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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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Aberglauben zu verachten. Dazu verstand er nicht, was dieses Gerede von Orn, Steinen und anderen Welten bedeuten sollte. Gab es wirklich noch mehr Welten als Enra?
    „Es gibt nur einen Weltenschöpfer. Er hat eine ganze Reihe von göttlichen Wesenheiten entstehen lassen, denen erlaubt ist, die ihnen anvertrauten Welten mit neuem Leben zu bevölkern. Doch sie dürfen keine neuen Formen erschaffen, bloß die ihnen zugestandenen Möglichkeiten variieren. Darum gibt es auf unzähligen Welten Menschen und menschenähnliche Geschöpfe wie etwa uns Elfen.“ Maondny blieb stehen und setzte sich auf den Boden. „Wir dürfen nicht weitergehen, Mutter, frühestens in zwei Stunden wieder. Soll ich Thamar eine Vision schenken von dem, was damals geschah? Dann musst du weniger reden und dich nicht an Dinge erinnern, die zu schmerzvoll sind.“
    „Eine gute Idee, Liebes.“ Fin Marla zog Thamar neben sich zu Boden. „Es wird vielleicht ein wenig verwirrend, aber niemand kann dir deutlicher zeigen, warum wir Elfen in deine Welt gekommen sind, als Maondny. Sie wird deinen Geist sicher führen, sei unbesorgt.“
    „Sieh mich an“, flüsterte Maondny in Thamars Geist. Widerstrebend wandte er sich ihr zu, wusste nicht, was ihn erwarten würde. Doch schon verlor er sich in Maondnys Augen, die heller leuchteten als die Sonne, seinen Gedanken Einlass gewährten in ihre Seele, ihre Erinnerungen und Visionen von einer Zeit, die bereits lange vergangen war, in einer anderen Welt ...
     

14.
     
    „Es gibt kein Gut. Es gibt kein Böse. Es gibt Opfer und Täter, Absicht und Zufall, Vorsatz und Schicksal. All diese Begriffe sind austauschbar. Der Täter von heute ist das Opfer von morgen. Der grausame Mörder wird vom Zufall gerichtet, die schicksalhafte Begegnung wendet sich zum Glück, die hoffnungsvolle Liebe endet in Tränen und Blut.
    Dies ist das Leben.“
    Yosi von Rannam, „Töchter der Dunkelheit“
     
    Die Sonne strahlte hell an diesem Morgen. Elys hüpfte zum Fluss hinüber, die kleine Elfe sang unbeschwert. Ihre Schwester wollte Elys später holen und mit ihr Schwimmen üben. Bis es soweit war, sollte Elys am Ufer warten. Eine Weile blieb sie geduldig, doch als Sianna nicht kam, begann sie mit Steinchen zu spielen.
    „Du bist langweilig!“, plapperte sie und warf einen grauen Kiesel zu Boden. „Du bist dafür hübsch!“ Lachend hielt Elys einen bunten Stein in die Sonne, verzog aber das Gesicht, als dieser unter ihren Fingern zerbrach. „So geht das nicht. Nishar!“, befahl sie energisch. Es dauerte nur einen Moment, bis die Steine gehorchten: Sowohl der graue unschöne Kiesel als auch der bunte spröde Stein waren verschwunden. Stattdessen hielt Elys nun einen einzelnen Stein in der Hand, der die Schönheit des einen und die Festigkeit des anderen Steins in sich vereinte. „So bist du gut!“ Sie lachte glücklich und klatschte in die Hände.
    „Was machst du da?“ Sianna war lautlos herangekommen und musterte neugierig ihre kleine Schwester.
    „Nichts!“ Schuldbewusst versteckte Elys den Stein hinter dem Rücken, sie wusste, sie durfte ausschließlich unter Aufsicht ihrer Sippe Magie anwenden.
    „Na komm, lass uns schwimmen!“
    Und schon waren die Elfenkinder fort. Der magisch veränderte Stein lag vergessen auf dem Boden.
     
    Als alles wieder still geworden war, regte sich plötzlich etwas im Unterholz. Zwei Orn-Kinder krochen aus dem Schutz der Sträucher heraus, in denen sie sich verborgen gehalten und die Elfen beobachtet hatten. Beide Kinder – ein Junge und ein Mädchen – waren erbärmlich dünn und in schmutzige Lumpen gekleidet. Der Körper des Jungen war von Abschürfungen, roten Striemen und dunklen Flecken übersät, das Mädchen trug kaum weniger Zeichen von Misshandlung. Sie glichen einander so sehr, dass es nicht schwer fiel, sie als Geschwister zu erkennen.
    „Hast du das Wort behalten?“, flüsterte das Mädchen. Ihre dunklen Augen glitzerten vor Gier, als sie den Stein an sich nahm. Ihr Bruder zuckte
    achtlos die Schultern. Sein Gesicht zeigte stumpfe Teilnahmslosigkeit. Es war offensichtlich, dass er seiner Schwester einfach nur folgte, ohne sich darum zu
    kümmern, wohin. „Nishar, das war es, Onme. Sie hat Nishar gesagt.“ Onme nickte, blieb ansonsten regungslos. „Nishar … Ich werde es lernen.“
    „Dann schlägt Vater dich. Du sollst nicht hexen.“ Onme sah ihr zu, wie sie fasziniert den Stein im Sonnenlicht drehte. Angst flackerte auf seinem dumpfen Gesicht auf.
    „Er

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