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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Live-Sendungen dominierten, vor allem, weil die Entwicklung
einfach zu schnell verlief für Betrachtungen oder tiefergehende
Analysen. Als einziger Hoffnungsstrahl war dem Imperium die
anstehende königliche Hochzeit auf Golgatha verblieben. Das
Parlament sorgte dafür, dass die Vorbereitungen Gegenstand
umfassender Berichterstattung blieben. Sie waren das einzige,
was die Menschen noch ablenken konnte.
Die Öffentlichkeit hatte den Glauben an Helden verloren. Jakob Ohnesorg war verrückt geworden; Owen Todtsteltzer und
Hazel D’Ark wurden vermisst und galten als tot, und niemand
hatte Ruby Reise jemals Vertrauen geschenkt. Und der meistgeliebte Held, der draufgängerische Esper Julian Skye, war im
Rahmen eines Selbstmordpaktes mit seiner Geliebten SB Chojiro umgekommen. Die Holoserie über ihn blieb allerdings populär. Kerzenhaltende Fans hielten Wache vor dem Haus seiner
Familie und erklärten inbrünstig, ihr Held würde zurückkehren,
um sie alle zu retten – und zwar in dem Augenblick, in dem die
Lage am düstersten wirkte. Manche Legenden verlieren niemals ihre Kraft.
Daniel Wolf wurde weiterhin gejagt – der Überträger der
Nanoseuche, der öffentliche Feind Nummer eins. Nirgendwo
fand man eine Spur von ihm, was eigentlich hätte unmöglich
sein müssen. Kein Mensch auf irgendeinem Planeten würde
ihm noch helfen oder ihn verstecken, für egal welche Summe.
Die Menschen hätten das Haus jedes Nachbarn niedergebrannt,
der nur in den Verdacht geriet, ihn zu verstecken. Die wenigen,
die noch kühlen Kopf bewahrten, entsannen sich der Teleportationsmöglichkeiten von Shub. Daniel Wolf konnte einfach
überall sein.
Als der zweite und verräterische Halbe Mann General Beckett ermordete und sein Flaggschiff sprengte, bedeutete dies
effektiv das Ende der Imperialen Flotte als einheitliche Streitmacht. Sowohl die Armee als auch die Flotte hatten Beckett
respektiert und waren ihm gefolgt, wohin immer er sie führte.
Derzeit wetteiferten jede Menge Offiziere um das Oberkommando, und Fraktionsbildung zerriss die Überreste der Flotte
und brachte nichts weiter hervor als Konfusion und Anarchie.
Eine Gesamtstrategie existierte nicht mehr. In zunehmendem
Maße war jeder Planet und jedes Schiff auf sich allein gestellt
und verteidigte sich selbst. Das Parlament gab immer hysterischere Befehle aus und wurde von jedermann ignoriert. Golgatha stand inzwischen allein da; die Heimatwelt der Menschheit
lag effektiv ungeschützt, während sich Shub und die Neugeschaffenen ein Rennen dorthin lieferten.
Vielleicht war letztlich doch das Ende aller Dinge gekommen.
    Jakob Ohnesorg war auf der Flucht, aber er war es gewöhnt. Er
nutzte das allgemeine Chaos und versteckte sich in dem Getöse
mit einer Leichtigkeit, wie sie aus langer Übung resultierte.
Niemandem fiel ein weiterer Spaziergänger in Kapuze auf, der
die überfüllten Straßen entlangging, und wer den Fehler beging, ihn zu überfallen, sah sich plötzlich der Mündung einer
Strahlenpistole gegenüber. Meistens belästigte ihn jedoch niemand. Die anderen hatten ihre eigenen Probleme.
    Er hatte sich bemüht, alte Freunde und Bundesgenossen aufzutreiben, war zu unerwarteten Zeiten an Hintertüren erschienen und hatte um Hilfe ersucht oder um einen Platz, um sich zu
verstecken, oder gar nur um eine Handvoll Kredits für eine
warme Mahlzeit, aber niemand wollte ihn empfangen, geschweige denn mit ihm reden. Mittlerweile hatte alle Welt vernommen, was er getan hatte. Er hatte selbst alle Grenzen überschritten, und man wandte sich gegen ihn. Um die Wahrheit zu
sagen, empfand er dabei eine kalte Befriedigung. Es war ein
gutes Gefühl, nicht mehr den Erwartungen anderer gerecht
werden zu müssen. Er war jetzt sein eigener Herr, unbehindert
und kompromisslos; ihm stand frei zu tun, was immer er für
das Richtige hielt, und zur Hölle mit allen anderen!
    Zur Zeit schlief er auf dem kalten, harten Betonboden eines
seiner Waffenverstecke, eingehüllt in einen Mantel und die
eigene bittere Zufriedenheit. Er hatte nie erwartet, dass der
Frieden beständig sein würde, und damit Recht behalten. Er
hatte Verstecke mit Waffen und Vorräten überall in Parade der
Endlosen angelegt, nur für den Fall, dass er sie vielleicht eines
Tages wieder brauchte. Tatsächlich enthielt die Stadt genug
versteckte Waffen und Sprengstoff und andere nützliche Dinge,
damit er einen sehr langen Krieg führen konnte, falls es nötig
werden sollte. Er lächelte

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