Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
lächelte, als der Kardinal sich unbehaglich
bewegte, und durchbohrte ihn ausgiebig mit seinen eisblauen
Augen. »Ich war nie beim Schwarzen Block ; meine Familie hat
ihm nicht getraut. Wie ist es Euch dort ergangen, Brendan?«
»Glaubt mir, das wollt Ihr gar nicht erfahren. Ihr bekämt Albträume davon.«
»Ich habe keine Albträume«, entgegnete ihm Kid Death. »Ich
verschaffe sie anderen.«
    Jakob Ohnesorg willigte ein, Toby und Flynn vor der großen
Konferenz ein kurzes Privatinterview zu geben. Er nannte keinen Grund, und Toby war nicht danach zumute, ihn zu fragen.
Echte Exklusivrechte für Stellungnahmen von Jakob Ohnesorg
waren schon zu den besten Zeiten etwa so häufig wie Zähne
bei Hühnern, und seit seiner Rückkehr von Loki hatte er sich
gänzlich geweigert, mit den Medien zu sprechen. Ohnesorg
empfing Toby und Flynn in einem kleinen Nebenzimmer ohne
jede Einrichtung. Toby konnte sich ehrlich nicht vorstellen,
welchem Zweck der Raum gewöhnlich diente. Er hatte schon
gehört, dass Ohnesorg eine spartanische Umgebung bevorzugte, aber hier standen nicht mal Stühle. Das ganze Interview
musste im Stehen stattfinden. Ruby Reise lehnte mit verschränkten Armen an einer Wand und blickte schweigend finster vor sich hin. Rasch war deutlich geworden, dass auch sie
nicht wusste, warum Ohnesorg die große Pressekonferenz anberaumt hatte, und hoffte, bei diesem Vorgespräch Hinweise zu
erhalten. Toby fragte bei Flynn nach, ob Kamera und Beleuchtung richtig eingestellt waren, sprach ein paar Wörter als
Klangprobe und drehte sich zu Jakob Ohnesorg um.
    »Also«, begann er heiter, »wen genau habt Ihr nun zu dieser
besonderen Audienz eingeladen, Sir Ohnesorg?«
»Politisch ausgedrückt: jeden, der etwas darstellt, und ein
paar, die meinen, sie täten es. Alle, die Macht und Einfluss
haben, und ein paar, die denken, sie sollten dergleichen haben.
Was auf dieser Pressekonferenz geschieht, wird die imperiale
Politik für immer umwälzen, und ich wollte nicht, dass irgendjemand zu kurz kommt. Nicht jeder hielt es für angebracht,
meiner Einladung zu folgen, aber letztlich werde ich zu jedem
durchdringen. Wie die Lage aussieht, sind mehr als genug Personen zugegen, damit sich die Konferenz lohnt. Es sind Parlamentsabgeordnete, Vertreter der Klon- und der EsperBewegung sowie der meisten Familien. All die Leute, die das
Imperium zu dem machen, was es heute ist. Ich habe vielleicht
nicht mehr meinen früheren Einfluss, aber seit Loki hat es den
Anschein, dass jeder hören möchte, was ich zu sagen habe.«
»Was Loki angeht …«, hob Toby an.
»Ich bereue nichts. Ich tat, was nötig war.«
»Und wird das auch Gegenstand der Rede sein, die Ihr heute
hier zu halten gedenkt?«
»So könnte man es ausdrücken. Ich bin nach Golgatha zurückgekehrt, um jede Korruption auszumerzen. Um mich mit
all jenen zu befassen, die verraten haben, was durch die Rebellion errungen wurde. Ich habe auf Loki eine wertvolle Lektion
gelernt. Keine Absprachen mehr, keine Kompromisse mehr.
Ich bin wieder da, und Gott helfe den Schuldigen.«
Dieses eine Mal wusste Toby nicht, was er sagen sollte. Es
lag nicht so sehr an dem, was Ohnesorg sagte, sondern wie er
es sagte. Ohnesorg lächelte breit und fröhlich, aber der starre
Blick wirkte kalt und fast bedrohlich. Seine Körpersprache
kündete von unterdrückter Wut, die kurz vor dem Ausbruch
stand, während Entschlossenheit aus seinem Gesicht leuchtete.
Er wirkte einem Propheten des Alten Testaments nicht unähnlich, der zu einem persönlichen Schwätzchen mit Gott auf den
Berg gestiegen war und mit einer ganzen Ladung neuer Wahrheiten wieder herabkam, mit denen er nicht gerechnet hatte.
Welche Erscheinung er auf Loki auch immer gehabt hatte – sie
erfüllte ihn vielleicht mit neuer Kraft und Entschlossenheit,
aber verdammt sicher half sie seinem inneren Frieden nicht.
Und aus einigen Blicken zu urteilen, die Ruby Reise ihm zuwarf – wenn sie glaubte, dass er gerade nicht hinsah –, wusste
auch sie nicht recht, was sie mit seinem neuen Selbst anfangen
sollte. Toby hoffte nur, dass Flynn alles auf Film bekam.
»Nicht alle sind mit dem einverstanden, was auf Loki passiert
ist«, sagte Toby ganz vorsichtig. »Einige sind so weit gegangen, Eure … Taten als Gräueltaten zu bezeichnen.«
»Sie waren nicht dabei«, gab Ohnesorg zu bedenken. »Sie
haben nicht das Gleiche gesehen wie ich. Das Volk von Vidar
wurde von denen verraten, die man mit der Regierung

Weitere Kostenlose Bücher