Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
das Labyrinth wirklich ist. Toll! Warum male ich
mir nicht gleich eine Zielscheibe auf die Brust, wenn ich schon
dabei bin?«
»Ich denke, wir sind über den Punkt hinaus, wo es noch darauf ankam, was wir möchten«, sagte Owen. »Ich muss das tun,
Hazel. Das Labyrinth ruft mich. Hört Ihr es nicht?«
»Du kommst um ohne mich«, sagte Hazel benommen. »Ich
weiß es! Du hast noch nie gewusst, wie man sich aus Schwierigkeiten heraushält.«
»Hätte ich mich aus Schwierigkeiten herausgehalten, wäre
ich Euch nie begegnet«, gab Owen zu bedenken.
Schwejksam und Carrion sahen sich an und entfernten sich
ein Stück weit, damit Owen und Hazel ungestört waren. Hazel
musste wieder an den Traum denken, in dem sie allein auf der
Brücke der Sonnenschreiter gestanden war und sich gegen eine
erdrückende Übermacht gewehrt hatte, aber sie sagte nichts.
Sie spürte, wie sich das Schicksal um sie schloss, ihr Leben mit
einem unerbittlichen Eisengriff packte, und eine kurze Woge
Angst und Panik stieg in ihr auf. Am liebsten hätte sie die
Flucht ergriffen oder geschrien oder Owen niedergeschlagen,
damit er sie nicht verlassen konnte. Mit ihrer alten Selbstbeherrschung rang sie diese Gefühle nieder. Sie wollte Owen jetzt
nicht nervös machen. Er betrachtete das Labyrinth des Wahnsinns , den Kopf leicht auf die Seite gelegt, als lauschte er einem Lied, das nur er hören konnte. Als er sich endlich umdrehte und sie anblickte, lächelte er so traurig, dass es ihr fast das
Herz brach.
»Wir haben gemeinsam einen weiten Weg zurückgelegt«,
sagte er. »Haben wunderbare Orte durchwandert und fast unglaubliche Wunder erblickt und mit aller Kraft für die gute
Sache gekämpft. Wir haben ein paarmal sogar die Hölle betreten und Licht in die Finsternis gebracht. Vielleicht wäre es
habgierig, für uns selbst mehr zu erwarten.«
»Ich wollte nie die Heldin spielen«, entgegnete Hazel. »Ich
wollte nur dich, wollte eine gewisse Zeit mir dir zusammen
sein.«
»Helden und legendäre Gestalten«, überlegte Owen. »Ein
weiter Weg vom Gelehrten und der Klonpascherin. In unserer
kurzen Zeit haben wir mehr erreicht als die meisten Menschen
im ganzen Leben. Seid stolz darauf.«
»Du versuchst Lebewohl zu sagen, nicht wahr, Todtsteltzer?«, fragte Hazel, und ihre Augen bohrten sich in seine. »Wir
werden uns nie wieder begegnen, oder?«
»Wer weiß?«, fragte Owen. »Wir haben diese Reise mit weit
offenen Augen angetreten und wussten, worauf wir uns einließen. Jeder weiß, dass die meisten Helden und Legendengestalten kein glückliches Ende finden. Ich wünschte … wir hätten
das haben können, was alle anderen haben und ganz selbstverständlich finden: ein Zuhause und Familie und Kinder. Zeit für
uns selbst, ungestört von Not oder Politik oder Schicksal. Aber
Ihr und ich, wir waren nie für ein solches Leben bestimmt. Ihr
seid das Beste, was mir je widerfahren ist, Hazel D’Ark. Keinen Augenblick davon würde ich hergeben für all die Jahre, die
ich vielleicht als verdorbener, selbstzufriedener kleiner Gelehrter hätte haben können.«
»Und du bist das Beste, was mir je widerfahren ist, Owen
Todtsteltzer.« Hazel musste kämpfen, um einen gelassenen
Tonfall beizubehalten. »Bevor du in mein Leben getreten bist
und alles ruiniert hast, musste ich mir morgens einen Grund
überlegen, warum ich überhaupt aufstehen sollte. Du hast mir
gezeigt, was Pflicht und Ehre sind, und meinem Leben Sinn
gegeben, auch wenn du mich regelrecht hineinzerren musstest
und ich die ganze Zeit über geschrien und gestrampelt habe.
Deinetwegen bin ich jemand geworden, der etwas bedeutet,
nicht nur irgendeine zusätzliche kleine Verbrecherin.«
»Jetzt muss nicht unbedingt das Ende kommen!«, sagte
Owen verzweifelt. »Womöglich komme ich aus dem Labyrinth wieder hervor und verfüge auf einmal über alle Macht, die ich
brauche, um die Neugeschaffenen zu vernichten. Die neue Sonnenschreiter könnte über alle Feuerkraft verfügen, die Ihr
braucht, um sie abzuwehren. Vielleicht retten wir ein letztes
Mal die Menschheit und wandern dann gemeinsam in den Sonnenuntergang. Schon seltsamere Dinge sind geschehen.«
»Ja«, sagte Hazel. »Vielleicht.« Und keiner von beiden
glaubte daran.
Abrupt umarmten sie sich und drückten sich, eine warme
Wange an der anderen; und wenigstens zum Teil taten sie es,
damit sie sich nicht mehr gegenseitig in die Augen blicken
mussten. Für jeden von ihnen klang der Atem des anderen laut
und

Weitere Kostenlose Bücher