Todtstelzers Schicksal
Herrn aber
an die Streitkräfte des Hohen Lords Dram verraten, als sie auf Virimonde einfielen. Durch den Verrat des Verwalters war die
Burg gefallen und David schließlich in Kits Armen gestorben.
Kit hatte das nie vergessen.
In den Unruhen während der letzten Tage der Rebellion hatte
er die Spur des Verwalters verloren, die Suche aber nie aufgegeben. Schließlich brachte er in Erfahrung, dass Löwenstein
den Verwalter mit einem neuen Namen und einem kleinen Titel versehen hatte, aber Kit war geduldig. Er hatte gewusst,
dass ein von solch gesellschaftlichem Ehrgeiz bewegter Mann
nie darauf verzichten würde, die Königliche Hochzeit zu besuchen. Und o Wunder, da war er auch, keck wie Oskar. Der
Sommer-Eiland blieb direkt vor dem Exverwalter stehen und
verspürte eine gewisse kalte Befriedigung, als er sah, wie alle
Farbe aus dem Gesicht des Mannes wich.
»Ah, Verwalter«, sagte Kit gelassen. »Schön, Euch nach der
ganzen Zeit wiederzusehen.«
»Ihr könnt mir nichts tun!«, behauptete Sir Sleyton du Bois.
»Ich habe ein neues Leben. Aristokratische Freunde. Einfluss.
Schutz …«
»Ich weiß, wer und was Ihr seid«, unterbrach ihn Kit Sommer-Eiland. »Ich bin jetzt Oberster Krieger des Imperiums und
vom König selbst damit beauftragt, Verräter zu jagen und zu
bestrafen. Folgt mir, Verräter!«
Er legte Sir Sleyton scheinbar freundlich die Hand auf die
Schulter und grub mit den Fingern grob in einen dort zugänglichen Nerv. Der Exverwalter schnitt eine Grimasse, leistete jedoch keinen Widerstand, als der Sommer-Eiland ihn durch die
Menge in eine der angrenzenden Küchen steuerte. Ein paar
Leute warfen ihnen Seitenblicke zu, aber niemand sagte etwas.
Der Sommer-Eiland warf seinen Gefangenen beinahe in den
Küchentrakt und schloss sorgfältig die Pendeltür hinter sich.
Das Küchenpersonal wich zurück und ließ seine Arbeit liegen.
Sie kannten Kit Sommer-Eiland. Der Exverwalter wich ebenfalls zurück und rieb fast wie ein Kind an der schmerzenden
Schulter.
»Ich bin von Rang! Ich könnte viel für Euch tun! Ich habe
Geld. Ich könnte Euch reich machen. Ich könnte …«
»Könnt Ihr die Toten erwecken?«, wollte Kit wissen.
»Was?«
»Das dachte ich mir. Und sonst könnt Ihr mir nichts bieten,
wonach es mich verlangt. Ich habe lange auf diesen Augenblick gewartet, Verwalter.«
Sir Sleyton drehte sich um, wollte die Flucht ergreifen, aber
Kid Death war über ihm, ehe er mehr als ein paar Schritte zurückgelegt hatte. Der Sommer-Eiland zerrte den Exverwalter
hinüber zu einer großen, randvollen Bowle, beugte ihn darüber
und drückte ihm den Kopf bis über die Ohren in die Flüssigkeit. Der Exverwalter strampelte, aber Kit hielt ihn erbarmungslos fest. Das Küchenpersonal sah entsetzt zu, aber niemand dachte auch nur im Traum daran, sich mit Kid Death
anzulegen. Es dauerte eine Weile, bis Sir Sleyton ertrunken
war, aber Kit hatte es nicht eilig. Schließlich stiegen keine Blasen mehr zur Oberfläche der Bowle auf, und Sir Sleyton du
Bois rührte sich nicht mehr. Kit hielt den Kopf noch eine Zeit
lang in der Bowle fest und lächelte dabei sanft, ehe er sein Opfer losließ. Der Tote fiel zu Boden, die Augen starr, den Mund
weit geöffnet, die Lungen voll mit der teuersten Bowle.
»Für dich, David«, sagte Kit leise. »Mein Geliebter.«
Derweil war im Plenarsaal Kardinal Brendan zur Seite gerufen
worden, um mit einer jungen Barmherzigen Schwester zu sprechen, die eine dringende Nachricht von Sankt Beatrice überbrachte. Der Kardinal war nur zu gern gegangen, froh über eine
Ausrede, sich verdrücken zu können, während der SommerEiland gerade nicht da war und ihn bewachte. Er fand jedoch
nicht viel Zeit, um froh zu sein. Die lächelnde junge Nonne
manövrierte ihn in eines der leeren Nebenzimmer, verschloss
die Tür hinter sich und rammte dem Kardinal mit geübter Eleganz ein bösartig aussehendes Messer zwischen die Rippen.
Brendan sank zu Boden, zu sehr vom Schock übermannt, um
auch nur zu schreien, beide Hände auf die Wunde gedrückt, als
könnte er irgendwie das Leben fest halten, das mit dem hervorspritzenden Blut aus ihm rann. Er lebte gerade noch lange genug, um zu verfolgen, wie die Holoverkleidung verblasste und
das lächelnde Gesicht von Valentin Wolf zum Vorschein kam.
Dann starb Brendan. Valentin lachte leise und stellte die Kamera auf seiner Schulter so ein, dass er nun wie der Kardinal aussah. Die verdammten Sicherheitsleute der Elfen hatten ihn ein
gutes
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