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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Imperium konzentrierten sich die Menschen mit fast
verzweifelter Entschlossenheit auf die Hochzeit. Kandidaten
für die Verlobung mit Konstanze waren von allen Seiten vorgeschlagen worden, von schier jedem, der Ambitionen oder
irgendein persönliches Interesse hegte, aber Konstanze zeigte
sich mit keinem Vorschlag einverstanden. Stattdessen entschied sie sich für Robert Feldglöck. Das Parlament flippte aus,
aber die Bevölkerung verschlang die Neuigkeit. Es war eine
Märchenromanze, eine junge Liebe, die schließlich doch zwei
Häuser zusammenführte, die sich seit Generationen gegenseitig
an die Gurgel gegangen waren. Und somit stand die Hochzeit
wieder auf der Tagesordnung, wurde die Zeremonie eilig hier
und dort umgestaltet, um die Familientraditionen der Feldglöcks zu berücksichtigen statt die der Todtsteltzers, und Robert fragte sich mehr als einmal, was er sich da aufgeladen hatte.
Er hatte nie König sein wollen, sei es nun konstitutionell oder
sonstwie. Alles, was er sich je gewünscht hatte, war Kapitän in
der imperialen Flotte zu sein, Herr des eigenen Schiffes. Die
familiäre Verantwortung hatte diesem Traum ein Ende bereitet.
Robert schien es, als wäre er über den größten Teil seines Lebens gezwungen gewesen, Wege einzuschlagen, die nicht seine
Wahl waren, aber diesmal war er wenigstens in guter Gesellschaft. Er liebte Konstanze von ganzem Herzen, und seines
Staunens war kein Ende, dass ein solch wunderbares Geschöpf
ihn lieben sollte. Beide hatten sie dagegen angekämpft, hatten
sie versucht, sich den Wünschen ihrer Herzen zu widersetzen,
denn Konstanze hatte dem legendären Helden Owen Todtsteltzer die Ehe versprochen. Die Liebe zwischen ihr und Robert
wäre ein Skandal gewesen.
Als die ersten Nachrichten von Owens mutmaßlichem Tod
eintrafen, waren Konstanze und Robert insgeheim erleichtert.
Konstanze vergoss ein paar Tränen, weil sie Owen bewunderte,
aber sie dienten trotzdem mehr der Show als sonst einem
Zweck. Robert sorgte sich immer noch von Zeit zu Zeit, der
Todtsteltzer könnte womöglich doch wieder auftauchen, weshalb er auch gestattete, dass die Hochzeitsvorbereitungen mit
solchem Tempo vorangetrieben wurden. Falls Owen doch wieder mal eine wunderbare Wiederkehr aufs Parkett legte, wollte
Robert schon geraume Zeit glücklich verheiratet und als König
ins Amt eingeführt sein. Er war fast sicher, dass der Todtsteltzer es verstehen würde. Owen war stets ein ehrenvoller Mann
gewesen.
Robert hoffte sehr, dass es sich so entwickeln würde. Denn
falls Owen kein Verständnis zeigte … falls er wütend wurde …
Robert bemühte sich, nicht daran zu denken. Er hatte die Berichte von Loki gesehen. Von dem, was der gleichermaßen legendäre Jakob Ohnesorg dort getan hatte. Von Gehängten an
der Stadtmauer, die dort baumelten wie die seltsamen Früchte
abscheulicher Bäume … Falls der geehrte und hoch geachtete
Berufsrebell verrückt werden konnte, wie würde es dann um
jemanden wie Owen Todtsteltzer stehen, der schon so viel verloren hatte? Tagsüber fand Owen vieles, was ihn ablenkte, aber
nachts erwachte er manchmal, in kalten Schweiß gebadet, und
fürchtete sich davor, wieder einzuschlafen.
Er zwang sich dazu, sich auf seine aktuellen Probleme zu
konzentrieren. Sie konnte er wenigstens anpacken. Baxter hantierte gerade an ihm herum, während sie beide die neue Hochzeitskleidung des Feldglöcks im mannshohen Spiegel vor ihnen
musterten. Robert hatte in seiner alten Flottenuniform heiraten
wollen, aber das wurde ihm fast sofort ausgetrieben. Der angehende König musste neutral erscheinen, was alle früheren
Überzeugungen oder Einflüsse anbetraf. So trug er also jetzt
förmliche Abendkleidung auf schwarzer Grundlage mit goldenem Kummerbund und so vielen seiner militärischen Auszeichnungen, wie auf der Brust nur Platz fanden. Robert versuchte, nicht zu stolz auf die Auszeichnungen zu sein. Er hatte
bessere Leute gekannt, die ohne jede Ehrung gestorben waren,
nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen waren.
Immerhin wirkten die Orden so furchtbar eindrucksvoll, wie
sie sich da in langen bunten Reihen über seine breite Brust zogen.
Und doch … der hohe steife Kragen kitzelte ihn unter dem
Kinn. Die Jacke bot kaum genug Platz, um die Schultern
durchzubiegen oder tief Luft zu holen. Die Bügelfalten seiner
Hose saßen schief, und die Schuhe waren eine Nummer zu
groß. Für eine erste Anpassung nicht allzu schlecht, aber

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