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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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in einem Strudel ertrunken. Nur Momente waren ihnen geblieben, um ans Ufer zu gelangen, bevor Horden von Wasserchimären aus dem Nichts erschienen waren. Hier am Ufer war die Lage kaum besser. Sie mussten in Deckung gehen, und das sofort, sonst würden sie beide sterben. Gemeinsam mit Anevys Hoffnung.
    Von allen Seiten drängten sie heran, Pelzträger und Huftiere über Land, geflügelte Monster in allen Größen aus der Luft, Amphibien aus dem Wasser. Chyvile packte Jordre am Arm, stieß ihn gegen einen Baumstamm und riss sich ihre Edelsteinkette vom Hals.
    „Rühr dich nicht, egal, was geschieht!“, befahl sie, warf einen der Aquamarine zu Boden und rief: „Irrhogorrt!“ Ein Schutzschild entstand um ihren Sohn und hüllte seine kauernde Gestalt vollständig ein. Kein Geschöpf Anevys konnte ihn jetzt noch sehen oder berühren, er war geschützt – so lange eben, wie er diesen Schild nicht verließ. Er war weniger mächtig als die durch Gesang erschaffene Schutzwand, doch im Augenblick musste es genügen.
    Im letzten Moment ließ Chyvile sich fallen und wich den Klauen der geflügelten Angreifer aus. Noch in der Bewegung zog sie ihren Kearth, einen Säbel, gefertigt aus dem Elfenbein eines Lanzenhais. Die perlmuttfarbene Klinge war so lang und so breit wie Chyviles Arm, leicht gebogen und extrem scharf. Magie sorgte für die nötige Widerstandskraft. Mit einigen hastigen Schlägen sorgte sie dafür, dass ihre Gegner zurückwichen. Zwei geflügelte Wolf-Falken-Chimären und ein schwarzer Katzenhirsch stürzten tot zu Boden.
    „Halt dir die Ohren zu, Jordre!“, befahl sie. Ohne abzuwarten, ob der Junge gehorchte, bildete sie ihre Kiemen aus, erschlug ein zuschnappendes Krokodil und holte tief Luft. Der Famár-Hilfeschrei, den sie ausstieß, war für die meisten Geschöpfe nicht hörbar, doch die unirdischen Laute ließen all jene Kreaturen, die mit Fledermäusen gekreuzt worden waren,
    orientierungslos abstürzen. Einige Angreifer besaßen ein empfindliches Gehör, aufschreiend, brüllend, taumelten sie benommen. Manche Insekten, die zu nah an Chyvile heran geflogen waren, fielen tot zu Boden. Sie nutzte die Gelegenheit und wütete gnadenlos unter ihren Feinden. Mit einem Seitenblick vergewisserte sie sich, dass es Jordre gut ging – er kannte die Gefahr ihres Schreis, hatte den Kopf zwischen die Knie gedrückt und schützte mit beiden Händen seine Ohren. Er wusste nicht, warum sein Gehör so viel empfindlicher war als das eines gewöhnlichen Orn, aber es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie ihm genau das erklären musste. Falls sie beide überlebten.
    Ein ferner Ruf drang in ihr Bewusstsein: Mehrere Famár befanden sich in der Nähe und eilten ihrer Führerin zu Hilfe.
    Zwei Bärenartige drangen gleichzeitig auf Chyvile ein. Sie wusste sofort, dass sie mit dem Schwert nichts mehr ausrichten konnte – diese Bestien waren zu groß und zu schnell. Zögernd griff sie nach ihren magischen Kräften.
    Ich hasse es, ich hasse es!
    Beinahe wäre sie lieber selbst gestorben, als zu tun, was für ihr Überleben notwendig war. Zu abscheulich war es, die Magie so zu missbrauchen. Als Famár gebot sie ausschließlich über Wassermagie, doch das gab ihr Macht über fast alles, was lebendig war. Während sie den tödlichen Pranken auswich, schlug sie magisch zu. Deutlich sah sie die schlagenden Herzen der gewaltigen Kreaturen vor sich, spürte den Fluss des Blutes. Osmege hatte diese Geschöpfe verdorben, dennoch schmerzte es. Chyvile wandelte das Blut des Bärenartigen in Eis. Die Chimäre starb augenblicklich, unrettbar verloren. Den zweiten tötete sie mit dem Säbel. Aber sie hatte einen winzigen Moment zu lang gezögert und zu viel Kraft verloren, denn solche Magie wirkte auch sie nicht ohne hohen Preis. Sie sah die Tentakel der Schlangen-Efeu-Chimäre auf sich zufliegen, die zuschnappenden Kiefer eines Leguan-Eichhörnchens, konnte unmöglich ausweichen.
    Zumindest ist der Junge in Sicherheit … Es war ein gutes Leben, dachte sie noch. Dann prallte etwas mit voller Wucht gegen ihren schmalen Körper, und sie flog durch die Luft.
    Chyvile fand sich am Boden wieder, benommen und mit schmerzendem Kopf. Entsetzt beobachtete sie, wie Jordre zum Flussufer rannte, dabei unentwegt brüllte und so die Aufmerksamkeit der Angreifer auf sich zog. Chyvile fluchte über ihre Schwäche und die Dummheit der Orn im Allgemeinen und rappelte sich hoch. Gerade rechtzeitig kam sie auf die Füße, um zu sehen, wie zwei männliche

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