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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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heilfroh, Donna wieder in unserem Kreis zu haben. Jetzt waren wir alle fünf wieder beisammen, so, wie wir in Idlewild gestartet waren mit dem Flug 21 A.

    Das Appartement bestand aus einem großen Wohnraum, einem etwas kleineren Schlafzimmer und einer mit allen Schikanen ausgestatteten Kochnische und den üblichen Waschgelegenheiten, die in einem einzigen Badezimmer bestand; aber das Herrlichste an allem war, daß man aus den Fenstern den Blick auf das Meer hatte. Tief unter uns breiteten sich die Anlagen des Hotels aus, Palmen (zwischen denen Lampions baumelten), ein großes nierenförmiges Schwimmbassin, eine lange Reihe Umkleidekabinen und der breite, goldene Strand, das Meer, das sich Meilen und Meilen und Meilen weit dehnte, wechselnd von Smaragdgrün dicht am Strand bis zu Silbergrün, dort, wo der Golfstrom hindurchfloß; und über diesem endlosen Meer spannte sich die ganze Unendlichkeit des Himmels, mehr Himmel, als ich, soweit ich mich erinnern konnte, je in meinem Leben gesehen hatte. Es war atemberaubend.
    Annette und Mary Ruth entschieden sich für das Schlafzimmer. Alma, Donna und ich belegten das Wohnzimmer. Die eigentlichen Möbel waren natürlich aus dem Wohnzimmer ausgeräumt worden, dafür hatte man drei Betten hineingestellt und drei Kommoden, so daß kaum noch Platz blieb für einen kleinen Tisch und zwei sehr kleine Sessel. Donna wählte das Bett am Fenster, da sie aus New Hampshire kam und an Unmengen frischer Luft vor dem Frühstück gewöhnt war; ich schlief in der Mitte; und Alma nahm das Bett an der Tür; so war sie dem Badezimmer näher, und sie hatte eine ausgesprochene Leidenschaft für Badezimmer. Wir fanden dies leider zu spät heraus. Sie pflegte sich einzuschließen, und viele Stunden später kam sie wieder zum Vorschein mit unschuldigem Blick, einem riesigen Schminkkasten unter dem Arm und nicht der geringsten Spur von Make-up auf dem Gesicht; und Gott mag wissen, was sie dort drinnen trieb.
    Wir packten aus bis halb acht, rannten einander dabei fast um und zankten uns laut über den Platz in den Schränken, und dann gingen wir hinaus in den Korridor, wie Miß Pierce uns geheißen hatte. Wir drängelten uns mit allen anderen um den kleinen Tisch, und bald sah der Flur aus wie der Grand Central Bahnhof am Weihnachtsabend, abgesehen davon, daß hier die Menge nur aus Mädchen bestand. Mädchen. Überall Mädchen. Die meisten hatten sich für diesen Anlaß ein wenig in Schale geworfen und, offen gestanden, sie warfen mich um. Ich meine, so als Horde von Weiblichkeit, an einem Ort versammelt. Sie sahen toll aus. Aber sie sahen nicht nur hinreißend aus, sondern sie hatten obendrein auch so etwas Sauberes, Gesundes, Frisches an sich.
    Miß Pierce und Miß Webley standen hinter dem Tisch, und neben ihnen standen drei Männer, die alle diese sonderbare abwehrende Miene zur Schau trugen, die Männer immer annehmen in einer solchen Situation, wenn sie hoffnungslos in der Minderheit sind gegenüber dem weiblichen Geschlecht. Einen von ihnen kannte ich — Mr. Garrison, bei dem ich mich in New York vorgestellt hatte. Die anderen beiden hatte ich noch nie gesehen.
    Miß Pierce klopfte mit einem Bleistift auf den Tisch und rief: »Ruhe, Kinder.« Sie wartete, bis das Gemurmel verebbt war, dann nickte sie Mr. Garrison zu, und er stieg auf einen Stuhl und hub an, zu uns zu sprechen. Er trug einen hellen Sommeranzug und hielt die Hände auf dem Rücken unter den Rockschößen verborgen. Sein joviales Gesicht war gerötet.
    »Meine Damen«, fing er an, »ich will nicht viele Worte machen«, und das machte mich sofort auf das Schlimmste gefaßt. Er ließ seinen Blick über uns schweifen, ehe er fortfuhr: »Bis jetzt wurden unsere Stewardessen in Pennsylvania ausgebildet, und wir brachten sie unter, wo wir konnten, in Familien, in Pensionen und so weiter. Es war ein wenig unbequem, aber ich möchte das ganz besonders betonen: es funktionierte. Einige unserer tüchtigsten Mädchen sind unter diesen Bedingungen ausgebildet worden.«
    Wieder ließ er seinen Blick über uns gleiten. »Heute haben wir, dank der großzügigen Hilfe Mister Maxwell Courtenays, zum erstenmal Ausbildungsbedingungen, die unsere kühnsten Träume übertreffen. Ihr seid in einer eigenen Etage in einem der besten Hotels von Miami Beach untergebracht.« Er schaute hinunter. »Oder vielmehr, dem besten Hotel, nicht wahr, Mister Courtenay.«
    »Einem der besten, scheint mir angemessen, Sir«, warf Mr. Courtenay bescheiden

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