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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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Roen Orm unter ihm einer Schreckensherrschaft entgegen blicken, wie die Stadt es noch nicht erlebt hatte; die jüngere Elfe hatte das mehrfach betont.
    „Ich bin keine der Katzenhexen, ich spiele nicht mit meinen Opfern, bevor ich sie vernichte. Ich bin ein Rabe, ich nehme mir, was ich will. Wenn ich dich verletzen oder töten wollte, hätte ich es längst getan. Dass ich ein wenig Spaß dabei hatte, dir das Überlebensnotwendige aufzuzwingen, darfst du als gutes Omen ansehen. Ich will dir helfen, nicht schaden.“
    „Bitte, ich ... lasst mich doch bitte allein“, flehte er.
    Sie rückte ihm näher und ergriff sanft seine Handgelenke. Breite rote Narben erinnerten an die Wunden, die jene eisernen Schellen im Kerker hinterlassen hatten.
    „Maondny ist sehr traurig darüber, dass sie nicht die Zeit und Kraft hatte, sich um deine Narben zu kümmern. Sie bat mich, es an ihrer statt zu übernehmen.“ Kythara lächelte über Thamars Reaktion auf diesen Namen. Er fuhr sofort hoch, Interesse leuchtete in seinen Augen. Doch nur für einen Wimpernschlag, dann verschloss er sich vor ihr.
    „Nein, nicht.“ Sie legte die Hand an seine Wange, als er sich errötend abwenden wollte, zwang ihn mit leichtem Druck, zu ihr aufzublicken.
    „Ein Mensch und eine Elfe, das wäre schon zu Unglück verurteilt, wenn du der achte Sohn eines Schusters wärest, aber als Prinz von Roen Orm kannst du kaum wagen, auch nur von ihr zu träumen.“ Er sank unter ihrem mitfühlenden Blick zusammen und nickte stumm.
    „Binde dein Herz nicht an diesen fernen Stern, Thamar. Maondny ist nicht für diese Welt geboren worden. Selbst wenn eure Völker nicht so vollständig verfeindet wären, könntest du nicht an ihrer Seite leben.“
    „Ich weiß“, flüsterte er und entzog sich ihrem Griff und ihrem Mitleid. „Ich verstehe nicht, warum sie so ist, was ihr Vater ihr angetan hat, aber ich weiß, dass sie nicht für mich bestimmt ist.“
    „Der Elfenkönig hat ihre Seele durch ein magisches Tor gezwungen. Sie haben eine andere Art von Magie als wir Hexen. Ich will nicht so tun, als würde ich ganz begreifen, was mit dem Tor der Zeit gemeint ist. So wie es scheint, befindet sich Maondnys Verstand fast beständig in einer magischen Strömung, mit der sie sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft verfolgen kann, jedes Schicksal eines jeden Lebewesens in jeglicher Welt. Nur so können die Elfen ihre ursprüngliche Heimat beobachten. Nun, das soll dir Maondny besser selbst erklären.“ Kythara schüttelte unwillig den Kopf.
    „Binde dich nicht an sie. Aber verschließe dich nicht vor ihr. Ich weiß, dass du es versuchen wirst, um dem Schmerz unerfüllbarer Verliebtheit zu entgehen.“
    „Was soll ich denn sonst tun?“
    Sie rückte ein wenig näher an ihn heran, jetzt, wo er sich zu beruhigen begann. „Ertrage den Kummer, wenn er kommt. Sie sagte, dass sie dir noch auf deinem Weg begegnen wird.“ Er blickte still zu Boden. Kytharas Finger öffneten derweil geschickt sein Hemd. Erschaudernd wandte er sich von ihr ab, wehrte sich allerdings nicht, auch nicht, als sie es ihm über den Kopf zog und achtlos fallen ließ. Thamars Gesicht blieb unbewegt, doch
    Kytharas scharfen Augen entging nicht, wie verkrampft er die Schultern hielt, wie er die Lider schloss, um seine Angst zu verbergen, wie seine Finger leicht zitterten.
    „Leg dich auf den Bauch“, flüsterte sie, streichelte beruhigend über seine Wange, bevor sie ihn am Nacken fasste und nach unten zwang.
    „Fürchte dich nicht. Ich werde dir nicht wehtun und nichts von dir verlangen, was du nicht geben willst.“
    Er nickte, dennoch bebte er unter ihren Händen. Kythara hatte schon unzählige furchtbare Verletzungen in ihrem Leben gesehen – viele von ihr selbst verursacht –, aber der Anblick von Thamars Rücken ließ auch sie nicht unberührt. Es gab kaum einen Flecken Haut, der nicht von wulstigen Narben gezeichnet war. Viele von ihnen waren rot, geschwollen, einige nässten sogar noch.
    „Du musst starke Schmerzen haben. Warum hast du das die ganze Zeit versteckt?“, fragte sie mit gefurchter Stirn. Was sie sah, weckte Zorn in ihr.
    „Der Schmerz gehört zu mir, er verlässt mich niemals. Ich nehme ihn meist gar nicht mehr wahr.“
    Kythara seufzte. Die junge Elfe hatte Recht gehabt. Im Augenblick war Thamar noch zu retten, doch nur wenige Wochen, vielleicht sogar nur Tage später, und er würde sich vor der Welt verschließen, unfähig, überhaupt noch etwas zu empfinden.
    Sie

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