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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Fingern pulsierte. Er
glaubte, gebrochene Rippen zu ertasten. Der kopflose Körper
des Wolflings kniete neben ihm. Blut spritzte aus dem Halsstumpf, und die Arme tasteten umher und suchten nach dem
abgetrennten Kopf. Er lag ein gutes Stück entfernt. Die Augen
bewegten sich weiterhin, richteten sich auf die sich herantastenden Hände. Hazel trat rasch hinzu und beförderte den Kopf
mit einem Fußtritt außer Reichweite. Er schnappte nach ihrem
Fuß und verdrehte wütend die Augen.
Owen schloss die Augen und ignorierte die Schmerzen in der
Seite, um sich zu konzentrieren. Er tastete mit den Gedanken
nach dem Labyrinth des Wahnsinns und spürte, wie es seine
Berührung erwiderte, wie ein schlafender Riese, der beim
Klang einer vertrauten Stimme langsam erwachte. Owen konzentrierte sich auf einen einzelnen Gedanken.
Um Gottes willen, lass das arme Schwein sterben!
Die kopflose Leiche kippte nach vorn in das grüne und rote
Gras und wurde langsam starr. Die Hände zuckten noch kurz,
als suchten sie weiterhin einen Feind, um ihn zu zerquetschen.
Der abgetrennte Kopf sperrte das Maul weit auf zu einem letzten lautlosen Schrei der Wut oder des Schmerzes oder einfach
nur der Erleichterung. Dann erstarrte auch er, und die Augen
blickten gnädig leer. Endlich pulsierte kein Blut mehr aus dem
Halsstumpf; der Wolfling war tot.
Schwejksam und Hazel halfen Owen auf die Beine, gerade
als Carrion mit der Energielanze zurückgelaufen kam und doch
etwas verlegen wirkte. Owen steckte sein Schwert weg, während Hazel die Wunde in seiner Seite in Augenschein nahm
und ein zusammengefaltetes Tuch darauf drückte.
»Sieht hässlich aus, aber nicht unmittelbar lebensbedrohend.
Das heilt wieder, Owen.«
»Natürlich«, sagte Owen ein wenig atemlos. »Das ist bei mir
immer so.«
»Er wollte sterben«, behauptete Schwejksam. »Sich wieder
zu den Letzten seiner Art gesellen.«
»O sicher«, sagte Owen. »Aber er hätte mich mitgenommen,
wenn irgend möglich. Zum Glück konnte ich das Labyrinth überreden, ihn gehen zu lassen. Ich denke nicht, dass es noch
einen Hüter benötigt. Vermutlich steht sein langer Plan kurz
vor dem Abschluss, und wir nähern uns dem Endspiel.«
Hazel schauderte es plötzlich. »Beängstigender Gedanke!
Falls der Wolfling die Wahrheit gesagt hat, dann wurde womöglich unser ganzes Leben manipuliert, nur um uns hierher
zu führen. Zum jetzigen Zeitpunkt an diesen Ort. Um das Endspiel des Labyrinths auszutragen.«
Carrion schüttelte unbehaglich den Kopf. »Nichts kann so
mächtig sein!«
»Wer weiß beim Labyrinth schon, was möglich ist«, hielt
ihm Owen entgegen. Er richtete sich vorsichtig auf und ignorierte den Schmerz in seiner Seite. »Es unterliegt keinen
menschlichen Beschränkungen.«
»Richtig«, stimmte ihm Hazel zu. »Es könnte schier alles mit
dir anstellen, sobald du es wieder betreten hast. Ich finde nicht,
dass du dies noch tun solltest, Owen.«
»Ich bezweifle, dass es mich töten wird, nach allem, was wir
durchgemacht haben, um hierher zu gelangen.«
»Vielleicht nicht. Es könnte dich jedoch von neuem verändern. Dich noch … fremdartiger gestalten. Nach seinem Bilde.
Wir haben uns schon verdammt weit vom Rest der Menschheit
entfernt, Owen! Falls du wieder hineingehst, kann niemand
sagen, was am anderen Ende herauskommt. Wir haben zusammen einen so weiten Weg zurückgelegt, Owen! Ich möchte
dich jetzt nicht verlieren.«
»Wie schon so oft zuvor, habe ich im Grunde gar keine
Wahl«, entgegnete Owen. »Nicht nur wegen der Neugeschaffenen, sondern auch wegen des Babys im Kern des Labyrinths .
Wulf sagte, es stünde im Begriff zu erwachen. Ich muss dorthin
vordringen, ehe das passiert. Gott allein weiß, was der Junge
sonst womöglich anstellt, falls er wach wird, sich allein vorfindet und Angst bekommt. Oder wütend wird. Jemand muss dort
sein, um Trost und Wegweisung zu bieten. Und wen außer einem weiteren Todtsteltzer würde er akzeptieren?«
»Er könnte Euch mit nur einem Gedanken töten«, gab
Schwejksam zu bedenken.
»Ja, das denke ich auch. Aber ich glaube einfach nicht, dass
das Labyrinth mich so weit geführt hat, nur damit das Baby
mich auf dem letzten Schritt umbringt. Ich muss einfach daran
glauben, dass mein Hiersein einen Sinn hat.«
»Du brauchst das nicht zu tun, Owen«, beharrte Hazel.
Der Todtsteltzer lächelte.
»Doch, ich muss. Ich habe schon immer gewusst, was meine
Pflicht ist, Hazel.«
»Falls Ihr hineingeht, komme ich mit«,

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