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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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überhängenden Zweigen und wuchernden Rosenbüschen vorbei bahnen. Es war sehr dunkel, als sie erst mal
aus dem Schein der Straßenlaternen heraus waren. Toby ließ
sich von alten Erinnerungen leiten, von spätabendlichen Ausflügen mit frühmorgendlicher Rückkehr nach Teenagerfeiern,
und Flynn hielt sich einfach eng an Toby. Jedes Geräusch, das
sie erzeugten, schien von der reglosen Luft weitergetragen zu
werden und Echos zu werfen. Endlich erreichten sie die Haustür, und Toby blieb so abrupt stehen, dass Flynn fast in seinen
Rücken lief. Über der Tür, die offen stand, brannte eine kleine
Lampe.
»Verdammt«, sagte Toby tonlos. »Sie wissen, dass wir hier
sind.«
»Sie?«, fragte Flynn. »Wer sind sie? Ich dachte, du hättest
gesagt, dass Grace hinter all dem steckt.«
»Es sind immer sie . Grace hätte es nie allein geschafft. Sie
hätte gar nicht gewusst, wie. Folge mir hinein, Flynn. Bleib
dicht bei mir und lasse die Kamera laufen, was auch geschieht.
Und falls ich sage, renne, dann trödele nicht herum, oder du
läufst auf dem ganzen Weg nach draußen hinter mir her. Verstanden?«
»Verstanden, Boss.«
Toby ging voraus auf den düster beleuchteten Flur hinter der
Haustür, und Flynn folgte ihm dichtauf, trat ihm dabei fast auf
die Hacken. Toby fand die Lichtschalter und drückte sie alle.
Helles Licht flammte auf, und sie beide warteten eine Minute,
bis sic h ihre Augen an die neue Beleuchtung gewöhnt hatten.
Als Erstes fiel Toby auf, dass überall Staub lag. Er runzelte die
Stirn. Grace war immer so stolz auf ihr gepflegtes Heim gewesen. Er ging voraus und fand überall nur leere Zimmer und
mehr Staub. Das ganze Gebäude wirkte völlig verlassen. Endlich erreichte er die schweren Türen, die zu Graces Hauptempfangsraum führten, und er zögerte nur einen Augenblick lang,
ehe er sie aufschob und hindurchstürmte. Der Raum war hell
erleuchtet, und dort saß Grace Shreck wie immer steif in dem
Sessel am Kamin. Und neben ihr stand der Parlamentspräsident
Elias Gutmann. Beide nickten Toby und Flynn höflich zu.
»Na ja«, sagte Toby. »Das erklärt vieles.«
»Komm herein, mein Lieber«, sagte Grace ruhig. »Fühle dich
wie zu Hause. Möchtest du Tee?«
»Keinen Tee«, antwortete Toby. »Ich bin hier, um Antworten
zu erhalten. Und ich gehe erst wieder, wenn ich sie erhalten
habe.«
»Sie werden dir nicht gefallen«, sagte Grace, und Stimme
und Gesicht wirkten seltsam ruhig, fast unbeteiligt.
»Fangen wir mit dem menschlichen Abschaum neben dir
an«, sagte Toby und bedachte Gutmann mit bösem Blick. »Wie
lange benutzt Ihr meine Familie schon als Fassade?«
»Oh, Ihr wärt überrascht«, sagte Elias Gutmann und lächelte
gelassen. »Grace war eine der wenigen verbliebenen Aristos,
denen immer noch alle vertrauten. Das machte sie sehr nützlich. Ich muss schon sagen, dass ich sehr von Euch beeindruckt
bin, Toby! Niemand sollte je herausfinden, was hier läuft, bis
es viel zu spät war, um noch etwas zu nützen.«
»In Ordnung, Elias, erklärt es mir. Was läuft hier?«
»Ah, Boss …«, machte sich Flynn bemerkbar.
Toby blickte sich um und sah, wie Graces Diener lautlos zur
offenen Tür hereinkamen. Es waren zwanzig, alle mit Schusswaffen ausgestattet, alle mit dem gleichen leeren, starren Gesichtsausdruck. Schnell umzingelten sie Toby und Flynn und
hielten sie mit den Waffen in Schach. »Wir haben euch schon
erwartet«, sagte Grace. »Als du Zugriff auf die Familiendateien
genommen hast, wurde ein stiller Alarm ausgelöst. Wir haben
darüber nachgedacht, dich sofort umzubringen, aber letztlich
waren wir überzeugt, dass dich deine Neugier und dein überraschend starker Sinn für Familienehre hierher führen würden,
ehe du mit irgendwelchen Anschuldigungen an die Öffentlichkeit gingst. Deinem Kameramann werden wir gestatten, alles
aufzunehmen, was hier geschieht. Wir können das Material
später freigeben, zu einem Zeitpunkt, an dem es den meisten
Schaden anrichtet.«
»Was zum Teufel ist nur mit dir los, Grace?«, fragte Toby.
»Falls du Probleme hattest, wieso bist du dann nicht zu mir
gekommen statt zu diesem Wurm Elias? Und wo steckt Clarissa?«
»Sie wird sich gleich zu uns gesellen«, antwortete Grace,
völlig unberührt von seinem Zorn. »Und ich hätte mir eigentlich gedacht, dass du dir inzwischen denken könntest, was hier
geschieht. Es ist wirklich ganz einfach. Ich bin nicht Grace
Shreck, und das ist nicht Ellas Gutmann. Wir beide sind Agenten von

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