Todtstelzers Schicksal
Psychopathen
und Leuten, die an Todessehnsucht leiden. Die große Mehrheit
derer, die in der Arena anfangen, tun es des Geldes wegen, für
eine Chance, drückender Armut oder einer festgefahrenen Karriere zu entrinnen. Für eine Chance, jemand zu sein, berühmt
zu werden. Das hat nichts mit Ehre oder Ruhm zu tun. Sinnloses Töten ist abscheulich.«
»Ich verstehe«, sagte Konstanze kalt. »Und was sagt das über
mich aus?«
»Dass du irregeleitet bist«, antwortete Robert, aber erst nach
einer Pause, die gerade ein klein wenig zu lange anhielt. Sie
funkelten sich gegenseitig an, die Blicke ineinander gebohrt,
keiner bereit, klein beizugeben. Toby hielt die Luft an und betete lautlos, Flynns Kamera möge das alles aufnehmen. In der
Suite lag eine Spannung in der Luft, die man mit dem Messer
hätte schneiden können, und niemand hätte sagen können, was
als nächstes passiert wäre, wäre nicht plötzlich die Tür aufgeflogen und ein Sendbote des Parlaments hereingestürmt. Robert
und Konstanze drehten sich beide um und bedachten ihn mit
finsteren Blicken, und er zögerte einen Augenblick lang, ehe er
herbeieilte und Robert eine Nachricht reichte, die mit dem Siegel des Parlaments gesichert war. Robert sah das Schreiben
finster an, brach dann das Siegel und las die Nachricht, während Konstanze kochend neben ihm stand, ohne etwas zu sagen. Alle Gefühle schwanden aus Roberts Miene, während er
las, und als er fertig war, senkte er langsam den Brief und starrte eine ganze Weile ins Leere. Endlich blickte er auf und nickte
dem Sendboten zu.
»Ich komme gleich. Wartet draußen.«
Konstanze wartete, bis sich die Tür hinter dem Sendboten geschlossen hatte, ehe sie erneut explodierte. »Wage ja nicht,
mich einfach stehen zu lassen, während ich drauf und dran bin,
den Streit zu gewinnen! Was könnte so wichtig sein …«
»Ich muss gehen«, sagte Robert. »Ich liebe dich, Konstanze.«
Er beugte sich vor und murmelte ihr ein paar Worte ins Ohr.
Niemand anderes konnte mithören, aber alle sahen, wie die
Farbe aus Konstanzes Gesicht wich. Sie klammerte sich verzweifelt an seine Arme, als wollte sie ihn hindern zu gehen. Er
küsste sie auf die Stirn, befreite sich sanft aus ihrem Griff und
folgte eilig dem Sendboten. Die Tür ging leise hinter ihm zu.
Konstanze sah sich unsicher um und entdeckte Flynns Kamera,
die in ihrer Nähe schwebte. Konstanze bedachte Toby mit finsterem Blick, kam herüber und baute sich vor ihm auf.
»Sagt mir, dass dieses Ding nicht live gesendet hat! Vorausgesetzt, Ihr möchtet, dass Euer Kopf wenigstens in der Nähe
Eurer Schultern bleibt!«
»Jede Live-Übertragung ist im Vertrag ausdrücklich untersagt«, entgegnete Toby verdrossen. »Wir nehmen nur auf.
Vielleicht möchtet Ihr gern ein paar Kommentare für unsere
Zuschauer …«
»Nein, verdammt, das möchte ich nicht! Holt jetzt die Kamera herunter und nehmt das Band heraus.«
»Ihr scherzt doch sicher«, sagte Toby. »Das ist die erste
wirklich interessante Aufnahme, die ich machen konnte. Ich
gebe sie nicht her. Sie zeigt Euch beide als sehr menschlich.«
»Gebt mir das Band, oder Ihr sprecht Euren nächsten Kommentar in eine Kamera mit einer großen Lücke dort, wo jetzt
noch Eure Schneidezähne sind!«
Toby dachte darüber nach. Sie war schließlich eine Wolf. Er
seufzte. »Während der ganzen Rebellion war ich nicht in solcher Gefahr! Können wir nicht darüber sprechen …«
»Das Band, sofort! Oder …«
In Anbetracht von Konstanzes Laune entschied Toby, nicht
der Frage nachzugehen, worauf sich dieses Oder bezog, und
nickte Flynn zu. Dieser nahm die Kamera an sich, holte das
Band heraus und übergab es schweigend. Konstanze wog es in
der Hand und warf es dann in den nächsten Müllverwerter.
Anschließend warf sie finstere Blicke in die Runde.
»Hat hier nicht jeder irgendeine Arbeit, mit der er lieber fortfahren sollte?«
Alle erweckten unverzüglich wieder den Eindruck, sehr beschäftigt zu sein. Konstanze stolzierte zu ihrer Garderobe zurück und starrte gedankenverloren in den Spiegel vor sich.
Flynn steckte ein neues Band in die Kamera und nickte Toby
verstohlen zu.
»Keine Panik, Boss. Dieses neue Modell verfügt über einen
Reservespeicher. Darin werden automatisch die letzten paar
Minuten jeder Aufnahme gespeichert, für den Fall eines Bandsalates. Und ich denke, ich habe da etwas Interessantes. Das
letzte, was Robert zu Konstanze gesagt hat.«
»Spiel es ab«, sagte Toby leise. »Und
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