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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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herumzuschubsen, wenn es ihm passte. Mich hat er nie angefasst, wusste zu gut, dass ich ihn erstechen würde, falls er es
versuchte. Ohne ihn sind wir viel besser dran. Valentin ist verschwunden, Konstanze völlig von ihrer bevorstehenden Hochzeit in Anspruch genommen … und ich habe geheime Bundesgenossen. Falls wir die Sache richtig anpacken, könnten wir
uns die Macht über die Familie sichern, Danny, und sie so leiten, wie sie geleitet werden sollte. Uns wieder zu einer richtigen Macht im Staat entwickeln. Haben wir uns das nicht immer
gewünscht?«
»Ich schätze doch«, sagte Daniel. »Du weißt es immer am
besten, Steph. Geh jetzt auf dein Zimmer zurück. Ich bin wieder in Ordnung.«
»Okay. Zieh dir zuerst einen frischen Pyjama an. Du findest
einen sauberen im Schrank.« Sie drückte seine Schulter noch
einmal beruhigend und stand auf. »Leg dich gleich wieder
schlafen, Daniel. Und keine schlimmen Träume mehr!«
»Ja, Steph.«
Sie küsste ihn auf die Stirn, winkte ihm Lebewohl und verließ das Zimmer. Daniel seufzte und zog den schweißnassen
Pyjama aus. Er ließ ihn auf dem Boden liegen, tapste zum
Schrank hinüber und zog sich einen frischen Schlafanzug an,
der sauber und frisch und sicher roch. Daniel legte sich wieder
ins Bett, verzog aber das Gesicht über das Gefühl und den Geruch der durchgeschwitzten Bettwäsche. Er stand noch einmal
auf und bezog das Bett unbeholfen neu. Er konnte nicht die
Diener rufen, damit sie es taten. Sie hätten nur darüber getratscht, und er hatte nach wie vor seinen Stolz.
Aufs Neue legte er sich hin und zog sich die Decke bis ans
Kinn. Das helle Licht brannte ihm in den müden Augen, aber
er fühlte sich noch nicht wieder sicher genug, um es auszuschalten. Vielleicht würde er das überhaupt nie wieder tun. Er
runzelte die Stirn, war plötzlich böse auf sich selbst. Verdammt, er war ein Wolf! Sein Vater hatte ihm beigebracht,
stärker zu sein, als er sich jetzt aufführte. Er öffnete den Mund,
um die Beleuchtung anzuweisen, dass sie sich abschaltete,
brach jedoch ab, als er feststellte, dass ein weiterer Besucher
im Zimmer war. Die Tür hatte sich nicht geöffnet, und er hatte
auch weder gesehen noch gehört, wie sich jemand näherte, aber
trotzdem war er nicht mehr allein. Er richtete sich langsam im
Bett auf und starrte in die strahlenden, mit Wimperntusche umrahmten Augen seines Bruders Valentin.
Valentin saß oder hockte eher am Fußende von Daniels Bett,
hatte die Knie an die Brust gezogen und das bleiche Gesicht
unter den dunklen Ringellocken leicht auf die Seite gelegt,
während er seinen Bruder mit fieberhellen Augen betrachtete.
Wie stets ganz in Schwarz, ähnelte er einer riesigen Krähe oder
einem Raben, ein Vogel von übler Vorbedeutung. Der scharlachrote Mund veränderte den Ausdruck von einem breiten
Lächeln zu einer gespielt enttäuschten Schnute, während er
seinen Bruder musterte. »Was ist denn das, lieber Daniel? Kein
Willkommen zu Hause? Keine Worte des Jubels über die
Heimkehr das verlorenen Sohnes?«
»Wie zum Teufel bist du hereingekommen?«, wollte Daniel
wissen, und der Zorn verbannte für den Moment die Gefühle
der Schwäche. »Wie hast du die Sicherheitsvorkehrungen
überwunden und konntest hier eindringen, ohne dass ich es
bemerkt habe?«
»Niemand kann mich mehr sehen, wenn ich es nicht möchte«, sagte Valentin gelassen. »Siehst du, ich habe die Esperdroge eingenommen, und jetzt umwölke ich die Gedanken sterblicher Menschen, während ich ungesehen unter ihnen wandle.«
»Was möchtest du, Valentin?«, fragte Daniel scharf und fragte sich, ob er es wagen konnte, nach der Schusswaffe zu greifen, die er heutzutage stets unter dem Kopfkissen aufbewahrte.
Valentin schien nicht bewaffnet zu sein, war jedoch immer
gefährlich. »Was suchst du zu dieser unchristlichen Zeit bei
mir?«
»Ich möchte dich natürlich zu Hause und im Schoß der Familie willkommen heißen.« Er lachte leise, ein rauer, beunruhigender Laut. »Ich selbst kann nicht wieder nach Hause kommen, weißt du? Ich bin zu weit gereist, habe zu viel gesehen,
mich zu stark verändert, aber ich hege doch weiterhin ein nostalgisches Gefühl an den früheren Zustand, als ich noch jünger
und nur ein normaler Mensch war.« Er bannte Daniel mit seinem düsteren Blick. »Wie ich höre, kommst du gut zurecht,
kleiner Bruder. Konstanze, die liebe Konstanze hat dir die Leitung der alltäglichen Clangeschäfte übertragen, während sie
sich auf

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