Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:

den ich mir schon vorbereitet habe. Deshalb tragen wir die Ritualnarben im Gesicht; sie identifizieren den Inhaber des Körpers. Fleisch ist endlich, wir jedoch setzen uns endlos fort.«
»Was passiert … mit Verstand und Seele eines solchen vorbereiteten Körpers?«, fragte Hazel, um zu beweisen, dass sie
ihm zuhörte.
Scour zuckte die Achseln. »Wir treiben sie hinaus. Eine neugeborene Seele kann sich nicht mit einem Bewusstsein messen,
das seit Jahrhunderten besteht.«
»Und so hast du Owens Angriff überlebt«, sagte Hazel. »Du
bist einfach in einen anderen Körper gewechselt.«
»Natürlich. Wir sind immer vorbereitet. Das Ausmaß seiner
Kräfte hat uns überrascht, also entschieden wir, zuzusehen und
zu warten, bis Ihr Eure Kräfte vorübergehend erschöpft hattet,
um dann unseren Anspruch auf Euch erneut vorzubringen. Ihr
gehört uns, Hazel D’Ark, und wir holen uns, was uns zusteht,
und noch mehr dazu. Wartet nicht darauf, dass Owen Euch
retten kommt. Niemand kann ohne unsere Zustimmung zu uns
vordringen. Die Obeah Systeme sind mehr ein Geisteszustand
als ein materieller Tatbestand.«
»Die Energiequelle«, wandte Hazel ein. »Ihr müsst irgendeine Energiequelle haben. Für eure … Wissenschaft, für die Aufrechterhaltung des Gedankenpools. Der Sommerstein?«
»Sehr gut, Hazel. Ihr seid jetzt fast völlig wach. Ja, es ist der
Sommerstein. Er hat uns geholfen, die zu werden, die wir heute
sind. Er erhält unsere Existenz, beschützt uns vor unseren
Feinden, stellt sicher, dass wir überleben. All unsere Macht, zu
erschaffen und zu zerstören, liegt darin begründet. Möchtet Ihr
ihn gern sehen?«
Er winkte mit einer Hand, und ein großer Steinklotz stand
plötzlich vor dem Fußende der Liege. Hazel hob den Kopf,
damit sie ihn besser sehen konnte. Ein großer Kegel aus massivem Gestein, grau und zerfurcht, mit nahezu zweieinhalb Metern Durchmesser, die Spitze bis an die Decke reichend. Er sah
aus, als würde er Tonnen wiegen, und Hazel war vage erstaunt,
dass der Boden nicht unter ihm einbrach. Er wirkte … massiv,
dicht, wirklicher als wirklich. Und auf seltsame und eindringliche Art vertraut.
»Erkennt Ihr ihn wieder?«, fragte Scour und musterte konzentriert ihre Miene.
»Nein. Wo hast du ihn gefunden?«
»Am selben Ort wie Ihr – auf einem Planeten, der einst als
Haden bekannt war und noch früher als Wolflingswelt . Was Ihr
hier seht, war einst Bestandteil des Labyrinths des Wahnsinns .
Wir haben ihn gestohlen und hergebracht.«
Er winkte erneut, und der Stein verschwand. Hazel legte den
Kopf zurück, und ihre Gedanken überschlugen sich. »Dieser
Gesteinsbrocken gehörte einst zum Labyrinth des Wahnsinns? Aber …«
»Ja, ja, ich weiß. Ihr habt eine High-Tech-Konstruktion gesehen. Die Erscheinungsform des Labyrinths wird jedoch weitgehend von den Erwartungen dessen bestimmt, der es entdeckt.
Ihr hattet erwartet, ein Artefakt von Fremdwesen zu sehen, und
genau das habt Ihr vorgefunden. Wir denken in älteren Begriffen, also erblickten wir einen Ring aus stehenden Steinen. Wir
brauchten lange, um zu entdecken, was wir da vor uns hatten
und was es vollbringen konnte, und am Ende wurden wir von
jenem Planeten vertrieben, ehe wir den Kern des Mysteriums
durchdringen konnten – genau wie Ihr. Wir nahmen jedoch
einen Stein mit, und er erhält uns seitdem. Vielleicht begreift
Ihr jetzt allmählich, warum wir so darauf bedacht sind, die Geheimnisse Eures Fleisches und Eures Bewusstseins zu erkunden und zu verstehen, welche wunderbaren Veränderungen das Labyrinth in Euch bewirkt hat. Das Labyrinth existiert nicht
mehr, wurde vernichtet. Ihr seid alles, was von seinem Glanz
und seinem Geheimnis geblieben ist. Wir werden diese Geheimnisse aufdecken. Wir haben es verdient. Ihr habt erreicht,
was uns bestimmt war!«
Hazel dachte über die Möglichkeit von Blutläufern mit Labyrinth-Kräften nach, und das Blut gefror ihr in den Adern. Sie
bäumte sich gegen die Lederriemen auf, die sie festhielten, und
kanalisierte die Willenskraft, um ihren Zorn wachzurufen, und
plötzlich flutete neue Kraft durch sie. Furcht und Verzweiflung
können viel dazu beitragen, auch den umwölktesten Verstand
wieder zu klären. Die Riemen hielten zwar, aber die Schnallen
gaben nach, und das Metall riss das Leder durch, als Hazels
übermenschliche Kraft aufflammte. Sie richtete sich schnell
auf, warf die losgerissenen Riemen ab und sprang von der Liege, wobei sie darauf achtete, sie

Weitere Kostenlose Bücher