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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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erklärten sich zu einem Staat
im Staate, eigenständig und souverän, und sprachen jedem das
Recht ab, etwas dagegen zu unternehmen. Neue Hoffnung war
eine Zufluchtsstätte für die Armen und Bedürftigen, ob nun
Esper, Klone oder normale Menschen. Die Elfen nahmen allerdings nicht jeden, und niemand versuchte sich Zutritt zu erzwingen, der je wieder aufzutauchen wünschte. Das Parlament
einigte sich schließlich darauf, Neue Hoffnung zu ignorieren.
Es schien das Sicherste.
    Diana Vertue ergriff die Flucht nach Neue Hoffnung , mit einer unsichtbaren Meute auf den Fersen, und entschied, dass sie
sich um den Zutritt zur Stadt Gedanken machen würde, sobald
sie dort war. Falls sie es je dorthin schaffte. In dem Augenblick, als sie das Haus der Freuden verließ, war ein ESP-Sturm
von unglaublicher Stärke entstanden und hetzte sie jetzt die
Straße entlang. Jeder Esper war jetzt ihr Feind, auch wenn
niemand wusste, warum eigentlich. Der bloße Anblick Dianas
erfüllte sie mit Wut, und sie schlugen mit ihren mannigfaltigen
Fähigkeiten nach ihr. Das individuelle Bewusstsein eines jeden
Espers wurde einen Augenblick lang vom stärkeren Massengeist der Mater Mundi verdrängt. Telepathische Angriffe prallten auf Dianas Abwehrschirme; Telekineten ließen einen Hagel
von Schrott und Müll und überhaupt allem auf sie einprasseln,
was sie nur anheben konnten. Ein ganzer Satz gusseiserner
Zäune prasselte hinter Diana wie ein Regen von eisernen Donnerschlägen zu Boden. Rings um sie herum entsprangen spontan Brände. Männer und Frauen stürzten sich auf sie, aber die
Abwehrschirme hielten sie in Schach. Überall wurde geschrien.
Unschuldige Passanten wichen zurück und gaben Diana reichlich Platz, während sie weiterrannte.
    Sie hatte im Moment kein besonders Ziel, sondern versuchte
nur, die Verfolger abzuschütteln. Es waren jedoch so viele, und
Diana war einsamer denn je. Obwohl das nicht ganz stimmte,
seit einiger Zeit nicht mehr. An Diana Vertue hatte es schon
immer etwas Besonderes gegeben, sogar schon, ehe sie zu Johana Wahn wurde. Jahre zuvor hatte sie auf dem Geisterplaneten Unseeli ihre Gedanken mit den letzten Resten einer toten,
fremden Rasse verschmolzen: den Ashrai. Eine Zeit lang wurde sie damals Teil des endlosen Gesanges dieser Wesen, und es
veränderte sie für immer. Sie hatte sich sehr bemüht, die Erfahrung wieder zu vergessen, aus Furcht um die eigene menschliche Natur, aber die kürzlichen Ereignisse hatten die Erinnerung
wachgerufen. Und jetzt, in äußerster Not, wo ihr der Tod oder
Schlimmeres so nahe gekommen war, dass sie es förmlich
schmecken konnte, entsprang der Gesang der Ashrai erneut
ihren Lippen. Menschen rannten schreiend vor dem Klang davon. Und die Ashrai kamen.
    Sie wogten rings um die kleine, laufende Gestalt, waren gewaltig und furchtbar, strahlend wie Sonnen. Menschen vermochten nicht, sie direkt anzublicken. Die Ashrai waren lediglich kurze Eindrücke von riesigen Zähnen und schartigen Klauen und Gargoylengesichtern voller scharfer Kanten. Die Ashrai
waren schon lange tot, waren aber nie auch nur auf die Idee
gekommen, sich zur Ruhe zu betten. Ihr tobender Sturm erfüllte die Straße und knisterte in der Luft und rammte frontal in
den ESP-Sturm der Mater Mundi. Fremde und menschliche
Gedanken krachten aufeinander, und keine Seite wollte nachgeben. Chancen und Wahrscheinlichkeiten liefen Amok im
Ringen der beiden machtvollen Denkstrukturen, und dieser
Irrsinn folgte Diana durch die Straßen.
    Es regnete Fische und Frösche, und Blitze zuckten wiederholt vom wolkenlosen Himmel herab. Quellen brachen am Boden aus, und Gebäude fingen Feuer. Schlösser öffneten sich,
und Türen gaben den Weg nach außen frei statt nach innen.
Straßen führten auf einmal zu anderen Zielen als vorher, und
nicht jeder Ort, zu dem man, ihnen folgend, gelangte, ermöglichte die Rückkehr. Ganze Häuserblocks tauschten die Position, und Geschäfte, die man dort nie gekannt hatte, standen auf
einmal zwischen manchen Häusern und verkauften namenlose
Waren. Dinge kicherten in Durchgängen, und seltsame Gesichter tauchten in abscheulich beleuchteten Fenstern auf und
winkten. Überall zeigten Würfel nur noch Sechsen, und jeder
Kartenspieler hatte auf einmal den Tod auf der Hand. Leute
redeten in fremden Zungen, und Stigmata bluteten fremdartiges
Blut. Die Alten wurden wieder jung, und Babys mit wissenden
Augen verkündeten unerfreuliche Weisheitsworte. Und durch
all

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