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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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und Seele nahe kommen. Keine Angst, ich werde nicht in den Tiefen deiner Erinnerungen wühlen, aber hier, am Rande deines Bewusstseins, kann ich das eine oder andere aufschnappen. Und jetzt gestehe, hältst du mich wirklich für so ein Monster? Soll ich mich in so etwas verwandeln?“
    Er spürte das warme Lachen hinter Kytharas drohenden Worten und hob unwillkürlich die Arme, um den schlanken warmen Körper, der auf ihm lag, zu umarmen. Es war nicht das erste Mal, dass eine Frau das Bett mit ihm teilte, doch das letzte Mal war lange her und nie hatte er jemanden zu sich gelassen, den er weder liebte noch begehrte.
    „Es ist allerdings nicht deine erste Begegnung mit einer Hexe.“ Ihre Hände streichelten über seinen Oberkörper, neckten zart die Brustwarzen, strichen dann hinab zu seinem Bauch.
    „Du erinnerst dich sicher an Naliar?“
    „Naliar? Aber …“ Verwirrt riss Thamar die Augen auf, aber Kythara drückte ihn zurück in das Kissen.
    „Sie war doch schon jahrelang im Schloss gewesen, als Dienstmädchen. Naliar ist eine Hexe?“
    Er erinnerte sich gerne an Naliar. Sie war etwas älter als er, ein scheues, unauffälliges Dienstmädchen. Alles an ihr war rund, weich und anschmiegsam, er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie sie irgendetwas Dunkles tun könnte! Sie war in dieser Mittsommernacht in sein Schlafgemach geschlichen, er war gerade erst fünfzehn gewesen, und hatte ihm ihre Jungfräulichkeit geschenkt. Am nächsten Morgen war sie aus dem Palast verschwunden, niemand wusste, was aus ihr geworden war – Thamar hatte das immer bedauert.
    „Hast du dich nie gefragt, wie sie in dein Bett gelangen konnte, vorbei an allen Wachen und Sicherungen, Fallen und Schlössern? Naliar hatte zwei Jahre lang auf diesen Moment hingearbeitet, sie war fest entschlossen gewesen, ihre erste Nacht mit einem Prinzen von Roen Orm zu verbringen. Sie hat nicht viel über diese Nacht erzählt, lediglich, dass das Warten sich gelohnt hatte.“ Kythara lachte wieder, und auch Thamar lächelte ein wenig verlegen, obwohl das schmerzende Pochen hinter seiner Stirn erneut eingesetzt hatte. Nicht mehr lange, und die Erinnerungen würden zurückkehren, mit all den dazugehörigen Qualen.
    „Trotzdem, wie kann so ein scheues Reh eine Hexe sein?“, dachte er, auch, um sich von Kytharas Zunge abzulenken, die mittlerweile über sein Ohrläppchen strich.
    „Es gibt viele Arten von Hexen. Es gibt die wilden Kämpferinnen, die weisen Ratgeberinnen, die Heilerinnen. Es sind Tänzerinnen und Künstlerinnen unter uns, es gibt jene, die sich der Erforschung der Magie, dem Lehren oder dem Bewahren von Wissen verschrieben haben. Es gibt ruhelose Wanderinnen, die durch die Welt ziehen und überall das Werk der Göttin verrichten. Es gibt Attentäterinnen, intrigante Politikerinnen, eiskalte oder auch wahnsinnige Mörderinnen.“
     
    Während sie in Gedanken zu ihm sprach, küsste Kythara sich langsam über Thamars Gesicht. Sie wusste, ihr blieb nicht mehr viel Zeit, doch sie durfte nicht zu rasch voran stürmen, sonst würde der junge Mann in Panik verfallen und ihr
    entgleiten. Ihn unentwegt mit Worten beschäftigt zu halten war ein gutes Mittel, um ihn abzulenken.
    „Einige der erfolgreichsten Intrigantinnen, Attentäterinnen und Mörderinnen verbergen sich hinter lieblichen Rehaugen, runden Mondgesichtern und anschmiegsamen, mütterlichen Körpern. Sie sind so seelenvoll, wiegen kleine Kinder in den Schlaf, erzählen
    wunderbare Märchen am Herdfeuer, verteilen Honigkuchen an die ganze Familie, und bevor sie in den Stall gehen, um die Kühe zu melken, erstechen sie kurz den Dorfvorsteher … Nicht aus Bösartigkeit, sondern weil sie dies als ihre Aufgabe verstehen. Wenn es notwendig ist, egal, aus welchem Grund. In ihren Seelen gibt es keinerlei Dunkelheit, sie töten für die Göttin genauso, wie sie ein Huhn schlachten oder Unkraut vom Gemüsebeet zupfen. Naliar lebt mittlerweile in einem Bergdorf, ist glücklich mit einem Schäfer verbunden und Mutter von zwei Kindern. Alle lieben sie, ihr Geschick mit Kräutern und Heilmitteln ist weit bekannt, sie ist trotz ihrer Jugend eine anerkannte Wehenfrau. Und manchmal, wenn ein Mensch oder Tier krank ist und leiden muss, erlöst sie das arme Geschöpf. Sie sind selten, diese Art von Hexen, doch glaube mir, sie sind Pyas Töchter. Bedrohe Naliars
    Kinder, und du wirst dich einem Raubtier gegenüber sehen, das dich in Stücke reißt.“
    Entschlossen rückte Kythara vor und küsste

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