Toechter der Dunkelheit
Wehr dich nicht gegen mich, erlaube mir, deinen Körper in Besitz zu nehmen. Ich könnte dich dazu zwingen, doch das würde dich endgültig zerstören. Wenn du es mir aus freiem Willen erlaubst, kann ich dich retten. Es gibt nichts, was ein Mann in den Armen einer Hexe nicht finden könnte – Heilung, Glück, Vergessen ... Oder Tod und Verderben. Ich muss mich körperlich mit dir vereinen, um dir die ganze Kraft meiner Heilmagie schenken zu können. Nur so kann ich deine Seele retten. Glaube mir, ich würde dir das nicht antun, wenn es nicht notwendig wäre. Ich will dich nicht missbrauchen.“
Die Maske eisiger Gefühllosigkeit war verschwunden. Thamar versank in den vielfältigen Empfindungen dieser dunklen Augen, ein finsteres Meer, eine lebendige Seele, ein Versprechen von Wärme, Ruhe und Frieden. Eine neue Flutwelle qualvoller Erinnerungen und Schmerzen überrollte ihn ohne jede Vorwarnung. Er schrie ohne Rückhalt, klammerte sich verzweifelt an Kytharas starken Körper.
„Dieser Schwächling, nie hätte er geboren werden dürfen!“
„Tanz, Brüderchen, tanz für mich! Schmeckt sie dir, die Peitsche?“
„Ehrenwerter Vater, es ist ein Jammer, aber mein Bruder war schon immer so ein Versager. Bitte, heilt ihn für mich, ja?“
„Gewiss, mit Freude sogar. Sagte nicht Euer Vater, dass dieses Spiel möglichst lange andauern soll?“
„Bitte ...“ Thamar wusste, dass seine Augen weiterhin geöffnet waren, doch er sah nur noch rote Blitze zucken, und dazwischen die verhassten Gesichter seiner Peiniger. Sollten sie am Ende triumphieren?
„Hilf mir, Kythara. Hilf mir ...“
Mit fliegenden Fingern riss Kythara ihm die restlichen Kleider vom Leib. Am liebsten hätte sie auch geschrien, als sie all die Narben und schlecht verheilten Wunden sah, die nun zum Vorschein kamen: Ilat hatte wirklich nichts ausgelassen. Ilat und dieser Sonnenpriester. Energisch verdrängte Kythara den Zorn, schlüpfte aus ihrem eigenen Gewand und setzte sich neben Thamar, der zitternd und stöhnend und schreiend dalag, kaum noch bei Bewusstsein. Heilmagie war nicht gerade ihre Stärke, aber es brauchte nicht viel. Die körperlichen Wunden waren zum größten Teil verheilt, diese Aufgabe war leicht – es war sein Geist, der im Zusammenbruch begriffen war. Trotzdem zögerte sie einen Moment. Die Elfen hatten diesen Jungen mit so viel Magie berührt. War es wirklich klug, ihm noch mehr davon aufzuzwingen? Es gab genug Heilpflanzen und Tränke, mit denen sie ihm die Schmerzen nehmen und einen Aufschub erwirken könnte. Vielleicht konnte die Rettung seiner Seele ein wenig warten? Doch ein letzter Blick auf dieses elende zitternde Bündel Mensch überzeugte sie schließlich. Thamar brauchte alles, was sie ihm geben konnte, und das sofort!
Er erschauderte unter ihren kühlen Händen an seinen Schläfen, aber seine verkrampften Muskeln entspannten sich, als ihre Magie zu fließen begann.
„Alles wird gut“, wisperte sie ihm zu. Ah, er war jung, fast noch ein Kind! Kythara lächelte bei diesem Gedanken. Vor einigen hundert Jahren hätte sie Gefallen an der Vorstellung gefunden, einen solch jungen Geliebten in ihre Arme zu ziehen.
Thamar lag still da und wartete. Die Schmerzen waren im Augenblick zurückgedrängt, seine Wunden schienen sich alle geschlossen zu haben, sein Geist war zu erschöpft für Ruhelosigkeit. Er wusste, dass würde nicht lange so bleiben, es sei denn, Kythara konnte ihm tatsächlich helfen.
„Wehre dich nicht. Sollte dir etwas Angst machen, sag es mir, und ich finde einen Weg“, hörte er die Hexe flüstern. Ganz nah an seinem rechten Ohr. Er zuckte leicht zusammen, als er ihren Atem spürte, ihre Lippen, die sanft seine Wange streiften. Mit bedächtigen Bewegungen glitt sie über seinen Körper und setzte sich auf seinen Bauch. Ihre Haare kitzelten ihn, als sie sich vorbeugte, sacht ihren Weg nach oben küsste, bis sie eng an ihn gepresst dalag, ihr Kopf auf seiner Schulter. So wartete sie, gab ihm offenbar Zeit, dass sein Atem und Herzschlag sich beruhigen konnte, streichelte dabei mit langsamen, beruhigenden Bewegungen über seinen Arm. Thamar entspannte sich, froh, dass Kythara nicht wie eine hungrige Wölfin über ihn herfiel, wie er insgeheim befürchtet hatte.
„War das ein Bild von einer Wölfin mit meinem Gesicht?“, hörte er sie in seinem Geist. Wider Willen musste er lachen. „Was belauschst du meine Gedanken?“
„Um das, was ich tun will, schaffen zu können, muss ich dir mit Leib
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