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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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fast aus dem leichenfahlen Gesicht. »Du hast sie mitgebracht!«
Ein Bewusstsein kann sich vielleicht im Chaos der Leidenschaften verstecken, aber nicht zwei, sagte das Monster, der
Butzemann, die Mutter, die ihr Kind nicht liebt. Du hast dich
selbst verraten, als du mich verraten wolltest.
Varnays panisches Gebrüll wurde zu einem Heulen des Entsetzens und der Agonie, als er in Flammen aufging. Seine
dunklen Lumpen wurden in einer Sekunde verschlungen, verzehrt von einer entsetzlichen Hitze, vor der Diana zurückstolperte, die Arme hochgerissen, um das Gesicht zu schützen.
Varnays leichenblasses Fleisch ging in Flammen auf, und sein
Fett brannte wie eine lebendige Kerze. Seine Augen kochten
und platzten und liefen ihm über die brennenden Wangen, bis
sie in der Hitze verdampften. Er schrie, und ein Flammenstrahl
schoss aus dem aufgeblähten Mund. Diana zog sich weiter vor
den buttergelben Flammen zurück und hustete und würgte in
dem entsetzlichen Gestank. Varnay stolperte blind hinter ihr
her, streckte die feuerumhüllten Arme nach ihr aus, flehte damit um eine Hilfe, die sie nicht geben konnte. Grauenhafterweise war er noch am Leben und spürte, wie die Flammen ihn
Zentimeter für Zentimeter verzehrten. Seine Gedanken schrien
lauter als die Stimme, und Diana musste alle ihre Abwehrschirme aufbieten, um sie auszusperren.
Er stand zwischen Diana und dem einzigen Ausgang, und sie
konnte nichts tun, um ihn zu retten, also tat sie das Einzige, das
Barmherzige, das ihr noch möglich war – um ihrer beider willen. Ihr machtvoller Geist schlug ein einziges Mal mit brutaler
Kraft zu und löschte den einsamen hellen Funken, der für Varnays Bewusstsein stand. Der leere Körper stürzte immer noch
brennend zu Boden. Diana lief zur Tür und riss sie auf. Hinter
sich hörte sie die Mater Mundi vor enttäuschter Wut kreischen.
Dianas rechter Ärmel ging in Flammen auf.
Sie rannte durch das Haus der Freuden, und die Mater Mundi setzte ihr nach und heulte dabei mit den Stimmen einer Million
schlafwandelnder Esper. Diana warf das eigene Bewusstsein
wie ein Fischernetz aus, sammelte die tobenden Gedanken und
Gefühle und Leidenschaften der Umgebung ein und schleuderte sie auf die Mater Mundi . All die dunklen trüben Wasser der
Begierden, der nackten Lust, der Fantasien von Fleisch auf
Fleisch, der erfüllten und versagt geblieben Fantasien – all das
stieg hinter ihr zu einer dicken brodelnden Wolke auf, und die Mater Mundi konnte nicht mehr hindurchblicken, um Diana
ausfindig zu machen. Diana löschte den brennenden Ärmel und
lief weiter durch die leeren Korridore des Hauses der Freuden,
bis hinaus auf die Straße. Und sie lief weiter. Nach wie vor gab
es Hoffnung. Immer noch blieb Neue Hoffnung.
    Einst war die schwebende Stadt Neue Hoffnung ein Symbol der
Versöhnung zwischen Mensch und Esper und Klon. Die drei
Zweige der Menschheit hatten in Frieden und Harmonie zusammengelebt und ein lebendes Symbol gebildet, bewegt von
der Hoffnung, gemeinsam etwas aufzubauen, was weit größer
war als die Summe seiner Teile. Die Imperatorin bekam es jedoch mit der Angst zu tun, oder sie wurde eifersüchtig oder
einfach wütend über die Missachtung ihres Willens; sie entsandte den Hohen Lord Dram den Witwenmacher und seine
Todesschwadronen, um Neue Hoffnung zu vernichten. Die Angriffsschlitten fegten heulend aus der Sonne heran, unangekündigt und unerwartet, und Hunderte von Disruptorkanonen feuerten im Gleichklang. Die Abwehreinrichtungen der Stadt wurden rasch zerstört; die Angriffsschlitten landeten in Wellen,
und die Elitegarden Drams stiegen aus. Sie überrannten die
zahlenmäßig unterlegenen Verteidiger, liefen durch die Straßen
von Neue Hoffnung und töteten jeden, der ihnen in die Quere
kam. Und als der Angriff vorüber war, hing die zertrümmerte
Stadt rauchend in der Luft wie ein riesiges schwarzes Kohlenstück, und nichts und niemand lebte mehr darin, am wenigsten
Hoffnung.
    Nach der Rebellion richtete die Esper-Liberationsfront die
Stadt wieder her und nahm dort Wohnstatt. Offiziell hatten die
Elfen nach dem Krieg und dem Sturz der alten Ordnung dem
Terrorismus abgeschworen, aber sie blieben so argwöhnisch
und entschlossen wie eh und je. Niemand würde ihnen je wieder die Freiheit rauben! Zu diesem Zweck führten sie ein ruhiges Leben in ihrer schwebenden Stadt hinter umfangreichen
Befestigungen und mehr Geschützen, als sie ein durchschnittlicher Sternenkreuzer aufwies. Sie

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