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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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freigelegten blassen Fleisch herab, wo Scour zu tief geschnitten
hatte, aber er scherte sich nicht darum.
Hazel lag reglos auf dem Wagen, die Augen zugekniffen,
damit sie nicht sehen musste, was er tat, und versenkte sich tief
ins eigene Bewusstsein. Statt Energie zu verschwenden, indem
sie sich gegen das intravenös verabreichte Beruhigungsmittel
wehrte, ließ sie zu, dass es die Oberfläche ihrer Gedanken abschaltete, damit sie sich besser auf tiefere Schichten konzentrieren konnte. Jetzt, nachdem Scour ihre innere Tür gewaltsam
geöffnet hatte, fand sie sie selbst mit Leichtigkeit wieder. Sie
spürte, wie sich andere Hazels in ihrer Nähe drängten, potenziellen Gespenstern gleich, mögliche Echos ihrer Person, in der
Raumzeit verstreut. Bonnie Chaos und Mitternachtsblau waren
da und spürten vage ihren Schmerz und ihre Qual und fragten
sich, warum sie noch nicht herübergerufen worden waren. Hazel rief nach ihnen, aber sie hörten sie nicht. Sie konnte sie
nicht warnen. Aus weiter Ferne hörte Hazel jetzt Schreie, aus
der steinernen Zelle, und erkannte, dass ihr schwarz gekleidetes
Selbst unter den sanften Schnitten von Scours Skalpell zu sich
gekommen war. Hazel schrie selbst in Gedanken, und niemand
außer ihr selbst konnte sie hören.
    Owen Todtsteltzer kämpfte sich durch ein Meer von Gestalten,
hieb sich einen Weg durch die kopflose Menge hindurch, die in
einer endlosen Flut gegen ihn anstürmte. Sie wussten jetzt, dass
er da war, und hatten anscheinend ihre Differenzen ausgesetzt,
um sich gegen ihn zu wenden. Immer mehr Kopflose liefen aus
allen Richtungen herbei, aber Owen gab einen Dreck darauf. Er
fühlte sich stärker und schneller als seit Wochen, und er
brauchte dazu nicht mal den Zorn aufzurufen. Irgendwo vor
ihm befand sich eine Energiequelle, jenes unheimliche Ding,
das er schon früher gespürt hatte und das ihn an das Labyrinth
des Wahnsinns erinnerte. Und je näher er ihm kam, desto stärker wurde er. Er fühlte sich wieder lebendig, ganz der Alte.
Blut floss in Strömen auf den kalten Steinboden, und nichts
davon war seines.
    Die kopflosen Körper versperrten den Korridor vor ihm jetzt
komplett, waren zu einer fast soliden Masse zusammengedrückt durch ihre Entschlossenheit, ihn zu fassen zu bekommen. Im Augenblick begrenzte der schmale Flur die Anzahl
Kopfloser, die ihn gleichzeitig angreifen konnten, aber er näherte sich einer Kreuzung, wo er sich möglicherweise Angriffen aus drei oder vier Richtung zugleich ausgesetzt sah. Owen
dachte über das Problem nach, während er das Schwert beidhändig schwang und vorsichtig über die Toten und die Sterbenden auf dem Fußboden hinwegstieg. Sein Disruptor war
voll geladen, aber die schiere Masse der Gegner hätte die Energie aufgesaugt, ehe sie weit genug vorgedrungen wäre, um ihm
wirklich etwas zu nützen. Er sah nur eine Möglichkeit, durch
diese scheußliche kopflose Armee zu brechen, und er wusste
nicht recht, ob er schon stark genug war, sie in die Tat umzusetzen. Er musste es jedoch versuchen. Er hatte nicht den ganzen Weg zurückgelegt und war Hazel so nahe gekommen, um
sich jetzt noch aufhalten zu lassen.
    Und da hörte er Hazel schreien. Weit entfernt und ganz nahe
zugleich brach ihr Verzweiflungsschrei in seine Gedanken ein,
und mehr war nicht nötig.
    Owen tastete tief ins eigene Innere vor; eine alte Tür öffnete
sich, und eine vertraute, furchterregende Macht kreiste in ihm.
Sie platzte aus ihm hervor, ab wäre er zu klein, um sie zu umfassen, und breitete sich wie Donner in die Luft ringsherum
aus, ähnlich dem schlagenden Herzen eines riesigen, unaufhaltsamen Kolosses. Die kopflosen Körper vor Owen erstarrten an
Ort und Stelle und zögerten, als die Willenskräfte, die sie antrieben, die Präsenz einer neuen Kraft in ihrer uralten Steinwelt
spürten. Owen lachte plötzlich, ein düsterer, unerbittlicher
Laut, und seine Macht breitete sich weiter aus, durchbrach die
dicht gedrängten Gestalten, als wären sie aus Papier, zerriss sie
und fegte die blutigen Fetzen weithin durch die Korridore. In
großer Entfernung hörte Owen die steuernden Gehirne aufschreien, und sein Totenkopfgrinsen wurde für einen Moment
noch breiter. Er schritt durch den jetzt freien Korridor aus, stieg
über die verstreuten Leichenteile hinweg oder beförderte sie
mit Tritten zur Seite, ganz wie er jeweils gelaunt war, und seine Macht wickelte sich um ihn wie ein Königsmantel.
    Haltet durch, Hazel! Ich bin da.
Er

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