Todtstelzers Schicksal
Menschenschlag, der groß vermisst wurde.
»Ist das Hotel zu Eurer Zufriedenheit?«, erkundigte sich
Brendan. »Wir könnten eine … behaglichere Unterkunft bereitstellen, falls Ihr das möchtet.«
»Mir gefällt es hier gut. Der Zimmerservice ist erstklassig,
seit ich ein paar Kellner umgebracht habe, die zu langsam waren. Ich habe Hotels schon immer gemocht. Immer Leute da,
die auf Wunsch herbeispringen, und nie ein weiter Weg zur
nächsten Mahlzeit. Jeder Komfort eines Haushalts, ohne dass
man ihn selbst führen müsste. Ich habe nie einen Dreck auf die
Verantwortung gegeben, den Turm der Sommer-Eilands zu
erhalten. Verdammt trostlose Bude; ich habe sie gleich verkauft, kaum dass ich sie geerbt hatte. Ein bisschen hart für die
nächste Generation der Sommer-Eilands, schätze ich, aber andererseits: Was hat die je für mich getan? Ich konnte schon die
vorangegangenen Generationen nicht leiden. Deshalb habe ich
sie alle umgebracht. Was von meinem Clan übrig blieb, ist heute ganz schön weit verstreut. Wahrscheinlich stirbt der Name
irgendwann mit mir. Gut zu wissen, dass ich wenigstens etwas
von Wert erreicht habe.« Zum ersten Mal blickte er jetzt Brendan direkt an, und der Kardinal musste sich sehr anstrengen,
nicht den Blick abzuwenden oder auf seinem Stuhl zurückzuzucken. Der Sommer-Eiland lächelte wissend. »Die Totenwache ist vorbei; Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen. Ich bin ein
Killer und muss dorthin gehen, wo getötet wird. Eine Menge
Leute haben sich mir schon vorgestellt und mit Geldmitteln
jeder Art um meine Dienste geworben, aber wie mir scheint,
bietet mir der Clan Chojiro die meisten Gelegenheiten, meine
einzigartigen Fertigkeiten zur Geltung zu bringen. Ich unterbrach meine Totenwache schon, um Euch jenen kleinen Dienst
auf Loki zu leisten; ich vertraue doch darauf, dass Euch meine
Leistung dort zufrieden gestellt hat, oder?«
»Natürlich«, antwortete Brendan. »Ihr habt jede unserer Erwartungen erfüllt.«
»Also, wen soll ich diesmal für Euch umbringen?«
»Die Labyrinthleute entwickeln sich zu einem großen Problem«, antwortete Brendan vorsichtig. »Es könnte erforderlich
werden, sie von der politischen Bühne zu entfernen. Was empfindet Ihr dabei?«
Der Sommer-Eiland streckte sich langsam und sinnlich mit
der Unbefangenheit einer Katze. »Eine Herausforderung. Eine
echte Herausforderung. Es würde mir Spaß machen, Jakob Ohnesorg und Ruby Reise zu töten. Ich hoffe wirklich, dass Owen
und Hazel nicht tot sind. Bei Owen wollte ich es schon immer
mal probieren. Ich habe seinen Vater umgebracht, wie Ihr
wisst. Somit könnte man sagen, dass ich ihn auf den Weg gebracht habe, sich zu dem zu entwickeln, der er heute ist. Owen
Todtsteltzer wäre wirklich eine mordsmäßige Herausforderung,
eine echte Prüfung meiner Fähigkeiten. Ich habe es hinausgeschoben, ihn zu fordern, solange David noch lebte. Der liebe
David bewunderte seinen Vetter insgeheim und wollte genauso
werden wie er. Zum Teil hat das zu seinem Tod auf Virimonde beigetragen. Wollte den Helden spielen wie Vetter Owen. Es
müsste mir eigentlich Spaß machen, den legendären Todtsteltzer auszuweiden und dabei zuzusehen, wie er im eigenen Blut
vor mir kriecht.«
»Wir machen uns seinetwegen Gedanken, sobald er wieder
auftaucht, falls das jemals geschehen sollte«, sagte Brendan.
»Der Clan Chojiro hat dringlichere Sorgen. Konstanze Wolf
und Robert Feldglöck nämlich. Robert hat durch den Schwarzen Block eine Konditionierung erhalten, und wir hoffen, das
glückliche Paar durch ihn steuern zu können. Allerdings ist es
durchaus möglich, dass er seine Konditionierung bricht oder
untergräbt; falls es dazu kommt und er und Konstanze sich zu
… Hemmschuhen entwickeln, könnte es erforderlich werden,
dass Ihr Euch mit ihnen befasst. Ihr dürftet Euch jedoch nicht
öffentlich dazu bekennen, sie getötet zu haben, und sie müssten
auf ausreichend blutige und unerfreuliche Weise sterben, um
diejenigen abzuschrecken, die ihnen in ihrer störenden Rolle
nachzueifern gedenken. Was haltet Ihr davon?«
»Ich habe noch nie einen König oder eine Königin umgebracht«, sagte Kit Sommer-Eiland fast träge. »Bei Löwenstein
stand ich kurz davor, aber sie ist mir entkommen. Ich denke, es
wird mir Freude bereiten, für den Clan Chojiro zu arbeiten. Ihr
seid fast so skrupellos wie ich. Und natürlich arbeite ich
gleichzeitig für den Schwarzen Block , wenn ich es für Euch
tue, nicht wahr?« Er
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