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Toechter Aus Shanghai

Titel: Toechter Aus Shanghai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa See
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antwortet: »Ich bin froh, dass es dir besser geht, wirklich. Die wahre Liebe wird dich noch finden. Ganz bestimmt.«

    Doch die wahre Liebe hat mich schon gefunden. Innerlich leide ich nach wie vor, wenn ich an Z. G. denke, aber ich verberge meine Gefühle. May und ich ziehen uns an, dann fahren wir für ein paar Kupfermünzen in einem Schubkarren zur Wohnung von Z. G. Während unterwegs weitere Passagiere abgesetzt werden oder zusteigen, quält mich die Vorstellung, vor Scham zu vergehen, wenn ich Z. G. in seinen Räumen wiedersehe, wo ich mich so kindisch aufgeführt habe. Doch als wir ankommen, benimmt er sich, als wäre nichts geschehen.
    »Ich bin fast fertig mit einem neuen Drachen, Pearl. Es ist ein Schwarm Pirole. Komm mal und schau ihn dir an.«
    Ich trete zu ihm, und mir ist etwas unbehaglich zumute, so nahe bei ihm zu stehen. Er plaudert weiter über den Drachen, der wirklich ein Kunstwerk ist. Die Augen jedes Pirols sind so gefertigt, dass sie sich im Wind drehen. An jedem Segment des Körpers hat Z. G. untergliederte Flügel angebracht, die flattern können. An den Spitzen sind kleine Federn, die in der Luft zittern.
    »Wie schön«, sage ich.
    »Wenn er fertig ist, lassen wir drei ihn gemeinsam steigen«, verkündet Z. G.
    Das ist keine Einladung, sondern eine Feststellung. Ich denke mir, wenn es ihm nichts ausmacht, dass ich mich so blamiert habe, dann darf es mich auch nicht stören. Ich muss mich zusammenreißen, um meine innersten Gefühle zu ertragen, die mich beinahe überwältigen.
    »Das fände ich schön«, sage ich. »May und ich, wir fänden das beide schön.«
    Sie lächeln einander zu, deutlich erleichtert. »Fein«, sagt Z. G. und reibt sich die Hände. »Und jetzt an die Arbeit.«
    May verschwindet hinter einem Wandschirm und zieht sich rote Shorts und ein bauchfreies gelbes Oberteil an, das im Nacken zusammengebunden wird. Z. G. legt ihr einen Schal über den Kopf und knotet ihn unter dem Kinn zu. Ich schlüpfe in einen roten, mit Schmetterlingen bedruckten Badeanzug, der ein
kleines Röckchen und einen Gürtel um die Taille hat. Z. G. steckt mir eine rot-weiße Schleife ins Haar. May steigt auf ein Fahrrad, einen Fuß auf dem Pedal, den anderen zum Abstützen auf dem Boden. Ich lege meine Hand auf ihre, die den Lenker umfasst. Mit der anderen Hand halte ich das Fahrrad hinten am Sattel fest. May schaut über die Schulter zu mir, und ich erwidere ihren Blick. Als Z. G. sagt: »Das ist perfekt. Bleibt so«, bin ich nicht ein einziges Mal versucht, ihn anzuschauen. Ich konzentriere mich auf May, lächle und gebe vor, nichts könnte mich glücklicher machen, als das Fahrrad meiner Schwester über einen grasbewachsenen Hügel mit Blick aufs Meer zu schieben und dabei für Earth-Insektenspray zu werben.
    Z. G. merkt, dass es ziemlich schwierig ist, in dieser Position zu verharren, deshalb gönnt er uns nach einer Weile eine Pause. Er arbeitet ein bisschen am Hintergrund, malt ein Segelboot auf das Wasser, dann fragt er: »Sollen wir Pearl mal zeigen, was wir beide in der Zwischenzeit gemacht haben, May?«
    Während May hinter den Wandschirm geht, um sich umzuziehen, räumt Z. G. das Fahrrad beiseite, rollt den Hintergrund auf und schiebt eine Chaiselongue in die Mitte des Raums. May kommt in einem leichten Morgenrock zurück, den sie vor der Liege fallen lässt. Ich weiß nicht, was mich mehr überrascht - dass sie nackt ist oder dass sie sich so völlig unbekümmert benimmt. Sie legt sich auf die Seite, den Ellbogen abgewinkelt, den Kopf auf die Hand gestützt. Z. G. drapiert ein durchsichtiges Seidentuch um ihre Hüften und so leicht über ihre Brüste, dass ich die Brustwarzen sehen kann. Er verschwindet kurz und kehrt mit ein paar rosafarbenen Pfingstrosen zurück. Die Stiele schneidet er ab und drapiert die Blüten sorgfältig um May herum. Dann enthüllt er das Bild, das unter einem Tuch auf einer Staffelei verborgen war.
    Es ist beinahe fertig, und es ist vorzüglich gelungen. Die weichen Blütenblätter der Pfingstrosen unterstreichen Mays zarten Teint. Er hat eine besondere Technik verwendet, bei der er Kohlepulver
über das Bild von May reibt und dann Aquarellfarbe benutzt, um ihre Wangen, Arme und Oberschenkel rosig zu färben. Auf dem Bild sieht sie aus, als wäre sie gerade einer warmen Badewanne entstiegen. Da wir nun mehr Reis und weniger Fleisch essen und May durch die Ereignisse der vergangenen Tage blasser geworden ist, strahlt sie eine wohlige Schläfrigkeit aus. Z. G. hat

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