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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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abrufen konnten. Minuten wurden zu
Stunden, und er bemerkte es nicht; er war bis zum Rand aufgedreht und jagte von Theorie zu Theorie wie ein getunter Flipperball.
Es musste einen Überträger geben. Einen einzelnen Überträger, der die Nanoseuche von einem Ausbruch zum nächsten
beförderte. Unbekannt, unentdeckt. Was eigentlich hätte unmöglich sein müssen, wenn man bedachte, welche Sicherheitsvorkehrungen derzeit des Krieges wegen auf jedem Planeten in
Kraft waren. Vielleicht war der Überträger eine Typhus-Marie,
nicht selbst krank, aber trotzdem ansteckend … Nein, selbst in
diesem Fall hätten die Sicherheitskräfte auf den diversen
Raumhäfen etwas entdecken müssen. Es sei denn, der Überträger wusste eine Möglichkeit, die Raumhafensicherheit zu umgehen … Weiteren Whiskey, um weitere Schokolade hinunterzuspülen. Noch eine Zigarre anzünden und auf ihrem Ende
kauen. Aufstehen und herumgehen und die Möbel treten und
dabei in einem fort nachdenken. Wieder an die Terminals, auch
wenn die Finger schon schmerzten vom Tippen. Okay. Die
Nanoseuche. Der letzte bekannt gewordene Naniten-Ausbruch
im Imperium lag lange zurück, auf Zero Zero. Die Quarantäne
dort war intakt. Mal die chronologische Abfolge der neuen
Ausbrüche ansehen. Sieben Planeten, weithin im Imperium
verstreut, in jeweils nur wenigen Tagen Abstand der Seuche
zum Opfer gefallen. Unmöglich, dass ein Überträger in diesen
Zeitabständen von einem der Planeten zum anderen hätte gereist sein können. Eine Sackgasse.
Aber … was, wenn das doch die Spur war? Mal die Reisezeiten ignorieren, die Ausbrüche in eine chronologische Abfolge
bringen – das müsste ein klares Bild der Nanoseuche abgeben,
wie sie von Planet zu Planet zog, ausgehend vom Abgrund ins
Imperium hinein. In Richtung auf … Golgatha? Die Heimatwelt? Und von welchem aktuellen Feind der Menschheit wusste man seit kurzem, dass er über eine Teleportationstechnik
verfügte? Shub. Die abtrünnigen KIs von Shub. Sie konnten
den Überträger einfach auf einem Planeten absetzen, unter
vollständiger Umgehung der Raumhäfen und örtlichen Sicherheitsdienste, und ihn wieder vom Planeten wegteleportieren,
sobald er seine Arbeit getan und die Ansteckung herbeigeführt
hatte …
Toby lehnte sich zurück, war plötzlich ungeachtet der zahlreichen Substanzen, die in seinem Körper kursierten, ganz
nüchtern. Die Nanoseuche war eine Shub -Waffe. Sie müsste
eine sein. Und alle Welt war so damit beschäftigt, Furien und
Geistkrieger und Grendels und die verdammten Hadenmänner
abzuwehren, dass niemand die wirkliche Bedrohung erkannte,
den lautlosen Killer mitten in den eigenen Reihen. Der kommen und gehen konnte, ungesehen, unbemerkt, um jeweils einen Planeten zu vernichten. Toby kaute auf der Unterlippe, und
seine Gedanken überschlugen sich förmlich. Er konnte das
nicht einfach in der Hauptnachrichtensendung am Abend bringen; es hätte zu einer Massenpanik geführt. Zu Paranoia, Tumulten auf den Straßen. Und er hätte es letztlich im Gemeinschaftshologerät einer Strafanstalt verfolgt, in die man ihn
schließlich wegen Anstiftung dieser Ereignisse gesteckt hatte.
Er konnte aber auch nicht einfach auf diesem Wissen sitzen
bleiben. Das Volk hatte ein Recht, die Gefahr zu sehen, mit der
es konfrontiert war … Er kämpfte noch immer mit diesem Gedanken, als plötzlich die Tür aufflog und den Blick auf einen
atemlosen Flynn freigab.
»Toby, warum zum Teufel hast du den Funkempfänger abgeschaltet? Jeder bei den Imperialen Nachrichten versucht, dich
zu erreichen, und beim Sicherheitsdienst konnte sich niemand
daran erinnern, wo sie dich untergebracht haben!«
»War auch gut so. Ich wollte nicht gestört werden. Ich habe
nachgedacht. Und was suchst du hier? Ich dachte, du wärst
sicher zu Hause und würdest Reinhold kuscheln.«
»Habe ich auch. Man hat mich aber wieder hergerufen, weil
ich als einziger vielleicht eine Chance hatte, dich zu finden!«
»In Ordnung, beruhige dich. Ich bin sicher, Reinhold hält die
Matratze für dich warm. Was ist denn so wichtig?«
»Jakob Ohnesorg hat bekannt gegeben, dass er etwas sehr
Wichtiges zu sagen hat. Er wird eine Rede in seinem Dienstsitz
im Parlamentsgebäude halten. Er hat jeden von Rang und Namen eingeladen und gesagt, er wolle über das reden, was auf Loki geschehen ist, über den aktuellen Zustand des Imperiums
und darüber, was er in dieser Hinsicht zu unternehmen plant.
Die Imperialen Nachrichten

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