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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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entgegen.
    Fast in den Wahnsinn getrieben durch die entsetzlichen würgenden Schreie ihrer gefangenen Variante griff Hazel tief ins
eigene Innere und bediente sich hemmungslos der Kraft, die sie
aus dem Sommerstein absorbiert hatte. Not und Notwendigkeit
erweckten diese Kraft, die sich brüllend in ihr erhob und mit
den schrecklichen weißen Feuern ihrer Intensität fast Hazels
Verstand verzehrte. Sie wusste, dass sie in ihrer geschwächten
Verfassung eine solche Kraft nicht lange einsetzen konnte, aber
es war ihr egal. Sie würde tun, was nötig war, und sich später
Sorgen um den Preis machen, den sie zu zahlen hatte. Sie trieb
die Beruhigungsmittel aus dem Körper, wie sie einst auch der
Droge Blut entsagt hatte, und zum ersten Mal seit Wochen war
ihr Verstand klar und scharf. Sie spürte, wie die Gedanken der
Lektronenhirne ihren Verstand umkreisten, bemüht, Hazel einzuschließen und zu beherrschen, aber sie waren jetzt nur noch
wie kleine Kinder, die an ihren Rocksäumen zupften. Sie fegte
sie mit einem einzelnen Gedanken weg und konzentrierte sich
ganz auf die Tür in ihrem Innern. Sie war nach wie vor nicht
stark genug, um sie gegen Scours Willen geschlossen zu halten, aber eins konnte sie tun: Sie brachte alle Kraft auf und
zwang die Tür so weit auf, wie es nur ging. Sie rief, und eine
Armee von Hazels stürmte hindurch, hinein in die Welt aus
Stein.

Scour wirbelte überrascht herum, als die abgetrennten Köpfe
einer nach dem anderen explodierten und rosa-graues Hirngewebe auf dem Steinboden verspritzt wurde. Scour richtete sich
auf, wobei Blut dick vom Skalpell in seiner Hand tropfte, während das verstümmelte Ding zu seinen Füßen in einer Blutlache
strampelte und schrie. Und aus dem Nichts heraus, von Orten,
die noch weiter von der Realität entfernt lagen als Scours
Steinwelt, strömten zwanzig Hazel D’Arks mit Schusswaffen
und Schwertern und Äxten und einer bitterkalten Wut in den
Augen. Scour drehte sich um und lief davon, während er seinen
kopflosen Dienern befahl, seine Flucht zu decken. Ihr Tod verschaffte ihm genug Zeit, die Tür der Zelle zu erreichen und
aufzureißen, und dann sah er, was draußen geschah, und erstarrte an Ort und Stelle. Er warf einen Blick zurück zu den
angreifenden Kriegerinnen und verschwand in einem schimmernden Kraftfeld.
    Hazel D’Ark richtete sich auf der Liege auf und zerriss die
Lederriemen, als bestünden sie aus dünnem Tuch. Sie riss auch
die Infusionsnadel aus dem Arm und warf sie weg. Sie wollte
sich bei den anderen Varianten ihrer selbst dafür bedanken,
dass sie dem Ruf gefolgt waren, aber sie ignorierten sie und
versammelten sich um das wimmernde Ding auf dem Boden,
das versuchte, die blutigen Fetzen des Overalls um den blutüberströmten Leib zu wickeln. Hazel schwang die Beine vom
Wagen und ging auf sie zu, aber Mitternachtsblau und Bonnie
Chaos drehten sich zu ihr um und versperrten ihr den Weg. Sie
machten grimmige Gesichter. Hazel nickte ihnen langsam zu.
»Danke, dass ihr gekommen seid, Leute. Ich hatte hier eine
    Zeit lang echte Schwierigkeiten.«
»Wir sind nicht deinetwegen gekommen«, sagte Bonnie
rundweg. »Wir sind ihretwegen hier.« Sie deutete auf die
gefolterte Hazel, die von den anderen getröstet wurde.
»Schicke uns nach Hause, Hazel«, sagte Mitternachtsblau.
»Schicke uns alle nach Hause. Und rufe uns nie wieder, weil
wir nicht kommen werden.«
»Was?«, fragte Hazel.
»Du rufst uns nur, wenn du in Gefahr bist«, sagte Bonnie.
»Denkst nie an uns, wie wir bluten und leiden und sterben, um
dich zu retten. Wir haben genug. Wir haben ein eigenes Leben
zu führen. Falls Abschaum wie die Blutläufer fähig ist, dich zu
überwältigen und zu benutzen, wie sollen wir dann wissen, wer
nächstes Mal auf uns wartet, wenn wir deinem Ruf folgen?
Wer mit Folterinstrumenten in der Hand bereitstehen könnte?
Nein, Hazel. Es ist vorbei. Rette deinen Arsch von jetzt an
selbst.«
»Schicke uns nach Hause«, verlangte Mitternacht.
Hazel nickte ruckhaft, und eine nach der anderen verschwanden ihre anderen Versionen und kehrten in die jeweils eigene
Welt zurück. Schließlich stand Hazel allein in der steinernen
Zelle und fühlte sich ganz verlassen. Und dann hörte sie hinter
sich ein Geräusch und warf sich herum, bereit, Scour falls nötig
mit den bloßen Händen zu begegnen, und sah Owen Todtsteltzer, der mit einem blutigen Schwert in der Tür stand, wie stets
nass vom Blut seiner Feinde. Er lächelte Hazel

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