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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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zurückgeholt. Für menschliche Begriffe sahen sie immer noch ganz
schön hässlich aus mit ihren Gargoylengesichtern und riesigen
Fledermausflügeln, scharfen Zähnen und Krallen und grimmigen, funkelnden Augen. Eher Drachen als Engel. Aber die Aura der Drohung und Gefahr, wie sie ihre übliche Erscheinung
begleitete, war nicht mehr da. Sie sangen, erhoben ihre fremdartigen Stimmen in Freude, Herrlichkeit und Lachen.
Sie flogen an einem strahlenden, blauen, wolkenlosen Himmel, der ohne Grenzen zu sein schien, stiegen hoch und stürzten sich herab und glitten auf niemals endenden Winden dahin.
Carrion betrachtete sie mit Tränen in den Augen. Er hatte vergessen, wie anmutig sie sein konnten. Er hatte so lange mit
ihren zornigen Geistern gelebt, dass er die Freude und das
Staunen ihres Daseins vergessen hatte. Auch in Schwejksams
Augen brannten Tränen, Tränen des Bedauerns darüber, solch
erstaunliche Kreaturen ermordet zu haben. Und dann sprachen
die Ashrai alle mit einer Stimme, und Schwejksam und Carrion
vernahmen ihre Worte im Kopf, und es schienen ihnen die
Worte von Engeln zu seinen, keinesfalls die von Gargoylen.
Wir haben uns geirrt, als wir uns dem Zorn und dem Rachedurst ergaben. Wir schämen uns dafür, dass wir zuließen, so an
unser altes Dasein gebunden zu bleiben, und vergaßen, zu was
wir hätten werden sollen. Das Labyrinth hat die Metallwälder
erschaffen und in unsere Hände gelegt, aber wir hatten vergessen, dass sie als Mittel zum Zweck gedacht waren, nicht als
Selbstzweck. Nachdem wir umgekommen waren, ermöglichten
uns die Restenergien das Labyrinths auf Unseeli eine Fortexistenz als Gespenster. Sogar noch, als der Wald, der Grund für
unser Dasein, schon nicht mehr existierte. Wir haben dich benutzt, lieber Sean, haben deinem Zorn und deinem Bedürfnis
nach Rache erlaubt, uns Sinn und Bedeutung zu schenken.
Aber jetzt hast du uns hergebracht, und wir erinnern uns wieder.
Es tut mir leid, sagte Schwejksam. Mir tut leid, was ich getan
habe.
Wir verstehen, was Pflicht und Ehre sind, sagten die Ashrai. Wir vergeben dir. Nicht weil Sean uns einmal gebeten hat, das
zu tun, sondern weil wir in deinen Verstand und dein Herz
blicken. Wir müssen die Vergangenheit hinter uns lassen, Johan Schwejksam. Wir stehen vor einem noch größeren Krieg,
dem Krieg des Lichtes gegen die Dunkelheit, und wir müssen
uns ihm gemeinsam stellen.
Die Neugeschaffenen, sagte Carrion.
Ja.
Müssen wir denn ständig kämpfen?, fragte Carrion. Dürfen
wir niemals Frieden haben?
Es hat schon Frieden gegeben, antworteten die Ashrai. Es
wird erneut Frieden geben. Aber jetzt haben wir erst mal eine
Arbeit zu verrichten. Das Labyrinth hat uns aus einem bestimmten Grund ins Leben zurückgerufen.
Was sollen wir also tun?, wollte Schwejksam wissen. Erhalten wir Gelegenheit, mit dem Baby zu sprechen?
Nein, entgegneten die Ashrai. Der Junge traut euch nicht. Er
empfängt nur Owen. Aber ihr habt Großes geleistet, indem ihr
so weit gekommen seid. In der kommenden letzten Schlacht um
die Seele der Menschheit müsst ihr eine entscheidende Rolle
spielen.
Woher wisst ihr das alles?, fragte Schwejksam.
Eine Verbindung besteht zwischen uns und dem Labyrinth.
Eine alte Verbindung. Unsere Vorfahren kannten das Labyrinth schon vor sehr langer Zeit. Wir hatten es vergessen, bis
Sean uns hierher brachte. Nun ist alles gesagt, was zu sagen
war. Das Labyrinth hat euch beide auf eine Art und Weise verändert, die sich als nützlich erweisen mag. Jetzt müssen wir
gehen und uns dem Feind stellen. Denn die Neugeschaffenen
sind schon sehr nahe, und sollten sie siegen, erlischt das Licht
in der Galaxis für immer.
Und mit einem Schlag fanden sich Schwejksam und Carrion
auf der Brücke der Unerschrocken wieder. Die Mitglieder der
Brückenbesatzung drehten sich erschrocken um und riefen
Fragen, auf die Schwejksam keine Antworten hatte. Er gebot
mit einer scharfen Geste Schweigen und nahm wieder auf seinem Kommandositz Platz. Carrion trat an seine Seite, die
Energielanze in der Hand, und wirkte ganz unerschütterlich.
»In Ordnung«, sagte Schwejksam. »Bringt mich auf den
Stand der Dinge. Zeigt mir sofort, wo die Neugeschaffenen
sind.«
»Überall ringsherum«, antwortete die Komm-Offizierin Morag Tal. »Wir stehen unter Beschuss, fast seit dem Augenblick,
an dem Ihr … die Brücke verlassen habt. Wir sind unterlegen,
und unsere Abwehrschirme versagen langsam. Davon abgesehen ist die Lage ziemlich schlimm.

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