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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Geheimnisse miteinander, Pyre«, sagte
Scour. »Was ist los – vertraut Ihr mir nicht?«
Zischendes Gelächter stieg von allen Anwesenden auf, aber
die blutroten Augen, die auf Scour ruhten, drückten keinerlei
Humor aus. Er erwiderte die Blicke böse und trotzig und legte
die Zähne mit einem Lächeln frei, das nicht minder ein Knurren war.
»Warum solltet Ihr die Freuden des Verhörs allein genießen?«, wollte Pyre wissen. »Wir alle möchten an der Freude
teilhaben, die damit verbunden ist, in ihr Fleisch und Blut einzudringen, ihre kleinen Schreie und ihr Grauen auszukosten,
während sie uns ihre Geheimnisse preisgibt, eines nach dem
anderen. Ihr achtet zu eifersüchtig auf Euer Vergnügen, Scour,
und das dulden wir nicht.«
»Wisst ihr, ich bin immer noch bereit zu kooperieren«, warf
Hazel doch ein wenig verzweifelt ein. »Daraus braucht kein
Kampf zu werden. Die Dinge, die ihr erfahren wollt, sind auch
für mich Geheimnisse. Wir könnten gemeinsam danach suchen. Falls ihr mir mehr über eure Vergangenheit und wahre
Natur erzählt, bin ich vielleicht in der Lage, euch Richtungen
vorzuschlagen, in denen ihr suchen könntet – Dinge, die euch
vielleicht nicht einfallen. Vergesst nicht, ich habe das Labyrinth des Wahnsinns durchschritten und Kräfte eingesetzt, die
ihr euch nie erträumt habt. Ihr wäret überrascht zu erfahren, wo
ich schon gewesen bin.«
Eine ganze Weile dachte sie schon, sie würden es ihr nicht
abkaufen. Die blutroten Augen musterten sie kalt und ohne
Mitgefühl von allen Seiten. Hazel bluffte, hoffte aber, dass sie
es nicht bemerkten. Für den Augenblick war sie ebenso darauf
erpicht, in der Nähe des Sommersteins zu bleiben, wie darauf,
Scours blutdürstige Begehrlichkeiten abzuwehren. Schon die
Gegenwart des Steins vermittelte ihr das Gefühl, kräftiger zu
sein.
»Sagt es ihr«, verlangte Lament. »Sagt ihr, mit wem und
womit sie es zu tun hat.«
»Ein neuer Gesichtspunkt könnte sich als wertvoll erweisen«,
fand auch Pyre. »Sehr gut. Lauscht, Hazel D’Ark, und erfahrt
unsere geheime Geschichte.«
»Ihr hattet schon immer gern ein Publikum«, höhnte Scour.
»Einst waren wir Menschen«, erzählte Pyre. »Nichts als
Menschen, wenn auch damals schon aus eigenem Entschluss
von der Hauptlinie der Menschheit getrennt, um einem dunkleren, subtileren Weg zu folgen. Einige von uns fuhren als Archäologen auf den Planeten, der als Wolflingswelt bekannt
werden sollte. Und ganz durch Zufall entdeckten wir das Labyrinth des Wahnsinns , während wir nach etwas anderem suchten. Oder vielleicht hat das Labyrinth auch uns gefunden. In
einer größeren Wirklichkeit gibt es keine Zufälle. Alles hat
Bedeutung. Alles hat einen Zweck.
Wir staunten über den großen Steinkreis und spürten seine
Macht, verzichteten jedoch darauf, ihn zu betreten. Schon damals wussten wir, dass jeder, der das Labyrinth des Wahnsinns
durchschritt, unwiderruflich verwandelt daraus hervorkommen
würde. Wir hatten viel Zeit und Mühe aufgewandt, um die zu
werden, die wir waren, und wollten keine ungeahnten Veränderungen riskieren. Wir erforschten den Steinkreis jahrelang und
benutzten dabei die machtvollsten und subtilsten bis dahin
entwickelten Wissenschaften. Wir fanden gerade genug heraus,
um unsere Begehrlichkeit anzuregen. Natürlich waren wir
schon dabei, uns zu verändern und über unsere Grenzen hinaus
zu entwickeln, einfach indem wir so viel Zeit in unmittelbarer
Nähe zum Steinkreis verbrachten. Wir haben nicht immer so
ausgesehen wie heute.
Und während sich unsere Körper langsam veränderten, geschah dies auch mit unserem Bewusstsein. Neue Perspektiven
eröffneten sich uns. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Nachricht
von unserer Entdeckung den damaligen Imperator erreicht. Um
uns Zeit für die Fortsetzung unserer Forschungen zu erkaufen,
schufen wir für ihn die neuen Stoßtruppen, die er verlangte: die Wolflinge. Auch sie wurden jedoch vom Steinkreis beeinflusst
und entwickelten sich weiter, als wir geplant hatten, weiter, als
sie hätten tun sollen. Der Imperator bekam es mit der Angst zu
tun und ließ sie ausrotten. Ich habe gehört, dass Ihr dem letzten
Wolfling begegnet seid, Hazel D’Ark. Eine seltsame Kreatur,
möglicherweise unsterblich. Fast mit Sicherheit vom Labyrinth
am Leben gehalten, um dessen eigenen Absichten zu dienen.
Als die Wolflinge rebellierten und die imperialen Truppen
anrückten, um sie zu vernichten, blieb uns keine andere Wahl,
als den Planeten zu verlassen. Der Imperator hatte

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