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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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ist gut für den Magen, ich werde gleich noch ein paar davon holen, und wenn Ihr schwere Träume habt, kann ich Euch einen Kräutertee brauen.“ Stumm ließ er die Folter über sich ergehen, zu tief saß die Erziehung, die jeder Hochadlige in Roen Orm ertragen musste: Eine Dame durfte man nur dann unterbrechen, wenn höchste Lebensgefahr bestand, ansonsten hatte man ihr aufmerksam zuzuhören und zu antworten. Selbst auf die Gefahr hin, an Langeweile zu sterben.
    Einer Dame durfte man nicht einmal widersprechen, wenn sie offensichtlich log oder Unfug erzählte – eine Sitte, die schon die interessantesten Konflikte verursacht hatte, da einige Fürstentümer und Königreiche aus genau diesem Grund weibliche Botschafterinnen nach Roen Orm schickten. Außerdem durfte man eine Dame nur dann von einer Handlung abhalten, falls diese entweder gesetzwidrig oder lebensgefährlich war.
    Kythara musste sich auf die Lippen beißen, um nicht laut zu lachen, als Thamar fast an seiner Verzweiflung erstickte – sie fütterte ihn gnadenlos, und er konnte sich nicht dagegen wehren. Seine immer flehentlicheren Bitten beachtete sie nicht weiter.
    Die adligen Frauen von Roen Orm wurden von Geburt an nicht weniger strikt erzogen; ein stählernes Korsett von Sitte, Anstand und Moral hinderte sie daran, ihre Privilegien auszunutzen. Damen plapperten nicht, Damen fielen eher in Ohnmacht, als irgendetwas Unanständiges zu versuchen, und sollte doch eine von ihnen so widerspenstig sein, gegen die Ethik zu rebellieren, wurde sie von den ihresgleichen so lange geächtet, bis sie fügsam war.
    Genau hier war der Angriffspunkt der Hexen. Es war leicht, sich in den Hochadel einzuschleichen, und sofern man es geschickt anstellte, konnte man ungeniert lügen, manipulieren und intrigieren. Sollte eine Dunkle Tochter dabei auffallen, störte sie sich nicht an der strafenden Verachtung der anderen Damen, denn während die Roen Ormschen Frauen von klein auf gewöhnt waren, ausschließlich in Gesellschaft und Gemeinschaft überleben zu können, war es für die Hexen leicht, Einsamkeit und Isolation zu ertragen.
    Kythara zwang den Prinzen zu essen, bis alle Schüsseln leer waren und er aussah, als würde er gleich Selbstmord begehen, um weiterer Demütigung zu entkommen.
    Warte nur, zwei, drei Jahre inmitten von Hexen, und du wirst keiner Dame mehr zum Opfer fallen! Sie lachte sie innerlich. Eine überlebenswichtige Lektion für einen künftigen König!
    „Ich bin gleich wieder da“, zwitscherte sie honigsüß, verschwand mit dem Geschirr und gab dem jungen Mann so eine wohlverdiente kurze Verschnaufpause. Als sie kaum eine Minute später lautlos zurückkam, fand sie ihn zusammengesunken am Tisch, den Kopf auf den Armen ruhend. Er fuhr erschrocken hoch, als er ihre Nähe spürte und versteifte sich unter ihren Händen, die über seinen Rücken strichen.
    „Ganz ruhig“, wisperte sie, als sie begann, ihm Schultern und Nacken zu massieren. Thamar zuckte vor Schmerz, während sie mit kundigen Fingern die verhärteten Stellen fand, vor allem bei seiner leicht gezerrten Schulter. Ein erstaunliches Kunststück war das gewesen! Wer noch so jung war, in solch einem Zustand von Erschöpfung und Angst aus dem Augenwinkel Gefahren abschätzen und einen Kampfstab aus der Luft fangen konnte, der besaß beachtliches Talent.
    Thamar gab keinen Laut von sich, obwohl Kythara spürte, dass sie ihm beim Massieren immer wieder weh tat. Nach einer Weile begann er sich sogar zu entspannen. Als ihre Hände jedoch weiter wanderten und versuchten, die Bänder seines Oberhemdes zu lösen, da sprang er auf. Bleich vor Entsetzen wich er vor ihr zurück, bis er gegen das Bett stieß und auf die Decken fiel. Kythara lächelte ruhig. Schritt für Schritt kam sie ihm näher.
    „Verzeiht“, wisperte Thamar halb erstickt, schüttelte dabei ununterbrochen den Kopf in hilfloser Abwehr.
    „Du brauchst mich nicht zu fürchten“, sagte Kythara leise und ließ absichtlich das höfische Getue fallen. Sie setzte sich neben ihn, achtete aber darauf, dass sie ihm genug Freiraum ließ. Der junge Mann war zu Tode erschöpft, überreizt und völlig verängstigt. Er wusste, es gab nichts, was die Hexen ihm nicht durch Magie oder schiere körperliche Gewalt antun konnten. Doch genau das wollte sie nicht. Thamar brauchte Hilfe, seine zerrissene Seele wie auch sein geschändeter Körper Heilung. Er stand am Rande des Abgrundes, vor dem sie ihn schleunigst zurückziehen musste. Andernfalls würde

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