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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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Schlimmeres durchgemacht! Gib Carol ihre Anweisung. Carol, hören Sie Lew zu.«
    »Ja, Sir, ich höre.«
    Lew sagte bebend. »Gehen Sie ins Heck, Carol. Spülen Sie die Damentoilette. Tun Sie das als erstes. Die Reihenfolge ist wichtig — die Damentoilette zuerst.«
    »Ja, Sir.«
    »Dann«, sagte er, »gehen Sie in die Herrentoilette und spülen Sie die, Sie verstehen? Der Sinn ist, den Unterdrück in der Zweigleitung zu kontrollieren. Sie verstehen?«
    »Ja, Sir.«
    »Schön. Dann also, nachdem Sie das einmal gemacht haben, bleiben Sie an der Bordsprechanlage. Ich werde den Zweigleitungsdruck kontrollieren. Sobald der Druck fällt, gebe ich Ihnen ein Signal — was für Signal soll ich geben, Willard?«
    »Fünf Klingelzeichen. Das ist ein bisher unbenutztes Signal. Es gilt nur für Carol.«
    »Okay«, sagte Lew. »Sobald Sie also das Signal, fünf Klingelzeichen hören, eilen Sie zu den Toiletten und wiederholen alles. Aber rasch. Und vergessen Sie es um Gottes willen nicht, die Reihenfolge ist lebenswichtig! Wenn Sie zuerst die Herrentoilette spülen, entsteht ein Gegenunterdruck. Dann ist es aus mit uns.«
    Ich sagte: »Ich werde daran denken. Erst die Damentoilette, dann die Herrentoilette. — Heiliger Himmel, stellen Sie sich vor, jemand benutzt gerade die Herrentoilette?«
    Der Kapitän sagte ernst: »Carol, dies ist nicht der Augenblick für falsche Scham. — Lew, ist sonst noch was?«
    Lew sagte mit kläglicher Stimme: »Willard, die Kleine ist neu. Sie hat sich noch nie in so einer Lage befunden. Können wir uns auf sie verlassen?«
    »Wir müssen uns auf sie verlassen«, sagte Willard barsch. »Herzchen, Sie werden das schaffen, nicht wahr?«
    »Ich werd’ mein Bestes tun, Sir.«
    »Braves Mädchen. Okay. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Springen Sie los.«
    Ich eilte ins Heck. Nan und Jill waren in der Kombüse. Jill fragte: »Was ist denn los, Carol?«
    Ich antwortete flüsternd: »In den Zweigleitungen entsteht Unterdrück.«
    »Oh, nein!«
    Ich sauste zu den Toiletten. Die Damentoilette war frei. Ich spülte. Die Herrentoilette war besetzt. Ich wartete ungeduldig. Der Mann, der herauskam, betrachtete mich mit einem erstaunten Blick, und ich erklärte munter: »Wir haben nur ein wenig Unterdrück, Sir, nichts Ernsthaftes.« Ich spülte die Herrentoilette.
    War es nur eine Einbildung, oder klangen die Motoren wirklich sofort ein wenig gleichmäßiger?
    Ich ging zur Bordsprechanlage und wartete. Eine Minute später ertönte das fünfmalige Klingelzeichen. Ich stürzte zu den Toiletten und wiederholte die Prozedur. All dies Spülen wirkte langsam auf meine Eingeweide, aber dafür war keine Zeit. Ich eilte sofort zurück zur Bordsprechanlage und wartete volle fünf Minuten. Gott! Es hatte genützt! Wir hatten den Druck unter Kontrolle! Ich entschloß mich, Nan Burnham beim Ausschenken der Getränke zu helfen, und als ich eben meine erste Tasse Kaffee einem reizenden alten Herrn mit weißem Schnurrbart servierte, ertönte das Zeichen zum drittenmal. Zurück zu den Toiletten. Zurück zur Sprechanlage. Zurück zu den Toiletten.
    In dieser verdammten gabelförmigen Zweigleitung herrschte auf dem ganzen Flug nach Tampa Unterdrück, aber wir schafften es schließlich. Keiner der Passagiere, soweit ich das feststellen konnte, hatte die leiseste Ahnung von der entsetzlichen Gefahr, in der wir geschwebt hatten. Erst als wir zur Landung ansetzten und alle schon ihre Sitzgurte angeschnallt hatten, sah ich, wie Jill sich eine Hand vors Gesicht hielt und mit einem glänzenden, tränenfeuchten Auge zu mir hinüberlugte. Dann nahm sie die Hand fort und krümmte sich vor Lachen; und da ging mir ein Licht auf, sie hatten mir einen Streich gespielt.
    Die beiden waren sehr reizend zu mir für den Rest des Fluges und erzählten mir, wie man sie seinerzeit hereingelegt und wie man gewissermaßen jeder Stewardeß, die sie kannten, einen Streich gespielt hatte — und im allgemeinen stand er immer irgendwie in Verbindung mit den Toiletten. Männer bleiben nun mal Knaben, wie Nan und Jill mir erklärten; ein Ausspruch, so wahr, wie ich nur je einen gehört habe.
    Am Abend in New Orleans führten Willard und Lew mich zum Essen aus in ein fabelhaftes französisches Restaurant, und beide überreichten mir je eine Orchidee. Willard sagte, ich sei okay, und er liebe mich; Lew sagte, er liebe mich und ich sei okay, und ich sagte, sie seien Hundesöhne, aber ich liebte sie beide, weil ich mein Leben lang nur Männer geliebt

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