Reise hatte in ihrer langen Karriere als Kopfgeldjägerin viele gute und schlechte Zeiten erlebt, aber nicht ein
einziges Mal war sie gescheitert, nachdem sie einen Auftrag
erst einmal angenommen hatte. Ohnehin war alles Jakobs
Schuld. Sie gab einen Dreck darauf, wie viele Menschen er
umbrachte oder warum – aber als er alle Bindungen zum Parlament hinter sich zerschnitt, hatte er damit Rubys hart errungene Lebenssicherheit in Gefahr gebracht, und das wollte und
konnte sie einfach nicht ertragen. Sie war Rebellin gewesen,
hatte für die gute Sache gekämpft und gesiegt. Als Siegerin
hatte sie Anrecht auf die Beute. Und auch wenn ihr neues Leben nicht allen ihren Hoffnungen gerecht wurde, war es der
Hungerleiderei auf Nebelwelt doch verdammt weit überlegen.
Sie konnte und wollte nicht zu dem Leben zurückkehren, das
sie früher geführt hatte. Nicht für irgendetwas oder irgendjemanden.
    Sie drehte sich um und musterte die anonyme Garagentür.
Massiver Stahl, vielleicht zweieinhalb. Zentimeter dick. Ein
Schloss, das zu knacken Stunden an Fertigkeit und Geduld erfordert hätte. Genau wie all die anderen. Sie hatten

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