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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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sein, die meisten hätten viel zu viel Angst, so etwas in meiner Nähe zu tun. Nun komm, lass uns wenigstens so tun, als würden wir üben, sonst nagelt uns Balinda gleich mit den Ohrläppchen an den nächsten Baum!“
    Sie verdrehte so wild die Augen und legte dabei mit übertrieben großer Geste die Hände an die Ohren, dass Corin unwillkürlich kichern musste.
    „In Ordnung. Aber bitte, du wirst die meiste Zeit herumstehen, während ich beständig meine Waffe vom Boden aufheben muss.“ Sie seufzte ergeben und hob ihren Kampfstab.
    „Dreh dich ein bisschen, ich werde so tun, als würde ich dich zwischen die Bäume abdrängen, ja? Ich will nicht, dass die anderen uns die ganze Zeit beobachten und mit den Fingern auf dich zeigen“, flüsterte Inani. Stirnrunzelnd gehorchte Corin, und sie begannen einen bedächtigen Schlagabtausch. Konzentriert achtete Inani darauf, passiv zu reagieren, und trotzdem ihre Gegnerin Schritt für Schritt außer Sichtweite abzudrängen. Corins Technik war tatsächlich ein Augenschmaus, mit blinder Sicherheit setzte sie ihre Füße in Stellung, und auch ihre restliche Körperarbeit war tadellos – nur viel zu langsam. Vollkommen verwirrt unterbrach Inani die Übung und starrte sie an.
    „Sag mal, wie viele Stunden am Tag übst du? Deine Armhaltung ist ja göttlich!“
    „Üben? Täglich, hier eben, wenn Balinda oder Kirla sich Zeit für mich nehmen. Shinobja sieht mich natürlich nicht einmal an. Mutter erlaubt nicht, dass ich Zuhause übe, weil ich dabei ihrer Meinung nach zu viel zerstöre“, erwiderte Corin. Ihre Augen schossen suchend umher. Anscheinend glaubte sie noch immer, dass irgendwo Freundinnen von Inani lauerten, um sie auszulachen.
    „Dann bist du zweifellos das größte Talent, das hier frei herumläuft, Corin, nur dass irgendjemand vergessen hat, dir das zu
    sagen“, bemerkte Inani trocken. „Schau hier!“ Überraschend sprang sie auf ihre Gegnerin zu und schlug eine blitzschnelle Attacke von oben. Corin reagierte, doch zu langsam, viel zu langsam: Hätte Inani durchgezogen, läge ihre Partnerin jetzt mit zerschmettertem Schädel am Boden. Corin schrie auf vor Angst und wollte sich gerade fallen lassen, als Inani sie am Arm packte und befahl: „Nicht bewegen!“
    Corin erstarrte in der halb ausgeführten Defensivposition.
    „Sieh auf deine Füße“, sagte Inani leise und wies zu Boden. Corins Füße befanden sich genau dort, wo sie hingehörten.
    „Und nun schau, was geschehen wäre, hätte ich mich langsamer bewegt!“ Inani kehrte in ihre Angriffsstellung zurück, den Stab weit über den Kopf erhoben und ließ ihn bedächtig auf Corin niedersinken. Die Panik verschwand und wich ungläubigem Verstehen, als die beiden Stäbe in perfekter Abfolge aufeinandertrafen.
    „Wärst du nur schneller, Corin, hättest du mich blocken können und vielleicht sogar töten, denn sieh: Ich hätte danach für einen Moment ohne jeden Schutz vor dir gestanden.“
    „Aber wie ...“ Erstaunt betrachtete Corin ihren Stab, als würde sie ihn zum allerersten Mal erblicken. „Balinda sagt zwar manchmal, dass ich gut stehe, ansonsten schimpft sie immer nur über meine lahmen Reflexe“, murmelte sie.
    „Mit deinen Reflexen ist alles in Ordnung, sonst hättest du nicht auf meinen Angriff so reagieren können. Nein, du blockierst dich hier, hier oben!“ Inani tippte mit dem Zeigefinger gegen Corins Stirn. „Du hast Angst, deshalb versagst du.“ Ihr war noch etwas aufgefallen, aber sie wusste nicht, wie sie das ansprechen sollte. Schließlich entschied sie sich für den direkten Weg und umrundete Corin mit einem raschen Schritt. Bevor diese irgendetwas sagen konnte, hatte Inani ihr energisch die Hände auf die Schultern gelegt und drückte zu. Wie sie es erwartet hatte, stöhnte Corin vor Schmerz auf und sackte leicht in die Knie.
    Sie versuchte sich zu entziehen, doch Inani war zu schnell und zu stark für sie: Mit zwei Handgriffen hatte sie Corin gepackt und das Oberteil des dünnen Kampfgewandes über deren Schulter gezogen. Inani zischte vor Entsetzen und Wut, als sie die roten, geschwollenen Striemen sah, die sich über Corins gesamten Rücken zogen, die kaum verheilten älteren Wunden, die blassen Narben.
    „Deshalb bewegst du dich manchmal steif und verhältst, bevor du die Arme hebst. Wie lange schlägt sie dich schon? Es muss sehr lange sein, so leicht, wie du den Schmerz verbergen kannst!“ Ihre Stimme zitterte leicht vor kaum beherrschter Wut. Die Art, wie Corin vor

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