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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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wären …«
»Wir standen lange Zeit nicht in gedanklicher Verbindung
mit beiden«, sagte Ruby. »Wir haben zugelassen, dass die
Entwicklung uns auseinander trieb. Trotzdem bin ich sicher,
dass wir … etwas gespürt hätten …«
»Sie können nicht tot sein«, sagte Ohnesorg. »Sie waren die
Besten von uns.«
»Sie waren Bastarde!«, warf eine raue, wütende Stimme ein.
»Genau wie Ihr!«
Geschrei und Geschubse breitete sich in der Reportermenge
aus, als einer von ihnen plötzlich eine Schusswaffe zog. Er
hielt sie einer Kollegin an den Kopf, und sie wurde ganz reglos
und totenbleich. Die übrigen Journalisten zogen sich eilig zurück, teils, um sich in Sicherheit zu bringen, teils, damit ihre
Kameras ungestört aufnehmen konnten. Das war wirklich eine
Nachricht! Bald standen der Terrorist und seine Geisel, der er
die Pistole fest an den Kopf drückte, allein auf dem Landeplatz.
Die Wachleute erweckten ganz den Eindruck, sie würden gern
etwas unternehmen, aber sie hatten keine Waffen. Der Terrorist
hatte nur Augen für Ohnesorg und Ruby. Er betrachtete sie
böse, den Mund zu einem verzweifelten Knurren verzogen.
»Solltet Ihr irgendwas probieren, ist sie tot«, sagte er und bekam vor schierer Konzentration kaum Luft. »Ich puste ihr den
Kopf von den Schultern!«
»Falls sie stirbt, stirbst du auch«, erklärte Ruby rundweg.
»Denkt Ihr, das macht mir etwas aus?«, fragte der Terrorist,
und seine Stimme klang kalt und ausdruckslos wie der Tod.
»Wir sollten jetzt erst mal alle ganz ruhig bleiben«, fand Ohnesorg. »Ruby, nimm die Hand von der Pistole. Niemand muss
hier zu Schaden kommen.«
»Falsch«, erwiderte der Terrorist. »Heute wird hier jemand
sterben.«
»Schon Bessere als du haben versucht, uns zu erledigen«,
gab Ruby zu bedenken.
»Still, Ruby«, verlangte Ohnesorg. »Du bist nicht gerade
hilfreich.« Er hielt die Hände demonstrativ auf Distanz zu seinen Waffen und blickte starr auf den Terroristen. »Jetzt einen
Schritt nach dem anderen. Warum fangt Ihr nicht an, indem Ihr
uns Euren Namen nennt?«
»Ihr kennt mich nicht, oder?«
»Nein«, antwortete Ohnesorg. »Sollte ich?«
»Nein, dafür gibt es keinen richtigen Grund, denke ich. Ich
war nur irgendein Soldat, der während der Rebellion neben
Euch auf den Straßen kämpfte. Hier in dieser Stadt. Ich heiße
Gray Hartmann und bin keine wichtige Person. Ganz wie all
die übrigen armen Schweine, die in Eurem Krieg gefallen
sind.«
»Wir alle haben Menschen verloren, die uns etwas bedeuteten …«
»Kommt mir nicht mit diesem Scheiß, Ohnesorg! Ihr habt
uns gar nicht gekannt. Habt Euch nichts aus unserem kleinen
Leben gemacht. Wir hatten alle nur Nebenrollen, waren bloße
Speerträger in Eurer tollen Heldensaga. Ihr hattet die Macht
und den Ruhm; wir waren nur Fußsoldaten mit erbeuteten Waffen. Vielleicht liebt Ihr das Volk ja als Ganzes, aber letztlich
habt Ihr Leute wie uns nur benutzt und einen Dreck darauf gegeben, ob wir überlebten oder starben, solange nur Ihr und Euresgleichen fein heraus wart.«
»So war es nicht«, entgegnete Ohnesorg. »Es war ein Aufstand des Volkes …«
»Ich war dabei! Ich habe gesehen, wie meine Freunde bluteten und starben, während Ihr unversehrt geblieben seid!«
Hartmanns Stimme versagte, und für einen Moment schien er
den Tränen nahe. Seine Wut gewann jedoch fast sogleich wieder die Oberhand, und die Pistole schwankte nicht, entfernte
sich nicht einen Zentimeter weit vom Kopf der Geisel. »Ich
habe nie wirklich einen Dreck auf Euren Krieg gegeben. Wer
immer regiert, das Leben von Leuten wie mir, die ganz unten
stehen, ändert sich im Grunde nie. Wir sind singend in den
Krieg marschiert, weil man uns eine Chance versprochen hatte,
an der Seite lebender Legenden zu kämpfen, und weil es hieß,
dass danach alles anders werden würde. Am Ende habe ich
jedoch nicht die Bohne von Ehre oder Ruhm gesehen, und die
meisten meiner Familienangehörigen und Freunde waren tot.
Ich habe sie einen nach dem. anderen fallen sehen, als sie für
Fremde gegen Fremde kämpften. Und als ich dann nach Hause
kam, musste ich feststellen, dass ein Vergeltungsangriff des
Imperiums mein Dorf zerstört hatte. Frauen und Kinder sind
jetzt obdachlos und hungern, weil die Männer in den Krieg
gezogen und nie zurückgekehrt sind. Und nach dem Preis, den
wir in Blut und Leid und Tod bezahlt haben, hat sich nichts
verändert. Leute vom gleichen Schlag sind immer noch an der
Macht. Und ich … Ich

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