Todtstelzers Schicksal
Shub. Ich bin eine Furie, eine Maschine in Menschengestalt und mit menschlichem Außengewebe. Elias und alle
Diener hier sind Drachenzähne. Ihre Gehirne denken die Gedanken von Shub. Elias hat seinen Verstand schon vor einiger
Zeit in der Lektronenmatrix verloren, und für ihn war es auch
ganz leicht, die Diener ebenfalls hineinzuschicken, einen nach
dem anderen, unter dem einen oder anderen Vorwand. Jetzt
sind wir die Augen und Ohren der abtrünnigen KIs von Shub. Eine fünfte Kolonne direkt auf dem Hauptplaneten der
Menschheit. Und du glaubst ja gar nicht, welchen Schaden wir
anrichten konnten!«
»Als Parlamentspräsident habe ich automatisch Zugriff auf
alle politischen und militärischen Informationen«, sagte das
Ding mit Gutmanns Gesicht und Stimme. »Alles geht direkt an Shub. Ich habe auch viel Zeit darauf verwandt, mit sämtlichen
politischen Parteien und Gruppierungen Intrigen zu spinnen
und dafür zu sorgen, dass alle paranoid blieben und sich gegenseitig ausbalancierten – um so sicherzustellen, dass es niemals
zu einer wirklichen Diskussion oder Übereinkunft kommt. Und
natürlich kenne ich auch alle ihre schmutzigen kleinen Geheimnisse. Im richtigen Augenblick werden wir all das offen
legen. Und welches Chaos dann eintritt …«
»Ihr Verbrecher!«, sagte Toby benommen. »Ich hatte ja keine
Ahnung! Ihr seid kein großer Verlust, Elias, aber Grace … Ich
habe Grace immer gemocht. Selbst wenn sie nie mit mir einverstanden war. Kein Wunder, dass du so schnell aus deinem
Schneckenhaus hervorgekommen bist. Was ist aus der richtigen Grace Shreck geworden?«
»Na ja«, antwortete die Furie. »Ich trage alles, was von ihr
übrig geblieben ist.«
Toby stieß einen unartikulierten Laut der Wut und des
Schmerzes aus und sprang vor. Flynn packte ihn am Arm und
hielt ihn fest. Toby atmete rau und funkelte die Maschine an,
die die Haut seiner toten Tante trug. »Und Clarissa?«, fragte er
schließlich.
»Immer noch sehr lebendig und menschlich«, sagte Gutmann
mit seinem ewig gleichen Lächeln. »Unsere Gefangene und
unsere Geisel. Wir wussten immer, dass sie sich einmal als
nützlich erweisen würde, falls wir je einen Hebel brauchten,
um Euch unter Kontrolle zu halten. Falls Ihr Euch benehmt,
könnt Ihr sie bald sehen.«
»Und was geschieht dann?«, wollte Toby wissen, die Hände
an den Seiten zu nutzlosen Fäusten geballt.
»Ihr werdet ausgetauscht, alle drei«, antwortete die Furie.
»Wir setzen euch gerade genug unter Drogen, dass ihr formbar
werdet, ohne zu sehr aufzufallen. Dann führt Ellas euch in die
Matrix, wo die KIs euch alle eure störenden Menschengedanken austreiben und sie durch die Logik von Shub ersetzen. Ihr
werdet sehr nützliche Verräter abgeben. Ein Nachrichtenmann
kann viel tun, um die Menschheit zu demoralisieren. Ich denke,
wir fangen mit einer Kampagne gegen die Esper an; eine Hexenjagd auf der Grundlage von Verfolgungswahn und Argwohn. Dürfte nicht lange dauern, bis sie in Konzentrationslager
gesperrt werden, wo man sie … bearbeiten kann. Sie sind
schließlich als Einzige in der Lage, unsere Anwesenheit zu
erkennen.«
»Ich sterbe lieber, als dass ich euch gegen die Menschheit
beistehe«, sagte Toby Shreck.
»Ihr werdet sterben und uns dann helfen«, sagte Elias Gutmann.
Hinter ihnen kam es zu einem Tumult, und Toby und Flynn
drehten sich um. Zwei Diener mit leeren Gesichtern führten
Clarissa durch die offene Tür herein. Ihr Haar war zerzaust,
und die Augen waren rot und verschwollen, als hätte sie längere Zeit geweint. Sie erblickte Toby und rannte auf ihn zu. Er
nahm sie in die Arme und hielt sie ganz fest, während sie sich
bemühte, unter Tränen zu sprechen. Sanft strich er ihr übers
Haar.
»Ist schon in Ordnung, Clarissa. Ich bin ja da. Ich weiß, was
hier geschieht. Ich lasse nicht zu, dass sie dir wehtun.«
»Liebe«, sagte Grace, die sich in ihrem Sessel nicht einmal
umdrehte. »So ein nützliches Werkzeug, um Menschen zu beherrschen! Ihr werdet keine Schwierigkeiten machen, Toby und
Flynn, weil wir andernfalls Clarissa wehtun, bis ihr wieder damit aufhört. Und sie hat getan, was ihr gesagt wurde, weil wir
ihr erklärt hatten, dass ihr sterben müsstet, falls sie nicht gehorchte.«
Toby schob Clarissa sanft von sich weg, damit er ihr in die
Augen blicken konnte. »Alles in Ordnung mit dir? Haben sie
dir wehgetan?«
Clarissa beherrschte sich mühsam. »Du weißt ja nicht, wie es
hier zugegangen ist, Toby! Grace spielte
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