Todtstelzers Schicksal
Hochzeit und Monarchie vorbereitet.«
»Sie braucht jemanden. Und sie hat Stephanie nie vertraut.«
»Wie außerordentlich klug«, sagte Valentin freundlich. »Und
du hast dich seit deiner Rückkehr sehr freimütig gezeigt, was
die Gefahr durch Shub und durch dessen Infiltratoren angeht.
Wozu das, was denkst du? Du hattest früher nie Interesse an
öffentlichen Belangen.«
Daniel runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht. Es scheint mir das
Richtige zu sein. Und ich habe dieses Gefühl … dass Shub eine
weit größere Gefahr darstellt, als wir ahnen. Dass die abtrünnigen KIs etwas im Schilde führen. Etwas Schreckliches.«
»Du hältst dich sehr gut«, sagte Valentin voller Bewunderung. »Alle sind sehr von dir beeindruckt. Der Vorsitz bei Diskussionen, Aufmotzen der Sicherheitsvorkehrungen für die
Familie, Engagement für alles Mögliche. Unser lieber Vati
wäre so stolz auf dich! Auf mich war er nie stolz. Andererseits
war ich es nie zufrieden, nur irgendein weiterer Wolf zu sein.«
Valentin zog anmutig einen Flunsch. »Ich habe aus mir etwas
viel Dunkleres und Gefährlicheres und sehr Traumhaftes gemacht, Daniel.«
»Du hast ein Abkommen mit Shub getroffen«, sagte Daniel
bedächtig. »Als du noch Oberhaupt der Familie warst. Wie
viele Geheimnisse der Menschheit hast du nun genau an die
abtrünnigen KIs von Shub verkauft? Und welche Gegenleistung hast du erhalten?«
»Mehr, als du dir vorstellen kannst. Und ich hätte noch viel
mehr getan, aber die Entwicklung ist gegen mich gelaufen.«
»Wer aus dem Clan hat sonst noch mit dir zusammengearbeitet? Wie weit reichte die Korruption?«
»Oh, ich habe allein gearbeitet, Daniel. Das habe ich immer.
Ich bin das einzige richtige schwarze Schaf unserer Familie.
Ich habe nie viel von Wettbewerb gehalten. Hätte ich dich oder
unsere liebe Schwester jemals als ernsthafte Konkurrenten aufgefasst, hätte ich euch beide schon vor langer Zeit in den Betten erwürgen lassen. Ah, die glücklichen, sorglosen Tage der
Jugend! Beinahe vermisse ich sie. Was einer der Gründe ist,
warum ich hier bin. Um meiner Jugend, meiner Vergangenheit
Lebewohl zu sagen. Ich bin inzwischen ein anderer geworden
und unwiderruflich auf einer Reise zu Orten, die du dir nicht
einmal vorstellen könntest.«
»Wovon zum Teufel redest du da, Valentin?«
»Du hast dich noch nie durch Geduld ausgezeichnet, Daniel.
Gestatte mir, es so einfach auszudrücken, dass selbst du nicht
umhin kannst, es zu verstehen. Ich habe mich Shub angeschlossen. Ich werde ihnen gleich werden; machtvoll und unsterblich
und auf einer endlosen Reise in unverfälschte Realität. Der
ultimative, niemals endende Rausch. Und unterwegs werde ich
zur endgültigen Vernichtung der Menschheit beitragen. Nur
weil ich es kann. Und du wirst mir dabei helfen, lieber Bruder!«
»Niemals!«, erwiderte Daniel. Er zog den Disruptor unter
dem Kopfkissen hervor und schoss Valentin in den Bauch. Der
Energiestoß durchschlug auf Kernschussweite glatt Valentins
Magengrube und trat am Rücken wieder aus – so plötzlich,
dass sein Körper kaum schwankte. Der Geruch verbrannten
Fleisches lag schwer in der Luft. Valentin schnappte einmal
nach Luft und sank langsam nach vorn über die Wunde, fast so,
als verneigte er sich vor seinem Bruder. Daniel verspürte eine
Woge von Erregung und Stolz. In diesem Augenblick hatte er
das Gefühl, alles zu vernichten, was dunkel und böse am Clan
Wolf war, es wie ein Krebsgeschwür herauszuschneiden. Und
dann tat Valentin das Unmögliche und richtete sich wieder auf.
Der Energiestrahl hatte ein breites Loch in sein Hemd gebrannt, aber es war keine Spur von einer Wunde zu sehen. Er
zeigte sein breites, dunkelrotes Lächeln, und die Augen leuchteten hell aus dem umgebenden schwarzen Makeup hervor.
Sein bleiches Gesicht wirkte gespenstisch, entsetzlich, dämonisch.
»Netter Versuch, Daniel. Hätte gar nicht gedacht, dass du den
Mut dazu hast. Der liebe Vati wäre stolz auf dich. Aber Leute
wie du können mich heute nicht mehr töten. Nicht nach dem,
was mir zuteil wurde. Finlay Feldglöck hat im Turm der
Shrecks das Gleiche probiert. Ich sagte dir ja, dass ich unsterblich bin. So, noch irgendwelche Fragen, ehe ich wieder gehe?
Womöglich beantworte ich sie sogar, der alten Zeiten zuliebe.«
Daniel fiel auf, dass er immer noch mit dem Disruptor auf
Valentin zielte, und er senkte langsam den Arm. Falls er Valentin in ein längeres Gespräch verwickeln konnte … Der
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