Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
Vom Netzwerk:
wie alle anderen Mädchen ihr nachstarrten. Sicherlich waren einige neidisch, dass Inani sich vor dem ungeliebten Unterricht drücken konnte, die meisten wussten allerdings genau, wenn die Königin rief, bedeutete dies selten etwas Gutes. Corin schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, das Inani erwiderte.
    Unbehaglich näherte sich Inani Kytharas Haus. Seit dem Zwischenfall mit Thamar waren drei Tage vergangen, danach hatte sie sich nichts mehr zuschulden kommen lassen. Oder? Thamar war heute Morgen fortgebracht worden, an einen geheimen Ort irgendwo in Enra. Nur wenige Auserwählte durften wissen, wo er Zuflucht gefunden hatte.
    Vielleicht darf ich …? Inani schüttelte den Kopf. Sie war viel zu jung, um Thamar und seinen Verbündeten zu helfen.
    Vielleicht in ein paar Jahren, aber jetzt war sie nichts als ein kleines, albernes Mädchen. Eines, das alle fürchteten, weil sie weiterhin oft mit dem Panther verbunden war. Niemand vertraute ihr.
    Ich würde ihn gerne wiedersehen. Dieser Gedanke war überraschend. Und doch war es wahr: Der junge Mann mit dem wundervollen Lachen und den traurigen Augen gefiel ihr.
    Du bist so armselig, Inani Shoratochter! Er wird froh sein, wenn er dich niemals mehr erblicken muss, du hast ihn beschämt! Entschlossen klopfte Inani an die Tür und betrat Kytharas Haus, bereit, die Verantwortung für alles zu übernehmen, was man ihr vorwerfen würde.
    „Du hast dir eine Menge Zeit gelassen.“ Kythara verschloss ihren schwarzen Reiseumhang mit einer Onyxbrosche, die wie eine Schlange geformt war. Einmal mehr fiel Inani auf, dass die Königin sich beständig mit Schlangensymbolen umgab, obwohl ihre Seele doch den Raben zugewandt war. Erst dann wurde ihr bewusst, was Kythara da eigentlich machte.
    „Du gehst auf Reisen?“, fragte sie verwirrt.
    „Ja. Und du kommst mit. Ruf deine beiden Vertrauten an den Waldrand, sie sollen dich begleiten“, erwiderte Kythara kurz angebunden. Sie packte eine Handvoll flacher Wurfmesser und verstaute diese an jeder verfügbaren Stelle ihres Körpers: in den Schäften ihrer kniehohen Stiefel, in den Innenseiten ihres Gürtels, in den Innentaschen ihres eng anliegenden schwarzen Kleides, unter ihren Oberarmreifen ... Inani starrte sie eine Weile mit offenem Mund an, bevor sie sich zusammenriss und nach ihren Vertrauten rief.
    „Brauche ich auch Waffen?“, wagte sie schließlich zu flüstern.
    „Nur einen einzelnen Dolch, und den trägst du ja schon bei dir.“ Inani blickte auf die Klinge an ihrem Gürtel, als bemerke sie diese zum ersten Mal. Das ruppige kühle Auftreten der Königin war ihr durchaus vertraut. Kythara gab sich immer so, wenn sie nervös war. Wohin wollte sie bloß gehen, dass sie sich so stark bewaffnen musste?
    „Wir gehen nach Roen Orm. Es ist Zeit für dich, dein Rachespiel zu beginnen.“ Mit raumgreifenden Schritten eilte Kythara aus dem Haus, auf den Waldrand zu. Hier warteten bereits die Leopardin und die Schlange, gemeinsam mit Kytharas großen Kolkraben.
    „Garnith? Der Erzpriester? Aber ich bin doch noch nicht so weit!“, stammelte Inani mit wild klopfendem Herzen. Kythara wirbelte herum und fixierte sie mit einem eiskalten Blick.
    „Fürchtest du dich? Willst du von deinem Anspruch zurücktreten? Das hier ist nichts für ängstliche Kinder, die sich an den Rockzipfel ihrer Mama klammern wollen. Sag es mir: Willst du Garnith vernichten? Willst du Rache nehmen für das, was er Thamar angetan hat? Für das, was er anderen Menschen antut und dabei den Namen seines Gottes missbraucht? Jetzt kannst du noch zurück. Wenn wir gleich durch den Nebel schreiten, ist es zu spät, also entscheide dich schnell!“
    Inani zuckte leicht zusammen, doch sie wich nicht vor Kytharas brennendem Zorn zurück. Einen Moment lang schloss sie die Lider und horchte in sich hinein. Es war leicht, die Erinnerung an Thamars vernarbten, misshandelten Leib heraufzubeschwören. Den tiefen Schmerz, den der junge Mann mit sich trug. Wieder hörte sie die verdorbene Magie, die zu ihr geschrien hatte, wie eine Melodie, die lieblich klingen sollte, doch alle Töne waren falsch und verzerrt. Wut brandete in ihr hoch, und als sie die Augen öffnete, spürte sie, dass ihre Iris sich erneut verfärbt hatte. Die Raubkatze brüllte in ihrer Seele, drängte dicht an die Oberfläche.
    „Ich will diese Rache. Sag mir, was ich tun muss!“
    Zufrieden nickte Kythara ihr zu.
    „Ich wusste, du würdest den Panther wählen. Wisse, das Rachespiel einer Hexe folgt stets

Weitere Kostenlose Bücher