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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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mehr!«
    »Sie sind fort«, sagte Owen. »Wir haben sie dorthin geschickt, wohin sie schon vor langer Zeit hätten gehen sollen. Es
gibt keinen Gedankenpool mehr. Keine Blutläufer mehr. Nur
noch Euch.«
    »Lass mich ihn töten«, verlangte Hazel. »Ich muss ihn töten!
Für das, was er mir und meinen anderen Varianten angetan
hat.«
    Owen sah sie an und spürte, dass an ihrer Geschichte mehr
war, als er wusste. »Tut, was Ihr tun müsst, Hazel.«
Scour wollte schon zurückweichen, stellte aber fest, dass es
keinen Zufluchtsort mehr für ihn gab. Nirgendwo würde er
einen Unterschlupf finden, in dem Hazel ihn nicht fand. Er
dehnte seine Gedanken zum Sommerstein aus, suchte verzweifelt nach mehr Kraft, nur um festzustellen, dass Owen und Hazel schon da waren und ihm den Weg versperrten. Er schwenkte mit zitternder Hand ein Skalpell, aber Hazel lachte nur.
»Ihr könnt mich nicht töten!«, behauptete Scour, bemüht,
seiner trockenen und staubigen Stimme Stärke abzugewinnen.
»Ich weiß vieles. Dinge, die Ihr erfahren müsst. Wer das Labyrinth des Wahnsinns erschaffen hat und warum. Welchem
Zweck es gedient hat. Wozu Ihr Euch entwickelt. Schwört,
mich zu verschonen, und Ihr erfahrt alles, was ich weiß. Ich
habe so lange gelebt und so viel gesehen; Ihr habt ja keine Vorstellung davon. Ihr könnt nicht all das opfern!«
»Natürlich können wir das«, entgegnete Hazel. »Es ist ganz
leicht. Ich brauche nur daran zu denken, für wie viel Tod und
Leid du und deinesgleichen im Verlauf der Jahrhunderte verantwortlich wart, und nichts anderes hat mehr Bedeutung.
Nichts anderes hat überhaupt noch Bedeutung.«
»Ihr würdet ohnehin alles sagen, um Euer Leben zu retten«,
ergänzte Owen. »Und was immer wir wissen müssen, erfahren
wir letzten Endes selbst. Aus einer Quelle, der wir vertrauen
können.«
»Zeit zu sterben, Scour«, sagte Hazel. »Ich bin der Tod, und
ich bin deinetwegen hier.«
Scour stieß einen heiseren Schrei aus, warf das Skalpell mit
brutaler Kraft nach Hazel und floh Richtung Tür. Hazel griff
das Skalpell mitten im Flug, drehte es um und warf damit nach
Scour. Die lange, dünne Klinge drang in seinen Hinterkopf ein
und grub sich tief in den Schädel. Scour hielt stolpernd an und
drehte sich langsam zu Hazel um. Die Spitze des Skalpells ragte aus der feuchten Ruine des linken Auges hervor. Er wollte
etwas sagen, irgendeine letzte Bitte oder einen letzten Fluch,
und fiel auf die Knie. Unsicher hob er eine Hand zum verletzten Auge, als glaubte er, das Ding herausziehen zu können, das
ihn tötete; dann kippte er nach vorn und blieb reglos liegen.
Der letzte Blutläufer war schließlich tot, und diesmal vermochte er keinen Weg zurück mehr zu finden.
»Netter Wurf«, fand Owen. »Jetzt wird es aber Zeit, dass wir
gehen, denke ich. Wir möchten doch die hiesige Gastfreundschaft nicht überstrapazieren.«
»Bring mich von hier weg, Todtsteltzer«, sagte Hazel müde.
»Bring mich irgendwohin, wo es sicher ist. Irgendwohin, wo
ich schlafen kann, ohne Albträume zu haben.«
Und dann drehten sich beide plötzlich um und blickten den
Sommerstein an. Er veränderte sich, ohne sich von der Stelle
zu bewegen. Wurde … zu etwas anderem. Seine Natur veränderte sich, kehrte sich um, bis er schließlich sowohl größer wie
großartiger erschien als zuvor. Die Blutläufer hatten ihn als
Stein betrachtet, als Teil eines Steinkreises, aber sie existierten
nicht mehr, und er war nicht mehr an ihr begrenztes Vorstellungsvermögen gebunden. Seine Form flackerte, vermittelte
kurze Eindrücke von etwas anderem, das in viel mehr als nur
drei Dimensionen existierte. Owen und Hazel mussten sich
abwenden, als sich der Sommerstein in etwas verwandelte, das
anzusehen sie nicht ertragen konnten.
Sie drehten sich um und liefen weg, wollten die endlose
graue Ebene zurücklassen, waren nur noch darauf bedacht, den
einzigen Ausgang zu erreichen. Sie hasteten über die toten
Blutläufer hinweg, die hinter der Tür lagen, und stürmten mit
voller Kraft den Steinkorridor hinunter, um soviel Entfernung
wie möglich zwischen sich und das zu bringen, was sie beinahe
gesehen hätten. Trotzdem konnten sie es noch spüren, als das
Ding, zu dem der Sommerstein geworden war, plötzlich verschwand und dorthin ging, wo es sich wieder dem restlichen Labyrinth des Wahnsinns anschließen konnte. Der Steinboden
bebte unter Owens und Hazels Füßen; ein Rumpeln lief durch
die Wände, und Staubfahnen fielen

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