Todtstelzers Schicksal
zu zerreißen und zu zerdrücken, gelenkt von fernen Sinnen und übermächtigem Zorn. Sie wimmelten auf den Fluren durcheinander wie Maden in einer Wunde, und Owen hackte sich einen Weg hindurch frei wie ein
Holzfäller, der einen Pfad durch den Wald öffnete. Es war entsetzlich ruhig. Die Kopflosen konnten nicht reden, und die einzigen Geräusche waren das Stampfen ihrer Füße, das Zerreißen
von Fleisch und das Brechen der Knochen. Der Boden war
glitschig von Blut, und weiteres lief an den Wänden herab.
Owen Todtsteltzer schnitt und drückte sich einen Weg durch
die entsetzliche Menge frei und dachte sich dabei, dass die
Hölle dem ähnlich sein mochte. Aber selbst die Hölle konnte
ihn jetzt nicht mehr daran hindern, zu Hazel vorzudringen.
Hazel D’Ark war wieder in Scours Zelle auf der Roll-Liege
festgeschnallt. Eine Infusionsnadel war mit Klebeband am
nackten Arm befestigt und pumpte starke Beruhigungsmittel in
sie hinein. Sie musste unter Aufbietung aller Kräfte dagegen
ankämpfen, um zu verhindern, dass ihre Gedanken zerliefen.
Der Körper fühlte sich seltsam weit entfernt an, aber sie zweifelte nicht daran, dass sich das in dem Augenblick ändern würde, an dem Scour seine Arbeit mit dem Tablett voller stählerner
Instrumente begann, das auf einem Tisch neben Hazel bereitstand. Scour summte leise vor sich hin, während er sich eine
schwere Schürze umband, vermutlich um die Gewänder vor
Blutspritzern zu schützen. Hazel durchsuchte ihr Inneres, ob
sich etwas rührte, und hoffte verzweifelt darauf. Die Nähe zum
Sommerstein hatte einige ihrer Kräfte geweckt, aber sie entglitten immer wieder dem geistigen Zugriff. Scour hatte rings um
sie herum vier der abgetrennten Köpfe auf Sockeln angeordnet,
und diese Köpfe stellten diverse Dinge mit Hazels Verstand an.
Hazel spürte Scours Einfluss, durch den Sommerstein verstärkt
und durch die Lektronenhirne gebündelt, wie er sich in ihrem
Kopf bewegte und nach Geheimnissen suchte, die sie verzweifelt vor ihm zu schützen versuchte. Aber er war da und grub in
den tiefen Winkeln ihres Unterbewusstseins herum, und Hazel
konnte immer weniger auseinander halten, welches ihre und
welches seine Gedanken waren.
Erneut versuchte sie, ihn durch Konversation abzulenken.
Man konnte erkennen, dass er es gern hatte, zu reden und seinen Opfern Vorträge zu halten. Das gehörte zu der Macht, die
er über sie ausübte, aber es half auch Hazel, wach und konzentriert zu bleiben. Und es bestand immer die Chance, dass ihm
etwas herausrutschte, was sie gegen ihn einsetzen konnte.
»Erzähle mir von Käpten Markee«, sagte sie langsam. »Meinem alten Kapitän, als ich noch Klonpascherin auf der Scherbe war. Was für ein Abkommen hat dieser alte Trottel mit euch
Typen geschlossen?«
»Ursprünglich war er Bestandteil der TodtsteltzerVerschwörung«, erzählte Scour, ohne von dem steifen Kupferdraht aufzublicken, den er gerade vorsichtig in das freiliegende
Hirngewebe eines der Köpfe einführte. »Ihr wisst ja, dass
Owens Vater an einer Verschwörung gegen die Imperatorin
beteiligt war … Jedenfalls leistete Kapitän Markee unserer
Bitte Folge und kam hierher, als Sendbote Arthur Todtsteltzers,
und überbrachte dessen Antwort auf unsere Bedingungen für
eine Partnerschaft. Wir wollten, dass uns jährlich ein Zehnt der
menschlichen Bevölkerung für unsere Experimente ausgeliefert
würde. Als Gegenleistung waren wir bereit, ihm unsere Teleportationstechnik zur Verfügung zu stellen. Der Todtsteltzer
erkannte unseren Wert an und willigte in den Zehnten ein. Anscheinend hatte er mit den Hadenmännern schon ein ähnliches
Abkommen geschlossen. Auch Kapitän Markee traf eine Absprache mit uns: ein Zehnt seiner Besatzung als Gegenleistung
dafür, dass wir ihn mit den richtigen Leuten bekannt machten,
damit er im Klonpaschergeschäft bleiben konnte. Da er und
seine Besatzung inzwischen tot sind, bleibt nur Ihr als infrage
kommender Anteil übrig. Deshalb waren wir hinter Euch her.
Damals wussten wir noch gar nicht, wie sehr wir Euch brauchten. Wir hatten noch keine Ahnung, was das Labyrinth des
Wahnsinns aus Euch gemacht hatte.«
»Warum habt ihr riskiert, die Rebellen gegen euch aufzubringen, nur um mich in die Hand zu bekommen?«
»Wir mussten das Geschäft durchsetzen. Wir konnten uns
nicht leisten, den Eindruck zu verbreiten, wir würden weich.
So, jetzt aber keine Ablenkungen mehr, liebe Hazel. Ich denke,
wir sind bereit für einen
Weitere Kostenlose Bücher